Viele Häs aus der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte sind in Bad Dürrheim im "Narrenschopf" genannten Museum zu sehen. Foto: Archiv Gebauer

Zusammenfassung über hiesige Narrenvereinigungen: Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Oberndorf - Die Fasnet nimmt als sogenannte fünfte Jahreszeit einen festen Platz im kulturellen Leben der Region ein. Einige Narrenzünfte (die örtlichen, kleinsten Institutionen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht) blicken auf eine mehrere Jahrzehnte umfassende Geschichte zurück, während vielerorts auch heute noch neue Zünfte gegründet werden.

Um die Traditionen der Fasnet fortzusetzen und nach außen zu vertreten, sowie regelmäßige Treffen untereinander zu organisieren und zu gewährleisten, schließen sich die meisten Zünfte einer Narrenvereinigung an. Bei diesen Zusammenschlüssen, erklärt Volker Gegg, sind die Bezeichnungen "Ring", "Bund" oder "Vereinigung" synonym zu verstehen. "Letztlich sind sie alle Verbände und wie die Zünfte auch in Vereinsform organisiert", sagt der Pressereferent der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) - einer der bedeutendsten und nach eigenen Angaben ältesten Fasnets-Zusammenschlüsse.

Klassische Interessensvertretung

Die grundsätzliche Arbeit eines Verbandes, sei es nun ein Wirtschafts-, Sport- oder Fasnetsverband, ist das Vertreten der Interessen seiner Mitglieder in Politik und Gesellschaft - auch Lobbyarbeit genannt.

Die 1924 in Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) gegründete VSAN mit Sitz in Bad Dürrheim ist ein Zusammenschluss von 68 Narrenzünften und acht Partnervereinigungen, die in den Regierungsbezirken Freiburg, Tübingen, Schwaben (Bayern) sowie in fünf Kantonen der deutschsprachigen Schweiz beheimatet sind. Die "Landschaften" sind dabei eine hierarchisch-organisatorische Untereinheit im Aufbau der VSAN. Das Narrentreffen in Offenburg (Ortenaukreis) am 17. Februar beispielsweise war ein Treffen der VSAN-Landschaft Schwarzwald.

"Grundsätzlich zielen die Maßnahmen aller Verbände auf den Erhalt und die Weiterführung des Kulturguts schwäbisch-alemannische Fasnet ab", sagt Gegg. Die konkrete Arbeit der VSAN, erklärt er, umfasst beispielsweise die Organisation von Tagungen und Lehrgängen für die Mitglieder. Zudem unterhält der VSAN eine eigene Stiftung, legt eigene Publikationen auf und betreibt das Fastnachtsmuseums Narrenschopf in Bad Dürrheim. Ziel ist die Dokumentation, Archivierung und Darstellung des Kulturguts Fasnet.

Mit Erfolg: 2014 wurde die schwäbisch-alemannische Fastnacht von der Deutschen UNESCO-Kommission als nationales immaterielles Kulturerbe anerkannt. Nun, erklärt Volker Gegg, werde der Status als immaterielles Weltkulturerbe angestrebt.

Dachverband mit 600.000 Narren

13 amtierende Narrenverbände, darunter auch die VSAN, haben sich zudem innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Süd-West-Deuscher Narrenvereinigungen (ARGE) zusammengeschlossen. Dieser Dachverband vereinigt etwa 600.000 Narren, die Kulturgut, Bräuche und Sitten der schwäbisch-alemannischen Fasnet pflegen. In den vergangenen Jahren beispielsweise waren auf dieser Ebene Fragen zu Sicherheitskonzepten bei Umzügen oder Gema-Gebühren im Diskurs.

"Ein weiterer Vorteil innerhalb eines Verbands ist aber natürlich auch, dass gemeinsame Narrentreffen organisiert werden und die einzelnen Mitglieder auf diese Weise Orte und somit Aspekte der Fasnet sehen, die weiter entfernt liegen", erklärt der Sprecher. Die Organisations-Schwerpunkte und Ausrichtungen der einzelnen Verbände wie auch die Stärke der kulturellen örtlichen Tradition ihrer Mitglieder sind unterschiedlich ausgeprägt.

