Für das Backen der Fasnetküchle hat der Teigflüsterer Herman sich extra eine Fritteuse aus Berlin angeschafft. Foto: Bächle

Genießen und über das Kulturerbe Fasnet lernen war im Narrenschopf angesagt. Über 70 Interessierte selbst von Bonndorf, Löffingen und Überlingen kamen in den Narrenschopf zum Fasnetküchle-Seminar, das mit viel Wissenswerten rund um die Fastnachtsgerichte angereichert war.

Bad Dürrheim - Wenn zwei Fastnachtsexperten auftreten – wie der Löffinger "Bioteig-Ingenieur" Rudolf Nägele und der Brauchtums-Experte Michael Hügle aus Donaueschingen, da wird es ganz bestimmt nicht langweilig. "Das Fasnetküchle hat von der Herkunft her durchaus einen geschichtsideologischen Hintergrund, der eigentlich den ganzen europäischen Raum betrifft", so Michael Hügle.

Bekannt sei dieses Fastnachtsgebäck je nach Region als Fasnetkrapfen, Berliner, Fasnetscherben oder eben Fasnetküchle. Selbst die Narrensprüchle etwa "Luschdig isch die Fasenacht, wenn mei Mutter Kieli backt. Wenn sie aber keine backt, no pfeif ich auf die Fasenacht", belegen die Wichtigkeit dieser kulinarischen Köstlichkeit.

Hintergrund des Schmalzgebäcks

Der Löffinger – langjährige Narrenvater, Bäcker und auch Teigflüsterer – Hermann Nägele zeigte der Narrenschar wie man solche Leckereien zubereitet. Beim Blick in den Eierkarton meinte der schlagfertige Löffinger: "Heute machen wir schwäbische Fasnetküchle, ich habe zu wenig Eier mitgebracht." Während er sich mit dem Hefeteig abmühte informierte Michel Hügle über den Hintergrund des Schmalzgebäcks, aber auch der Völlerei an Fastnacht. Von Aschermittwoch bis Ostern verlangte die sechswöchige Fastenzeit Verzicht und Enthaltsamkeit.

Als hohe Fastnachtstage galten der schmutzige Dunnschdig, der Fasnetmändig und der Fasnetzieschdig. So war der Fasnetmändig auch der letzte Termin für Hochzeiten (früher wurde montags und nicht samstags geheiratet). Das Verbot galt natürlich auch im Ehebett, ebenso in der Küche, verboten waren alle Speisen von warmblütigen Tieren, das heißt von der Milch, über Käse, Eier, Schmalz bis hin zu Innereien. Lediglich Stockfisch, Hering und Muschen waren erlaubt.

Vor dem Aschermittwoch muss alles verzehrt werden

Deshalb musste alles vor dem Aschermittwoch verzehrt werden, zumal am Schmutzige Dunnschdig der letzte Schlachttag war. Während die Metzger und Bäcker nochmals zu richtigen Festgelagen aufriefen, hatten die Hausfrauen in ihren Küchen ihre erlaubten Speisen zu kochen oder vor allem im Fett zu backen.

Wer das Löffinger Original Hermann kennt, der weiß um seine Gewitztheit, und so hatte der Bioteig-Ingenieur vorbereiteten, aufgegangenen Hefeteig mit dabei. Das Besondere der Fasnetküchle ist das "Ausziehen". Während die Bräunlinger Fasnetküchle dicker sind, werden sie in Löffingen dünn ausgezogen. Hermann Nägele animierte die Zuschauer beim Ausziehen mitzumachen. Während die einen den Teig auszogen, zückten die andren ihre Handys, um alles genau festzuhalten. Unterstützung bekam der Löffinger Bäcker von Bonndorfer Pflumenschlucker Michael Goldberg, der ebenfalls das Bäckerhandwerk kennt.

In 180 Grad heißem Fett

Knapp 140 Fasnetküchle, ausgebacken in 180 Grad heißem Fett – Hermann Nägele hatte vor Jahren in Berlin extra eine Fritteuse erworben – durften die Gäste ausprobieren. Gewälzt in Zimt und Zucker war der Gaumenschmaus perfekt. Das Rezept der Fasnetküchle wird dieser Tage auf der Homepage des Narrenschopfs zu lesen sein.