In Zell schließt die Postfiliale im Sanitärbetrieb Morina in der Kirchstraße. Es gibt Alternativen, wie es vor Ort konkret weitergeht, ist aber noch unklar. (Symbolbild) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Postfiliale in Zell schließt zum 22. Dezember. Betreiber Armend Morina sieht keinen finanziellen Nutzen. Die Post hält dagegen – und sucht eine Nachfolgelösung.

Zur Schließung der Postfiliale nennt Armend Morina deutlich die Gründe: „Es macht finanziell keinen Sinn, es trägt sich nicht.“ So sei der Betrag, den die Post den Betreibern bezahle, viel zu gering, meint der Geschäftsführer des Sanitärtechnik-Betriebs Morina in der Kirchstraße.

 

Auch Nebentätigkeiten wie Inventuren würden nicht vergütet. Die anfängliche Annahme, die Post „nebenbei“ führen zu können, habe sich zudem nicht bewahrheitet. Allein für die Tätigkeiten der Post vormittags wie nachmittags beschäftige er drei Teilzeitangestellte, erklärt Morina. Klar würde das Angebot in Zell sehr gut genutzt, aber es lohne sich nicht. Ganz im Gegenteil, er habe jeden Monat „drauf gezahlt“.

Betreiber verärgert

Mit dem Thema sei er auch schon auf Bürgermeister Peter Palme zugegangen und habe ihn gebeten, eine Lösung zu finden. „Bei der Stadt hat sich aber niemand darum gekümmert“, ärgert sich Morina. Ohnehin möchte er mit seinem Sanitärbetrieb die Stadt Zell verlassen und zum Anfang nächsten Jahres nach Maulburg umziehen – denn er sei nicht nur mit der Post unzufrieden, sondern sehe auch „keinerlei Unterstützung“ durch die Stadt.

Das sagt der Bürgermeister

Peter Palme berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von Unstimmigkeiten zwischen Morina und der Post. Wie es nun weitergeht? Die Post sei gesetzlich verpflichtet, weiterhin in Zell tätig zu sein, betont der Bürgermeister. Er selbst sei auf die Suche nach potenziellen Betreibern gegangen und habe von diesen einigen der Post vorgeschlagen. Dies habe aber zu keinem Ergebnis geführt.

Stattdessen sei von der Post die Idee aufgekommen, anstelle einer Partnerfiliale den Service mit einem Automaten anzubieten. Ein möglicher Standort für diese Selbstbedienungsstation könnte laut Palme beim Fessmann-Areal sein. Dies habe er der Post nach Absprache mit Inhaber Thilo Fessmann bereits vorgeschlagen. Was tatsächlich passieren wird, habe er noch nicht erfahren. Grundsätzlich blickt Palme skeptisch auf den Ausbau von unbemannten Service-Stationen: „Am Ende sind die älteren Bürger wieder die Leidtragenden.“

Das sagt die Post dazu

Die Post widerspricht dem Vorwurf von Noch-Betreiber Morina, dass der Betrieb einer Partnerfiliale nicht rentabel sei: „Dass sich eine Vertragspartnerschaft mit uns lohnt, zeigen die vielen langjährigen Jubiläen mit Partnern, die wir jährlich feiern“, schreibt Jasmin Derflinger, Pressesprecherin der DHL-Group. Die Vergütung setze sich aus einem festen und einem variablen Teil zusammen – „und auf keinen Fall aus Kopfzahlen“.

Mit dem festen Grundbetrag, den die Partner erhielten, könnten sie in jedem Monat rechnen. Dazu käme eine transaktions- beziehungsweise umsatzabhängige Vergütung für einzelne Tätigkeiten. So gebe es etwa für die Annahme bereits freigemachter Pakete einen festen Betrag pro Paket. Werde ein Paket in der Filiale freigemacht und eingeliefert, werde die Freimachung nach Umsatz vergütet und zusätzlich die Annahme mit dem festen Betrag.

So erziele der Einzelhändler – als Ergänzung zu seinem eigentlichen Geschäft – zusätzliche Einnahmen, sichere seinen Standort, bekomme zusätzliche Kunden in sein Geschäft und könne in dieser Anordnung sehr gute Öffnungszeiten anbieten, erklärt die Pressesprecherin der Post.

Bleibt Zell ohne Postfiliale?

Die Kündigung des Vertrags durch Morina und die Schließung des Standorts bestätigt Derflinger. Doch wie geht es nun weiter? „Unsere Kunden haben ab dann die Möglichkeit die Packstation auf dem Aldi-Gelände in Zell  oder die Filiale in Hausen zu nutzen. Die Kollegen vor Ort arbeiten mit Hochdruck an einer Folgelösung“, schreibt Derflinger.

Dass eine solche Lösung auch eine ohne Personal bedeuten kann, also eine Poststation, bestätigt die DHL-Sprecherin: „Wir werden auch weiterhin mit Hochdruck und im engen Dialog mit den Bürgermeistern in den betreffenden Kommunen daran arbeiten, an allen sogenannten ,Pflichtstandorten’ präsent zu sein und unseren Kunden eine verlässliche Versorgung mit Paket- und Briefdienstleistungen zu bieten. Dazu gehört auch der weitere Aufbau von Poststationen und deren Zulassung als Ersatz für eine Universaldienstfiliale gemäß Postgesetz.“

So sieht eine Poststation aus – ein Service ganz ohne Personal. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Bei Poststationen handelt es sich um Automaten, an denen die Kunden Briefe und Pakete frankieren und versenden sowie Pakte empfangen und auch bargeldlos Porto kaufen können. An Packstationen hingegen können lediglich vorab frankierte Pakete verschickt und abgeholt werden.

Die Öffnungszeiten und Leistungsangebote aller Verkaufsstellen sind abrufbar unter www.deutschepost.de/standortfinder