Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung zum geplanten Nahwärmenetz in Glatten am Freitag in der Glatttalhalle. Dabei ging es auch um das Thema Breitband. Mehr als 100 Interessierte waren gekommen.
Glatten - Einleitend erinnerte Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer an die Entstehung des Projekts – bis hin zu dem Punkt, als im vergangenen Jahr der Gemeinderat grünes Licht für die Gründung eines kommunalen Eigenbetriebs Nahwärmeversorgung Glatten (NWG) gegeben hatte. Voraussetzungen dafür sind unter anderem, dass es 2022 gelingt, ausreichend Wärmelieferverträge – mindestens 100 – abzuschließen und die Finanzierung der Baumaßnahme in Höhe von etwas über sechs Millionen Euro (Stand Oktober 2021) durch Bundeszuschüsse abzusichern. Mit der Firma Woodward L’Orange war zur Projekteinbindung als Großwärmeabnehmer und gleichzeitiger Abwärmelieferant schon 2021 eine Absichtserklärung abgeschlossen worden.
Kalkulation zu den Anschlusskosten
Nach der aktuellen Kalkulationen liegen die einmaligen Anschlusskosten für Nahwärme mit Breitbandleerrohr bei brutto 7000 Euro, wobei das auch von der Leitungslänge abhängt. Die Wärmegebühr (inklusive Mehrwertsteuer) setzt sich aus einem jährlichen Grundpreis von 119 Euro, dem Leistungspreis von 59,50 Euro pro Kilowatt und Jahr sowie dem Arbeitspreis von 9,52 Cent je Kilowattstunde zusammen. Ab einer Leistung von 25 Kilowatt werden Aufpreise berechnet.
Vorteil für die Anschlussnehmer sei die völlige Kostentransparenz, so Pfeifer. Er listete auch die Anschlussoptionen und Kosten für reinen Breitbandanschluss auf. So liegt dieser bei privaten Hausanschlüssen in der Gesamtgemeinde bei 800 Euro brutto für die ersten fünf Meter ab Grundstücksgrenze. Für jeden weiteren Meter kommen 60 Euro dazu.
Hier fügte Bürgermeister Pfeifer an, dass es durch ständig wechselnde Förderrichtlinien mittlerweile auch geförderte Breitbandanschlüsse gebe, bei denen keine Anschlusskosten anfielen. Daher würden aktuell die Breitbandplanungen der Gemeinde neu überarbeitet.
Das Schema der Nahwärme und Details zu Hauseinführung und Übergabestation erläuterte Konrad Nübel vom Ingenieurbüro Schuler. Für Glatten ist die benötigte Wärmeerzeugung zu 42 Prozent über eine Wärmepumpe (Abwärme Woodward L’Orange), zu 55 Prozent über einen Hackschnitzel-Holzkessel und zu drei Prozent über einen Zusatzkessel geplant. Über einen Wärmespeicher neben der Holzheizzentrale gelangt das heiße Wasser ins Wärmenetz. Der Brennstoffverbrauch für die Holzheizung wird bei rund 4500 Kubikmetern naturbelassenen Holzhackschnitzeln – das entspricht etwa 320 000 Litern Heizöl – liegen. Das wären etwa 60 Lieferungen à 80 Kubikmeter, was in der Heizperiode ein bis zwei Lastwagen pro Woche bedeuten wird. Die Heizzentrale soll in Ortsrandlage oben am Harteck liegen.
Erster Bauabschnitt umfasst drei Kilometer
Den Trassenverlauf sowohl in Sachen Nahwärme als auch Breitband erläuterte Theo Gärtner vom Büro Gall und Gärtner. Für den ersten Bauabschnitt der Nahwärme sind rund drei Kilometer Haupttrasse und 100 Hausanschlüsse vorgesehen. Wie schon Pfeifer wies auch Gärtner auf die Synergien im Tiefbau durch die gemeinsame Verlegung von Nahwärme und Breitband hin. Der Bau sei für 2023/2024 geplant. Die erste Wärmeversorgung könne in der Heizperiode 2024/2025 erfolgen.
Über die Betriebsführung des Wärmenetzes, die die Stadtwerke Altensteig übernimmt, informierte deren Betriebsleiter Günther Garbe. Die technische Betriebsführung wird das Hausanschlussmanagement vor Ort ebenso übernehmen wie die Überwachung und Kontrolle der Heizzentrale, die Optimierung des Wärmenetzes oder die Behebung von Störungen und die Organisation von notwendigen Reparaturen oder den Austausch von Anlagenteilen.
"Heizung unter der Straße"
Sarah Jenne von Endura Kommunal wies darauf hin, dass Informationen, auch zu Bürgersprechstunden, auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden. Außerdem erhalten die Anwohner der Trasse des Bauabschnitts eins und auch die Anwohner einer eventuellen potenziellen Erweiterung Antragsformulare per Post. Danach folgten der Förderantrag und der Vertragsabschluss.
Zur Förderung hatte Sarah Jenne schon zuvor in ihrem Vortag "Heizung unter der Straße" informiert. So ist eine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) als Zuschuss beim Heizungstausch möglich. Förderfähig sind dabei die Arbeiten des Heizungsbauers. Bei Austausch einer Ölheizung sind bis zu 45 Prozent Förderung möglich. Ansonsten liegen die Förderkonditionen bei bis zu 35 Prozent.
"Wir sind heute eigentlich am Anfang", schloss Pfeifer die Informationsrunde und nannte als Ziel, den ersten Bauabschnitt zu realisieren. Wenn es gelinge, genügend Anschlussnehmer zu bekommen, dann könnten weitere Erschließungsteile ins Auge gefasst werden. Letztlich wolle man die Gesamtgemeinde flächendeckend erschließen. Wichtig sei, dass man jetzt einen guten Start hinbekomme.
Eine Fragerunde zum Abschluss
Abschließend gab es eine Fragerunde. Zur Frage, ob man seine bisherige Holzheizung parallel weiter betreiben könne, sagte Rolf Pfeifer von Endura Kommunal, dass dies bei einem Kachel- oder Kaminofen im Gebäude wohl kein Problem sei. Jedoch müsse der bisherige Heiz-Grundversorger im Keller abgeschaltet werden. Man verpflichte sich, den Hauptteil der Wärme über die Nahwärme zu beziehen.