Zunftmeister Joachim Schairer (links) und sein Stellvertreter Uli Pudrycki haben den Erzinger Narrenbaum gerichtet. Foto: Privat

Pflommasäck funktionieren Christbaum einfach um. Nur Zunftmeister und Stellvertreter beteiligt.

Dieses Jahr war wegen der Corona-Pandemie auch in Erzingen das Aufstellen des Narrenbaums nicht möglich. Gemäß den Corona-Vorschriften waren daran nur der Zunftmeister und sein Stellvertreter beteiligt.

Balingen-Erzingen - Der Narrenbaum wird als Zeichen der Übernahme der Amtsgewalt durch die Narren angesehen. Das passiert in Erzingen erst am "Schmotzigen". Der Baum wird auch als "Stammbaum aller Narren" bezeichnet. Das Setzen eines Baumes ohne Wurzeln soll ferner die Sinnlosigkeit anzeigen.

Seinen Ursprung hat das Narrenbaumstellen möglicherweise im "Blockziehen", einem Brauch, der bereits für das 15. Jahrhundert urkundlich belegt ist. Dabei handelte es sich um einen Spottumzug, bei dem die unverheirateten jungen Mädchen sowie die alten Jungfern einen Baumstamm durch die Straßen ziehen mussten, aus dem sich vielleicht ein Mann für sie schnitzen ließe.

Symbol der närrischen Herrschaft

Heute wird der Narrenbaum allgemein als weithin sichtbares Symbol für die Herrschaft der Narren in ihrem Ort verstanden. Traditionell wird der Narrenbaum, je nach Länge der Fasnet zwei bis vier Wochen vor der Hauptfasnet durch die Narren gestellt.

Bereits Wochen vorher wird er von einem ausgewählten Team im Wald gefällt und dann professionell mit einem Traktor zum Lagerplatz geschleppt und gelagert. Am Tag des Narrenbaumstellens wird er dann mit bunten Bändeln aufgehübscht, um dann bis Aschermittwoch den Dorfplatz zu schmücken. Dem Baumstellen geht stets ein Umzug voraus, bei dem der Baum eingeholt und zu seinem Standort gebracht wird.

Der fertig geschmückte Narrenbaum wird von den Pflommasäck mit klangvoller Begleitung durch den Musikverein Erzingen vom Rathaus bis zum Dorfplatz gefahren. Als erstes kommt der Baum, dann der Musikverein und danach die Pflommasäck. Dort wird er traditionell mit Hilfe von sogenannten "Schwalben" von starken Männern unter Kraftanstrengung hochgewuchtet und gestellt. Selbstverständlich gibt es nach dem Stellen einen großen Applaus von allen Anwesenden. Danach tanzen kleine, große, junge und alte Pflommasäck um den Narrenbaum, und der Musikverein Erzingen spielt dazu den Pflommamarsch. Das Narrenbaumstellen ist jedes Jahr ein großes Ereignis, an dem nicht nur die Narren, sondern alle Dorfbewohner immer wieder gerne teilnehmen. Es ist immer ein guter Anlass, sich zu treffen, Gespräche zu führen, sich über die ersten "Fasnetsunfälle" auszutauschen und sich auf die Hauptfasnet vorzubereiten.

Auslöser besonders gute Pflaumenernte

Die Narrenfigur und der Name des 1998 gegründeten Vereins sind gleichlautend wie der Spitzname des Dorfes: Pflommasäck Er beruht auf der nachstehenden überlieferten Erzählung: Auf den Streuobstwiesen in und rund um Erzingen wachsen aufgrund der guten klimatischen und geologischen Bedingungen sehr viele Zwetschgenbäume. Vor langer Zeit gab es wieder einmal eine Rekordernte – Pflaumen in Hülle und Fülle. Die zur Verfügung stehenden Körbe reichten für die große Menge Pflaumen bei weitem nicht aus. Die Erzinger, gar nicht dumm; füllten die Pflaumen kurzerhand in Säcke und trugen diese zum Markt nach Balingen.

In Balingen angekommen, lief der Saft schon zu den Säcken heraus, und das Obst konnte nicht mehr verkauft werden. Seit dieser Zeit sind die Erzinger spöttischerweise nur noch die Pflommasäck.