Nahwärmenetz: Gemeinderat gibt Planungskosten frei
Nagold. Jürgen Gutekunst, Stadtrat der FDP in Nagold, liest Sitzungsvorlagen gewöhnlich sehr genau durch. Deshalb fiel ihm auf, dass fast 40 000 Euro für die Planung einer Heizungsanlage für die Alte Schule in Pfrondorf schon sehr ambitioniert sein könnten. So ’ne Heizung müsst’s doch von der Stange geben?
Nahwärmeversorgung mit der benachbarten Kita geplant
Und dann würden diese exakt 37 115,56 Euro inklusive Mehrwertsteuer, die die Verwaltung allein für die Beauftragung von Architekten- und Ingenieurleistungen im HLS-Bereich (Heizung, Lüftung und Sanitär) auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderat freigegeben haben wollte, doch bereits für die Anschaffung einer kompletten Heizung reichen.
Stimmt, so Rafael Beier als zuständiger Leiter des Nagolder Hoch- und Tiefbauamtes – allerdings plane man in diesem Bereich in Pfrondorf "eine Nahwärmeversorgung" der benachbarten Kita, die dann auch künftig die "Alte Schule" mit versorgen würde. Daher die hohen Planungskosten.
In der Sitzungsunterlage stand, beziehungsweise steht dazu jedoch nichts. Da heißt es nur wörtlich: "Die Stadt Nagold hat sich entschlossen das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1892, die ›Alte Schule‹ in Nagold-Pfrondorf - Ortsmitte 1, zu sanieren und eine Nutzungsänderung durchzuführen."
Geplant sei einen neuen Jugendraum im Untergeschoss einzurichten, dazu einen Dorfgemeinschaftsraum im Erdgeschoss sowie verschiedene Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss.
Daher kam dann auch die wohl zwangsläufige Nachfrage wiederum von Jürgen Gutekunst: "Haben wir dazu eine Planung", aus der mutmaßlich genau diese Planungsdetails um ein eigenes, begrenztes Nahwärmenetz in Pfrondorf herauszulesen wären?
"Nein!", musste da auch Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann unumwunden eingestehen. Um dann aber jovial nachzuschieben, dass man diese demnächst auf jeden Fall würde vorlegen können. Und dass dieser Planung der Gemeinderat – und Jürgen Gutekunst – auch sicher "zustimmen" werde – schon aus Nachhaltigkeits- und Umweltschutzgründen. Schließlich solle dieses unerwartete, künftige Pfrondorfer Nahwärmenetz zentral "mit einer Pelletsheizung", also allein mit nachwachsenden Rohstoffen in der Verfeuerung, betrieben werden, wie zuvor bereits auch Bauamtsleiter Rafael Beier erläutert hatte.
Nicht alle Räte mochten diese ergänzenden Erläuterungen überzeugen – vielleicht aber war auch die Art der Vorgehensweise der Stadtverwaltung bei der Information des Gemeinderats in diesem Fall dafür verantwortlich, dass am Ende zwei Räte gegen die "freihändige" Vergabe der freiberuflichen Leistungen im Bereich Architekten- und Ingenieurleistungen an das Nagolder "Ingenieurbüro für Gebäudetechnik S. Franz" stimmten, bei zwei weiteren Enthaltungen. Die Finanzierung der rund 40 000 Euro sei, so der Wortlaut der Sitzungsunterlage abschließend, "gesichert" – woher, das wird allerdings nicht erwähnt.