Bevor die Wolfacher Innenstadt an die Nahwärme angeschlossen werden kann, braucht es ein Quartierskonzept. Foto: Störr

Die Nahwärme-Versorgung in Wolfach ist aktuell eines der großen Projekte, die die Stadt beschäftigen. Die Wärme soll künftig aus Oberwolfach kommen und könnte potenziell die ganze Innenstadt versorgen – doch dafür braucht es ein Quartierskonzept.

Wolfach - Der Spatenstich für den Ausbau des Nahwärmenetzes und den Neubau einer Heizzentrale hat in Oberwolfach am 2. Mai stattgefunden. Die Kosten dafür belaufen sich demnach auf rund sieben Millionen Euro.

Ein Wärmespeicher, in den aus verschiedenen Holzkesseln, einer Wärmepumpe und einem Erdgas-Blockheizkraftwerk Wärme eingespeist wird, soll wiederum Industrie und Gewerbe sowie kommunale Gebäude und private Haushalte in Oberwolfach und Wolfach mit Wärme versorgen. Mit angeschlossen werden sollen in Wolfach zum Beispiel auch die Grundschule, die Realschule, das Klinikum sowie Gebäude der katholischen Kirche und das Johannes-Brenz-Heim.

Bevor die Nahwärme in Wolfach weiter ausgebaut und die Innenstadt angeschlossen werden kann, braucht es allerdings ein sogenanntes Quartierskonzept, das die technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale darstellt. Ohne dieses lässt sich nichts Belastbares zu den möglichen Kosten, dem Bauzeitenplan oder der Wirtschaftlichkeit der Nahwärmeversorgung im Städtle sagen.

Während der Sitzung des Wolfacher Gemeinderats am Mittwochabend stellten sich KWA-Geschäftsführer und Oberwolfacher Bürgermeister Matthias Bauernfeind, Ingenieur Konrad Nübel und der Projektverantwortliche Thomas Springmann den Fragen des Gremiums. Im Vorfeld der Sitzung hatte die Verantwortlichen ein schriftlicher Fragekatalog erreicht. Bauernfeind bezeichnete die Fragen im Gesamten als spannend, eine Beantwortung wäre allerdings erst bei der Erstellung des Quartierskonzepts möglich.

Gemeinderat beschwert sich über zu vage Worte

Ob die Menge der Wärme für einen potenziellen Anschluss der Wolfacher Innenstadt ausreichend wäre, konnte er allerdings gleich beantworten: "Davon gehen wir nach dem heutigen Erkenntnisstand aus."

Gemeinderat Helmut Schneider (FW) waren die Angaben zu vage, die Menschen in der Innenstadt bräuchten konkrete Anhaltspunkte. "Gehen Sie davon aus, dass der Baubeginn nach Beauftragung des Quartierskonzepts in 36 Monaten ist", konkretisierte Bauernfeind. In wie weit sich der Ausbau im Kontext gestiegener Baupreise und Zinsen wirtschaftlich darstellen lasse, müsse sich zeigen. Fakt sei auch, dass am Ende 30 Prozent Eigenkapital für den Ausbau benötigt werden.

Kordula Kovac (CDU) wollte wissen, warum die Inselstraße nicht mit angeschlossen wird und welche weiteren Gebiete an die KWA angeschlossen werden. Matthias Bauernfeind erklärte die aktuellen Arbeiten in Richtung Herlinsbach, die laufende Ausschreibung für die Friedrichstraße, den Ortsteil Kirche als Gegenstand der Untersuchung und Gespräche mit der Siedlergemeinschaft.

Der Inselweg könne aufgrund des darunter liegenden Kanals nicht wirtschaftlich darstellbar ausgebaut werden. Die Realschule soll im Laufe des Jahres angeschlossen sein. Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert bilanzierte: "Essenziell ist das Quartierskonzept. Das wäre der erste konkrete Schritt." Wenn in zwei Monaten die Haushaltsberatungen anstehen, müsse überlegt werden, ob Wolfach weiterhin ein Großkunde der KWA bleibe oder als Gesellschafter einsteige.

Gemeinderätin Inge Schoch (SPD) erkundigte sich nach den Kosten eines Quartierskonzepts, die von Konrad Nübel mit 80 000 Euro für die Innenstadt und 84 000 Euro für den Straßburger Hof grob beziffert wurden. Allerdings würden 80 Prozent davon gefördert. Ob der Straßburger Hof tatsächlich angeschlossen werden kann, müsse gut untersucht werden.

Die Vorteile in der Wärmeversorgung seien laut Ingenieur Konrad Nübel unter anderem eine regionale und jahrzehntelange Versorgung mit Energie. Nahwärme erfülle auch die Richtlinien des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes, da die Nahwärme im Gegensatz zu Bestandsheizungen 60 Prozent weniger CO2 brauche.

Die Gas-Frage

Der maßgebliche Teil der Wärmenetz-Förderung hängt laut Ingenieur Konrad Nübel an der Kraft-Wärme-Kopplung, hieß es in der Sitzung des Wolfacher Gemeinderats am Mittwoch. Zehn bis 15 Prozent würden mit Erdgas abgedeckt, die Sektoren-Kopplung im Strom- und Wärmemarkt werde künftig an Bedeutung gewinnen.