Alte und neue Führung der VSAN (von links): die bisherigen Vize-Präsidenten Peter Schmidt und Otto Gäng mit dem Ehrenpräsidenten Roland Wehrle, der neu gewählte Präsident Roland Haag, die neue Vize-Präsidentin Sarah König, der wiedergewählte Schriftführer Paul Martin und der neue Vize-Präsident Martin Wittner. Foto: VSAN

Nach fast 30 Jahren als Chef der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte gab Roland Wehrle (Furtwangen) sein Amt an Roland Haag (Bad Waldsee) ab. Die Narren starten mit einem Generationswechsel ins neue Jahr.

Die Vereinigung wählte in Laufenburg am Hochrhein bei ihrer Hauptversammlung außerdem einen neuen Vize-Präsidenten und – erstmals in der 100-jährigen Verbandsgeschichte – auch eine Vize-Präsidentin.

 

Deutschlands ältester Narrenverband, die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN, Sitz in Bad Dürrheim), hat einen neuen Präsidenten: Roland Haag, vormals Zunftmeister der Narrenzunft in Bad Waldsee, führt künftig die Geschicke des Verbands.

70 000 aktive Narren

Er steht damit dem 1924 in Villingen gegründeten Zusammenschluss von heute 68 Zünften mit rund 70 000 aktiven Narren in Baden, Württemberg, Bayern und der Schweiz vor. In der Versammlung erhielt er bei drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen 64 von 70 Stimmen. Die Wahl fand im Rahmen der Hauptversammlung der Vereinigung in Laufenburg (Baden) statt, rund 700 Narrenvertreter waren hierfür auf Einladung der Narro-Altfischerzunft an den Hochrhein gekommen.

Balance schaffen

„Die wachsende Beliebtheit der Fastnacht oder Fasnet zeigt, wie wichtig diese Tradition für viele Menschen ist. Indem wir uns auf die authentischen Werte unserer Bräuche konzentrieren, können wir eine Balance zwischen Tradition und Moderne schaffen“, rief Haag den Zunftmeistern bei Ihrer Versammlung zu.

Mit Blick auf die Zukunft sagte er: „Die Fasnet bietet eine großartige Möglichkeit, die Generationen zu verbinden. Mit kreativen Projekten und moderner Ansprache können wir die Jugend aktiv einbinden, müssen ihnen aber auch Raum geben, die Tradition nach ihren Vorstellungen mitzugestalten und weiterzuentwickeln.“

Emotional war der Abschied des langjährigen Präsidenten Roland Wehrle. Seit 44 Jahren ist er Mitglied des Präsidiums, 29 Jahre lang führte er die Vereinigung als Präsident. In dieser Zeit war Wehrle das Gesicht der Fastnacht im deutschen Südwesten. Er führte den Verband und das zugehörige Museum Narrenschopf in Bad Dürrheim behutsam in die Moderne.

Meilenstein in Wehrles Amtszeit

Ein Meilenstein in seiner Amtszeit war die Anerkennung der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht als nationales immaterielles Kulturerbe bei der deutschen Unesco-Kommission. Für den nächsten Schritt, die Anerkennung als internationales Weltkulturerbe durch die Unesco in Paris wird er sich weiter einsetzen.

Wehrle ist Netzwerker, Visionär und Narr – davon durfte die Vereinigung fast drei Jahrzehnte lang profitieren, so die Mitteilung der VSAN. Die Narren dankten es ihm mit stehenden Ovationen. Per einstimmigem Beschluss wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Schwenninger im Präsidium

Ehrenpräsidialmitglieder sind nun auch Wehrles bisherige Stellvertreter Peter Schmidt (Munderkingen) und Otto Gäng (Markdorf). Ihre Beliebtheit bei den Zünften zeigte sich durch minutenlangen Applaus. Als Nachfolger wurden Sarah König (Bad Cannstatt) als erste Frau in diesem Amt mit 65 Ja-Stimmen vier Gegenstimmen und einer ungültigen Stimme gewählt, sowie Martin Wittner (Schwenningen) mit 69 von 70 Stimmen.

Zum Vorstand des Verbands gehören außerdem Schriftführer Paul Martin (Kißlegg), der einstimmig wiedergewählt wurde und die Säckelmeisterin Ursula Forster (Tettnang). „Wir sind ein Team auf Augenhöhe und wollen unser Bestes geben für die Vereinigung und für die Fastnacht im schwäbisch-alemannischen Raum“, sagte der neue Präsident Roland Haag.

Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte

Gründung
Deutschlands ältester Narrenverband, die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) ist Deutschlands ältester Narrenverband. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie als Interessenverband für die Fastnacht gegründet.

Gegenwart
Heute gehören ihr 68 Narrenzünfte aus Baden-Württemberg, Bayern (Lindau) und der deutschsprachigen Schweiz an. Jede dieser Zünfte pflegt eigene Bräuche, erhält alte Häser und Masken und feiert letztlich ihre Fastnacht auf ihre Weise. Insgesamt sind hier mehr als 70 000 Mitglieder aktiv. Die VSAN versteht sich als Dienstleister für die Mitgliedszünfte und Ansprechpartner für Politik, Medien, Wissenschaft und Gesellschaft.

Narrenschopf
Zur VSAN gehört außerdem das Museum Narrenschopf in Bad Dürrheim. 2014 wurde die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht auf Initiative der VSAN ins Verzeichnis des nationalen Immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen.