Bei Kaiserwetter wird auf dem Schlossplatz Fasnet gefeiert. Foto: Schmidt

Vom Himmel lacht die Sonne und die Wellendinger lachen mit. Große und kleine Narren feierten auf dem Schlossplatz ihre Fasnet. Mittendrin die traditionellen Figuren.

Wellendingen - Robert Baier strahlt über das ganze Gesicht. Der Wellendinger Narrenzunft und ihm als Zunftmeister ist gelungen, was vor kurzem noch nicht denkbar erschien. Auf dem Schlossplatz feierte am Montag eine große Narrenschar das Wellendinger Fasnets-Brauchtum mit Schellnarren, Berner Rössle und den Hexen. Traditionell zeigten sich auch die Einzelfiguren, Storch und Hexenreiter und die wohl älteste Figur im Ort, der Strohbär.

Direkt neben dem Rathaus konnten Narren und Gäste miterleben, wie sich Jonas Hermann langsam zum imposanten Strohbär entwickelte. Das Stroh, das aufgehäuft auf einem Anhänger lagerte, wurde separat und von Hand geschnitten, erzählte Guido Hermann, der seit mehr als 20 Jahren den Strohbären bindet. Das sei notwendig, um die erforderliche Länge der Weizen-Halme zu erreichen.

Jonas Hermann, der mit Guido Hermann nur zufällig den gleichen Nachnamen teilt, steht unbeweglich. Strohhaufen um Strohhaufen wurden mit Schnüren fest um ihn gezurrt, während er selbst immer weiter hinter dem Stroh verschwindet.

Piksende Prozedur

Zum vierten Mal erträgt der junge Mann die piksende Prozedur, und freilich dürfe er nicht empfindlich sein und müsse Kondition mitbringen. Etwa 20 Kilogramm trage er am Schluss an Stroh mit sich herum. Aber es lohne sich. Er bewahre mit seiner Begeisterung für diese Figur die Tradition, erklärt er, "aber das schönste ist das Umtreiben".

Drei Stunden später ist das Werk vollbracht. "Ist der riesig", sagt ein kleines Mädchen, das sich als Hexe verkleidet hatte. In voller Länge, mit den langen Halmen über dem Kopf, misst der Strohbär sicher 2,50 Meter, sagt Guido Hermann. Er selbst war 1977 zum ersten Mal in der Strohbären-Gruppe. Damals noch als Treiber, später dann selbst in der Figur. Früher habe es noch weitere Strohbären gegeben. Nächste Fasnet, so hoffe er, würde zumindest wieder ein zweiter mitlaufen.

Hitze beschwerlich

Nicht jeder traue sich das Tragen zu. Vor allem die Hitze unter dem Stroh sei beschwerlich, erinnerte er sich an 1997, wo sie ihn nach dem Umzug mit mehreren Eimer Wassern abkühlen mussten.

Noch während Hermann erzählt, hatten sich die Treiber des Strohbärs bemächtigt. Mit ihren Peitschen trieben sie den Kerl um den Brunnen, der immer wilder sich groß aufrichtend und brummend dem lachenden Publikum auf den Leib rückte.

Im kommenden Jahr, so hofft Zunftmeister Robert Baier, geht der Bär am Dienstagnachmittag wieder im traditionellen Umzug mit. Doch auch das kleine Fasnets-Fest unter Corona Bedingungen stimmte ihn "gottfroh". "Das war 1000-prozentig mehr als im letzten Jahr und dann noch bei Kaiserwetter".

Nach dem geselligen Miteinander bei den Hütten, dem Tanz der kleinen Hexen und dem gemeinsamen Besuch von Narren und Musikkapelle am Pflegeheim wurde die Feier dann um 16 Uhr beendet.