Ines Aufrecht von der Wirtschaftsförderung Stuttgart und Manfred Kaul, der Geschäftsführer der Bonus-Märkte Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Als erster Bonus-Markt testet die Filiale in Münster einen umweltfreundlichen Lieferservice: Ab sofort bekommen Kunden mit einem sogenannten E-Trike die Lebensmittel frei Haus geliefert.

Stuttgart - Die beiden treten künftig zwar nicht selbst in die Pedale, um die Kunden in Münster mit dem neuen Lastenfahrrad zu beliefern. Doch Ines Aufrecht von der Wirtschaftsförderung Stuttgart und Bonus-Geschäftsführer Manfred Kaul haben dem Projekt den nötigen Schwung verliehen.

Sie widmen sich damit einem Thema, zu dem unsere Zeitung bereits zur Podiumsdiskussion „mittendrin“ im Juni vergangenen Jahres eingeladen hatte: der fehlenden Nahversorgung, die vor allem für ältere Menschen zunehmend ein Problem darstellt.

„Ab sofort liefert unser Lastenfahrrad mit Elektroantrieb im Umkreis von drei Kilometern die Ware direkt nach Hause – und zwar kostenlos“, sagt Geschäftsführer Kaul. Mit dem rund 3000 Euro teuren elektrobetriebenen Lieferfahrrad steigt die gemeinnützige Bonus-Markt-Kette ein in einen Markt, der rasant wächst: Supermärkte bringen die im Internet oder übers Telefon bestellte Ware immer häufiger zum Kunden nach Hause.

Maßgeschneidert auf Kundschaft

Das neue Angebot des Bonus-Marktes in Münster ist auf die ältere Kundschaft zugeschnitten: „Da die meisten Menschen wenig versiert im Umgang mit dem Internet sind, bestellen die Einkäufer bei uns ganz klassisch mit einem Telefonanruf“, sagt Kaul.

An den Rundtischen im Eingangsbereich des Marktes an der Freibergstraße trinken Rentner Kaffee und essen Kuchen. Hier stößt das neue Angebot auf breites Interesse. Es einmal auszuprobieren, könne sie sich durchaus vorstellen, sagt eine ältere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung sehen will. Der neue Service sei aber sicherlich eine gute Sache im Alltag.

Dem würde Ines Aufrecht von der Wirtschaftsförderung wohl zustimmen. Ihre Institution finanziert mehr als zwei Drittel der Anschaffungskosten fürs erste Fahrrad in Höhe von 3000 Euro. Wenn das Projekt reibungslos läuft, könne sich die Wirtschaftsförderung noch weitere Investitionen vorstellen. Denn für Ines Aufrecht fügt sich das Projekt sehr vorteilhaft in das sogenannte Nahversorgungskonzept, das die Stadt in Auftrag verfolgt.

Vier-Punkte-Plan für effektive Nahversorgung

Bereits Mitte vergangenen Jahres hatten von der Stadt beauftragte Experten für Stadt- und Regionalentwicklung zwölf Stadtteile benannt, in denen die Nahversorgung besonders schlecht funktioniert – Münster zählt nicht dazu. Als einige Bonusmärkte in finanzielle Schieflage gerieten, drohte mancherorts, wie auf der Rohrer Höhe, die Versorgungswüste. Bürgermeister Michael Föll (CDU) forderte daher einen Vier-Punkte-Plan: Die Ansiedlung oder Erhaltung von Bonus-Märkten, außerdem neue Wochenmärkte nach dem Vorbild in Uhlbach, zudem mehr Ortsbusse wie in Botnang und neue mobile Lösungen.

Letztere hat nun der Bonus-Markt in Münster gefunden. „Das Projekt ist außerdem ein kleiner Beitrag zum Wandel der Automobilstadt hin zu einer Mobilitätsstadt, in der weniger Schadstoffe ausgestoßen werden“, sagt Ines Aufrecht von der Wirtschaftsförderung. Und um auch dieser Aussage noch etwas Schwung zu verleihen, greift sie zu einem Zitat: „Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.“ Der Satz stammt von dem Autobauer Adam Opel.

Info: Lieferdienste für Lebensmittel

Lieferdienste in Stuttgart und Region gibt es in vielen Varianten: Neben den großen Supermarktketten, die immer häufiger die Lieferung vor die Haustür anbieten, kommen neue Angebote hinzu – andere bestehen seit Jahrzehnten. Ein Auswahl ohne  Anspruch auf Vollständigkeit.

Allyouneed.com ist ein Online-Lieferdienst, der frische Lebensmittel und Getränke ebenso wie Pflegeprodukte, Baby- und Tiernahrung führt. Kunden müssen sich einmalig mit Kontodaten registrieren und bestellen ausschließlich im Netz. 20 000 Artikel stehen zur Verfügung. Der Anbieter verspricht, am nächsten Tag zu liefern. Die Lieferung unter 40 Euro kostet 4,90 Euro. 

Discounter sind auch im Netz vertreten: Die großen Supermärkte liefern ihre Ware direkt ins Haus der Kunden. Edeka.de hat rund 3500 Artikel im Sortiment. Bis zu einem Bestellwert von 75 Euro fallen pro Lieferung 3,95 Euro Versandkosten an. Ähnlich ist das Angebot des Konkurrenten Rewe.de. Allerdings: Hier nimmt der Mitarbeiter den Weg nur auf sich, wenn der Einkaufswert mindestens 40 Euro beträgt.

Lieferladen.de ist ein Portal aus Stuttgart, das mit mehreren Unternehmen aus der Region zusammenarbeitet: Dazu zählen zum Beispiel die Landmetzgerei Scheu & Weber, der Biolandhof Gruel sowie Bäckereien und Weingüter. Der Mindestbestellwert liegt bei 30 Euro. Der Kunde kann eine gewünschte Zeit festlegen, in der Mitarbeiter die Ware liefern: Vier Stunden kosten 3,90 Euro Liefergebühr, zwei Stunden 7,90 Euro.

Biohöfe und Gemüsehöfe in der Region fahren ihre Waren in einigen Fällen auch direkt bis zum Kunden. Einen solchen Service hat zum Beispiel der Gemüsehof Hörz aus Filderstadt. In der  „Grünen Kiste“ enthalten sind überwiegend Obst und Gemüse aus  eigenem biologisch-organischen Anbau: Außerdem liefert der Hof auch Brot, Eier sowie Wurst, Fleisch und Käse. Die Bestellung erfolgt unter der Telefonnummer  0711 – 7 77 75 01. Der Preis für eine Gemüsekiste für zwei Personen liegt bei 10 Euro. (leo)