Neben lokaler Nachbarschaft ist eine ähnlich starke traditionelle Bedeutung ein weiterer gemeinsamer Aspekt von Zünften eines Verbands. Um 69. festes Mitglied der VSAN zu werden, müsse das Brauchtum einer Zunft nachweislich zu einem hohen Grad verwurzelt sein. Deshalb, erklärt Gegg, schließen sich "jüngere" Zünfte häufig zu eigenen Vereinigungen zusammen.

Die Verbände im Überblick

Eine weiterer mitgliederstarker Narrenverband im Südwesten ist die Schwarzwälder Narrenvereinigung mit 48 Vollmitgliedern, zwei Gastzünften und zwei aktuellen Anwärterzünften, die zum Großteil im Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ansässig sind.

Im seit dem Jahr 1968 bestehenden Närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu haben sich 26 Zünfte aus den Kreisen Freudenstadt, Calw, Tübingen und dem Zollernalbkreis zusammengeschlossen.

33 Jahre Narrenzunft Schlatt hat der Narrenfreundschaftsring Zollernalb 2019 gefeiert. Die 22 Zünfte aus dem Zollernalbkreis kamen zu dieser Gelegenheit mit etwa 3000 Hästrägern in den Hechinger Ortsteil zu einem Ringtreffen zusammen. Ebenfalls aus dem Zollernalbkreis sind einige der 23 Mitgliedervereine, die sich mit Zünften aus den Kreisen Tuttlingen und Rottweil zum Narrenfreundschaftsring Schwarzwald-Baar-Heuberg vereint haben.

Im Februar 2019 hat der Narrenring Oberer Neckar in der Kastellhalle des Schramberger Ortsteils Waldmössingen sein 50-Jähriges Bestehen gefeiert. Der Ring besteht aus sechs Zünften aus dem Kreis Rottweil. Ebenfalls aus dieesm Kreis stammen die jeweils neun Zünfte, die sich innerhalb der Freien Narrenvereinigung Waldgau (Gründung 1981) sowie der Freien Narrenvereinigung Mittlerer Schwarzwald (Gründung 1994) vereint haben.

Geografisch sehr weit gestreut sind die inzwischen mehr als 160 Vereine, Zünfte, Gilden und Guggemusiken, der 2010 gegründeten Europäischen Narrenvereinigung Baden-Württemberg zugehören.

Aus den Landkreisen Sigmaringen und Tuttlingen sind die 15 Zünfte, die sich innerhalb der Narrenfreunde Heuberg zusammengeschlossen haben. Mitglieder des 1983 gegründeten Verbands sind unter anderem aus Stetten am kalten Markt oder Meßstetten. Die Narrenzunft Burladingen (Zollernalbkreis) ist eines der 27 Mitglieder der 1969 gegründeten Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte.

Einige Zünfte aus dem Raum Blumberg gehören zur Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Deren 120 Mitglieder sind ebenfalls in sechs Landschaften eingeteilt: Hegau Randen (zu denen die Blumberger Zünfte gehören), Nellenburg, Heuberg, Rosenegg, Höri-Bodanrück und Linzgau. Ebenfalls in dieser Gegend angesiedelt sind die 26 Mitgliedszünfte der 1978 gegründeten Narrenvereinigung Kleggau.

Ehemalige, weil ausgetretene Mitglieder der VSAN sind die Narrenzünfte aus Rottweil, Überlingen, Elzach, Oberndorf und die Historische Narrozunft aus Villingen. Die vier Erstgenannten haben sich 1963 per Handschlag zum sogenannten Viererbund zusammengeschlossen. Es besteht kein Verband oder eine schriftlich festgelegte Satzung.

Verbände, deren Mitgliederzünfte in an den Südwesten angrenzenden Gebieten liegen, sind beispielsweise der Verband Alb-Bodensee-Oberschwäbischer Narrenvereine (56 Zünfte oder Vereine aus den Regionen Bodensee, Oberschwaben, und Alb-Donau), der Alemannische Narrenring (91 Zünfte oder Vereine aus den Regionen Bodensee, Oberschwaben-Donau und Allgäu), die Vereinigung Badisch-Pfälzischer Narrenvereine (knapp 400 Vereine aus Mittelbaden, Nordbaden und der Vorder- sowie Westpfalz), der Ortenauer Narrenbund (mehr als 50 Zünfte aus dem Ortenaukreis) oder der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte (80 Mitgliedszünfte aus den sechs Vogteien Ortenau, Nördlicher Breisgau/Elztal, Freiburg, Mittlerer & Südlicher Breisgau, Dreiländereck und Hochschwarzwald).