Bilder wie diese wird es im nächsten Jahr wohl nicht geben. Foto: Schmidt

Keine Treffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte - Entscheidung mit Signalwirkung?

Oberndorf - Es sieht nicht gut aus für die Narren: Jetzt hat die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Dachverband 68 traditionell ausgerichteter Narrenzünfte im Südwesten, ihre Narrentreffen 2021 abgesagt.

Man könne "bei der Masse an Teilnehmern und Zuschauern" nicht sicherstellen, dass die Sicherheitsregeln eingehalten würden, sagte VSAN-Präsident Roland Wehrle am Freitag. Auf Veranstaltungen dieser Dimension wolle man 2021 verzichten, sagte Wehrle. Über Fastnacht selbst sei jedoch noch nicht entschieden worden. Das soll am 30. September geschehen. Wie fallen die Reaktionen auf die VSAN-Entscheidung aus? Wir haben uns umgehört.

An Straßenfastnacht wird festgehalten

Die Narrenzunft Haslach im Kinzigtal gehört zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung. Zunftmeister Manuel Seitz: "Sehr schade. Ein Narrentreffen zu planen und vorzufinanzieren ist natürlich viel zu riskant, zumal nicht davon auszugehen ist, dass im Februar wieder Veranstaltungen mit mehreren Tausend Teilnehmern und noch mehr Zuschauern zu verantworten wären."

"Dass die Narrentreffen nicht stattfinden sollen, bedeutet nicht, dass wir keine Straßenfastnacht haben können", erklärt Michael Armbruster, Zunftmeister der Gengenbacher Narrenzunft (Ortenaukreis). Vom VSAN seien die Mitglieder angehalten worden, nicht zu sehr zu spekulieren, sondern die Entwicklung der Lage zu beobachten. Die Gengenbacher Zunft werde schauen, wie andere große Veranstaltungen der Stadt im Herbst und Winter, wie Martini- und Weihnachtsmarkt gehandhabt werden, daran wolle man sich ausrichten. Allerdings sei ja Fastnacht – egal ob große Veranstaltungen möglich seien oder nicht. "Da muss man ein bisschen kreativ sein, das gelingt uns mit Sicherheit."

In Rottweil zeigt man sich unberührt

In Rottweil zeigt man sich von der Absage der Narrentreffen unberührt. "Wir nehmen sie zur Kenntnis", sagt Erster Narrenmeister Christoph Bechtold. Die Rottweiler sind bereits 1953 aus der Vereinigung ausgetreten. Die Narrensprünge in Rottweil zählen zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Der Ausschuss der Rottweiler Zunft trifft sich Ende September, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Für Bechtold ist klar: Wenn die Politik Großveranstaltungen nicht erlaube, dann werde es auch keinen Narrensprung geben. Die Fasnet in Rottweil zu verbieten, werde jedoch nicht möglich sein, sagt er. "Das ist, als wenn Sie Weihnachten absagen würden."

In Lörrach hat Obergildenmeister Jörg Roßkopf die Fasnacht 2021 noch nicht ganz abgeschrieben. Die Narrengilde diskutiert derzeit mit ihren Mitgliedscliquen, was 2021 trotz der Corona-Pandemie möglich sein könnte. Offiziell entscheiden will man aber erst Ende Oktober: "Alles, was groß ist – die Gugge-Explosion, der Sonntagsumzug oder der Kinderumzug – werden vermutlich nicht stattfinden, da sind wir uns alle einig", sagt Roßkopf. "Wir suchen jedoch nach Möglichkeiten, damit die Menschen wenigstens ein bisschen Fastnacht erleben können."

"Es war zu erwarten, da sich die Lage nicht gebessert hat"

Thorsten Scheurer, Zunftmeister der Obernheimer Hexenzunft im Zollernalbkreis ist nicht sonderlich überrascht über die Entscheidung der VSAN: "Es war zu erwarten, da sich die Lage nicht gebessert hat." Als Veranstalter könne er die Entscheidung gut nachvollziehen. Auch in Obernheim müsse in den kommenden Wochen eine Entscheidung fallen, wie es mit der Straßenfastnacht in der Heuberggemeinde 2021 weitergeht. Die Tendenz gehe aber ebenfalls zur Absage aller Veranstaltungen. "Es tut schon weh, aber es ist zum Schutz der Allgemeinheit", sagt Scheurer. Joachim Noack, Zunftmeister der Narrenzunft Narrhalla Hechingen, meint auf Anfrage: "Alles, was abgesagt wird, finde ich schade, aber ich sehe auch die Notwendigkeit: Wenn wir viele Corona-Fälle haben, sind Absagen nachvollziehbar."

Welche Auswirkungen die VSAN-Entscheidung auf die Fastnacht im Kreis Freudenstadt hat, ist noch unklar. Wie eine Anfrage unserer Zeitung ergab, warten die im Närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu organisierten 26 Zünfte noch auf die Entscheidung der Arbeitsgemeinschaft der südwestdeutschen Narrenvereinigungen und -verbände. Diese will Ende des Monats über das weitere Vorgehen entscheiden.

Ringtreffen im Zollernalbkreis bereits abgesagt

Der Entscheidung der VSAN, der ältesten der insgesamt 13 Narrenvereinigungen und Verbände Baden-Württembergs mit 60 Mitgliedszünften, habe aber möglicherweise Signalwirkung, heißt es. Im Kreis Freudenstadt wird im nächsten Jahr jedenfalls kein Ringtreffen stattfinden, dies jedoch turnusgemäß, da das Treffen nur alle zwei Jahre stattfindet. Das Treffen im benachbarten Zollernalbkreis hätte 2021 stattfinden sollen, wurde aber bereits abgesagt. Bei den Neckar-Gäu-Narren stellt man sich auf eine eingeschränkte Fasnet 2021 ein. Man wolle aufs närrische Treiben jedoch nicht ganz verzichten.

In Weil am Rhein (Kreis Lörrach) stehen der große Buurefasnachtsumzug, das Guggemonsterkonzert, der Kinder- und Fackelumzug sowie das Fasnachtsfeuer kurz vor einer Absage. "Es sieht nicht sehr positiv für diese Veranstaltungen aus", erklärte am Freitag Uwe Wissler, Vorsitzender IG Weiler Straßenfastnacht. Im Gespräch mit unserer Zeitung stimmte er der Aussage zu, dass die Chancen einer Umsetzung gegen null gehen.

Villingen-Schwenningen startet digitalen Versuch

In Zeiten der Corona-Pandemie können die Fastnachts-Bälle in Villingen-Schwenningen 2021 nicht stattfinden. Daher haben sich die jeweiligen Vereinsvertreter zu einem einmaligen Schulterschluss entschieden: 2021 wird es eine gemeinsame Veranstaltung der ballveranstaltenden Fasnetvereine in Villingen sowie der Narrenzunft Schwenningen geben. Der gemeinsame Ball soll in virtueller Form stattfinden.

Bereits abgesagt ist auch das Ringtreffen des Narren-Freundschaftsrings Schwarzwald-Baar-Heuberg, das 2021 von der Haugiebelzunft Heinstetten hätte ausgerichtet werden sollen.