Die Leitung des Edeka-Markts in Althengstett teilen sich seit Anfang des Jahres als OHG Reimund, Thomas und Marco Mägerle: Marco (von links), Gaby, Thomas und Reimund Mägerle. Foto: Tröger

Eigentlich wollte Reimund Mägerle seine Tätigkeit als eingetragener Kaufmann im Dezember 2021 ganz beenden und seine vier Edeka-Märkte verkaufen. Doch dann kam alles ganz anders. Mägerle und seine Frau Gaby haben zwei Söhne, die wohl das Selbstständigen-Gen geerbt haben und den Vater überzeugen konnten, den Edeka-Markt in Althengstett zu behalten und weiter zu betreiben.

Althengstett - Sie gründeten zum 1. Januar eine OHG, eine Offene Handelsgesellschaft, an der alle drei beteiligt sind: Senior Reimund sowie die Söhne Thomas und Marco. Seine kaufmännische Ausbildung hat Reimund Mägerle beim Konsum in Calw gemacht und war dort 20 Jahre lang beschäftigt. Er wechselte dann für einige Jahre zum Rewe-Konzern als Betriebsleiter, eine Aufgabe mit viel Verantwortung, in der unternehmerisches Denken gefragt war. Das ließ bei Mägerle und seiner Frau den Gedanken reifen: "Diese Verantwortung können wir doch auch für einen eigenen Betrieb übernehmen". So starteten die beiden 2000 mit ihrem ersten Edeka-Markt in Weissach-Flacht. 2003 kam der Edeka-Markt am Ortseingang von Rutesheim dazu, 2013 dann in der Rutesheimer Ortsmitte ein weiterer kleiner Supermarkt.

Nähe zum Wohnort

"Wir wohnen schon immer in Calw-Stammheim", erzählt die versammelte Familie Mägerle beim Gespräch mit unserer Redaktion. So lag denn der Anfang 2013 eröffnete Edeka-Verbraucher- und Getränkemarkt in der Althengstetter Industriestraße quasi vor der Haustür. Bereits im Spätjahr 2014, im November, stand der Umzug in den zeitgemäßen Neubau in der Gottlieb-Braun-Straße in direkter Nähe zur Aral-Tankstelle und zum Kreisel der B 295 an, ein strategisch bestens gewählter Standort, wie Senior Reimund Mägerle betont. "Von der Quadratmeter-Zahl haben wir uns damit gar nicht so sehr vergrößert", sagt er, "in der Industriestraße waren es 1100 Quadratmeter, getrennt in Supermarkt und Getränkemarkt, deshalb hat der Supermarkt allein recht klein gewirkt". Der jetzige Standort sei mit rund 1400 Quadratmetern nicht übermäßig größer, allerdings wesentlich großzügiger und moderner gestaltet. Hier sei alles unter einem Dach: das gesamte Lebensmittel-, Non Food- und Getränkesortiment, eine Frischetheke für Fleisch, Wurst und Käse sowie ein Bäckerei-Bereich, den die Familie seit November 2021 ebenfalls in Eigenregie betreibt.

Jahrzehntelange Erfahrung

"Unser Familienleben war immer von unseren Märkten geprägt, jeden Tag im Jahr, deshalb wollten wir eigentlich aufhören", erzählen Gaby und Reimund Mägerle, der ergänzt: "Ich hab zu meiner Frau gesagt: ›Jetzt bist du auch mal dran‹". Reisen möchten die beiden und einfach Zeit haben füreinander. Die beiden Söhne haben die Eltern jedoch davon überzeugt, den Althengstetter Markt gemeinsam als OHG weiter zu betreiben. Das kaufmännische Know-how hat Marco (25) in der Automobil-Branche gelernt und ist seit 2017 im Familienbetrieb für die Verwaltung und das Personal verantwortlich. Thomas (27) hat nach zwei Ausbildungen im Bereich IT und Technik seit 2020 die Verantwortung für diese Bereiche im Unternehmen übernommen. Vater Reimund ist nun nach Gründung der OHG "noch a bissle" an drei festen Tagen pro Woche im Einsatz, bringt seine jahrzehntelange Erfahrung und sein Netzwerk mit ein, knüpft Kontakte zu Lieferanten und unterstützt, wo nötig.

Rund 50 Mitarbeiter

Die zweite Generation ist in ihrer unternehmerischen Aufgabe voll angekommen, wie im Gespräch über die die täglichen Arbeitsabläufe und auch die Herausforderungen in Corona-Zeiten deutlich wird. Rund 50 Mitarbeiter sind im Hengstetter Edeka-markt beschäftigt, etwa je zur Hälfte in Voll- und in Teilzeit. Ihre Arbeitszeiten beginnen nicht erst, wenn morgens um 7 Uhr der Markt öffnet und endet nicht immer gleich um 22 Uhr nach Schließung. Die Maxime der Unternehmensführer heißt: "Wenn geöffnet wird, ist alles fertig", heißt, dann wird beispielsweise nicht erst begonnen, den Obst- und Gemüsebereich zu bestücken. "Für manchen Mitarbeiter beginnt der Tag manchmal schon um 3 oder 4 Uhr nachts, wenn eben Ware angeliefert wird", so Thomas Mägerle. Die wechselnden Corona-Verordnungen zwangen immer wieder auch zum kurzfristigen Handeln, berichtet Marco Mägerle, "aber im großen Ganzen waren unsere Kunden immer verständnisvoll und es gab ganz wenig Unstimmigkeiten. Und wenn, konnten unser Mitarbeiter und unsere vier Führungskräfte das jeweils gut lösen".

Gute Rahmenbedingungen

Dass die Familie Mägerle den Althengstetter Markt behalten hat, liegt an der Nähe zum Wohnort Stammheim wie auch zum künftigen Wohnort der beiden Söhne: "Sie werden ihren jeweiligen Wohnsitz demnächst im Neuhengstetter Neubaugebiet ›Brunnenstraße‹ haben", erzählt Mutter Gaby. Vater Reimund führt noch einen anderen, für Unternehmer wichtigen Aspekt an, den die Söhne bestätigen: "Die Rahmenbedingungen hier sind einfach super gut!". Das gelte fürs Rathaus und speziell für Bürgermeister Clemens Götz, die Kommunikation sei unkompliziert und auf Augenhöhe. Und das gelte für die Infrastruktur generell wie auch für das gute Verhältnis zu den Vermietern der Supermarkt-Immobilie.