Fasnacht voraus! Derzeit werden die Weichen für die Fasnacht 2026 gestellt. Foto: Kristoff Meller

Die Narrengilde Lörrach hat Perspektiven der Straßenfasnacht erläutert. Obergildenmeister Michael Lindemer skizzierte zudem das aktuelle Verhältnis zur Stadt.

90 Jahre Narrengilde Lörrach: Dieser Geburtstag sollte mit einem Jahrmarkt während der Fasnacht gefeiert werden. Das war der Plan. Es gab jedoch zuletzt Irritationen rund um das Thema. Nun hat die Gilde zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen, um Transparenz herzustellen. Cliquenvertreter, Stadträte und Vertreter der Hauinger Fasnacht waren gekommen, um sich zu informieren.

 

Die Kommunikation mit der Stadt

Obergildemeister Michael Lindemer  äußerte sich zum Verhältnis mit der Stadtverwaltung, das nicht frei von Spannungen ist. Er skizzierte Abläufe rund um die Genehmigungen anhand von elf Punkten, die zuvor mit Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic besprochen worden seien, so Lindemer.

Anhand von E-Mails erklärte er die Korrespondenz mit der Stadt. Es sei ihm wichtig, diese Mails zu zeigen, sagte Lindemer, er wolle nicht als jemand hingestellt werden, der lüge. Die Korrespondenz beinhaltete unter anderem das Versicherungskonzept, die Sicherheit, Synergieeffekte, Termine, Narrendorf und Umzugsstrecke.

Die Antragstellung sei auf den 1. Juni und auf Anfang November festgelegt, hier gäbe es keine Wunschtermine, hieß es. Allein das Sicherheitskonzept habe zwei Monate Arbeit gekostet. Nach der Abgabe sei es jedoch wöchentlich zu Änderungen gekommen, dies obwohl  das Konzept von zwei Spezialisten erstellt worden sei. Nach einem halben Jahr sei der Bescheid gekommen, das Sicherheitskonzept noch einmal zu prüfen. Allerdings: Abgabetermin wäre der 1. Jun gewesen. Und: Die Sperrzeitveränderung sei zudem auf 24 Uhr festgelegt worden, was nicht sehr gastfreundlich gegenüber den Besuchern sei.

Fragen, wie „wer bezahlt die Terrorsperre, wohin soll das Getränkedepot für das Narrendorf?“ stellten sich ebenfalls. 2024 seien die Marktfrauen nicht darüber informiert worden, dass beim Marktplatz das Getränkedepot aufgebaut worden war – was zu Ärger geführt habe. 2025 wurde dieses vor dem Burghof stationiert, das habe weitere Wege bedeutete.

Der Burghof und die Tourist-Info

Dann das Thema Burghof, den sich die Narrengilde aufgrund der Kosten in Höhe von 10 770 Euro ohne Gema und Musik nicht leisten könne. Kritik gab es auch an der Tourist-Info, die nichts über die Veranstaltungen, sondern die Öffentlichkeit lediglich über Straßensperrungen informierte habe. Hier wurde eine bessere Unterstützung vermisst.

Ein weiterer Punkt war die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Lörrach. Von ehemals, so Lindemer, versprochenen 20 000 Euro seien 2025 lediglich 5000 Euro bei der Narrengilde eingegangen.

Obergildenmeister Michael Lindemer Foto: Marco Fraune

Emotional wurde es beim Punkt „Schulstürmung“. 243 Schüler verursachten Kosten für Berliner und ein Getränk in Höhe von insgesamt 777 Euro, hieß es. Das könne die Stadt nicht mehr bezahlen, es sei eine Zusage in Höhe von 300 Euro gemacht worden. Spontan fand sich hier aus der Versammlung ein Spender für die Berliner in der kommenden Saison.

Kostenaspekte der Fasnacht

Er, Lindemer, habe daraufhin Einsicht in die Kostenaufstellung der Stadt gefordert. Hier habe er feststellen müssen: Die Entsorgung der Asche aus dem Fasnachtsfeuer, die Straßenfasnacht in Hauingen und der Feuerwehr fanden sich in den Zahlen. Heraus gerechnet sei ein Betrag in Höhe von 24 000 Euro zusammen gekommen. Die Gesamtsumme der Kostenaufstellung: insgesamt 64  000 Euro.

Lindemer stellte eine vom Gilderat aufgestellte Liste vor, die das Glasverbot, die Einlasskontrolle, Alkoholverbot, Geländezugang, Parkplätze für Busse und Autos sowie der Auf- und Abbau beinhalteten. Vor diesem Hintergrund sei die Idee einer Alternative auf dem Messegelände im Grütt entstanden.  Die Kosten: 10 000 Euro, was im Vergleich zu den Veranstaltungen in der Stadt ein Minimum sei.

Den Mitgliedern und den Gemeinderäten sei dieses Papier zur Information zugegangen. Dass es in die Öffentlichkeit kam, noch bevor mit der Stadt und den Betroffenen geredet werden konnte, sei sehr bedauerlich, sagte der Obergildemeister.

Veranstaltungsort und Marketingeffekt

„Priorität Nummer eins ist, die Fasnacht gehört in das Herz der Stadt und nicht an den Rand“, sagte Lindemer. Es gehöre sich, miteinander zu reden und Lösungen zu finden.

Der Marketingeffekt für die Stadt, an dem  Ehrenamtliche hunderte Stunden arbeiten, sei unüberschätzbar.  Aus Hauingen kam der Vorschlag zum Dialog, aber auch der Hinweis darauf, dass die Alternative im Grütt als gut befunden werde.  Hier betonte Lindemer einmal mehr, dass der Informationsfluss der Narrengilde sowohl die Mitglieder, als auch die Gemeinderäte erreiche.

Ein Zuhörer wies auf das konstruktive Miteinander der Stadtverwaltung, der Gemeinderäte und der IG Straßenfasnacht in der Stadt Weil am Rhein hin: Nur so könne das kulturelle Erbe der Fasnacht lebendig erhalten werden.