Huthi-Rebellen attackieren seit Wochen vom Jemen aus Handelsschiffe im Roten Meer. Die Seeroute ist für den Welthandel immens wichtig. Wer ist die Gruppe?
Die USA und Großbritannien haben mit der Unterstützung Verbündeter in der Nacht auf Freitag Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Der Militärschlag sei eine „direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi“ auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden mit.
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route. Die Huthi greifen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an. Der Iran verurteilte den Militärschlag gegen die Huthi, die Rebellen selbst kündigten Vergeltung an.
Wer aber ist die Miliz überhaupt? Und was sind ihre Ziele?
Woher kommen die Huthi-Rebellen?
Die Rebellengruppe ist aus den schiitischen Zaiditen hervorgegangen. Diese hat ihre Wurzeln im Norden des Jemen im Grenzgebiet zu Saudi-Arabien. Die Huthi bezeichnen sich als „Ansar Allah“ („Unterstützer Gottes“). Der Name geht auf den früheren Anführer Hussein al-Huthi zurück. Mitte der 90er-Jahre hatten sich im Zuge des Bürgerkriegs im Jemen erste Kampfgruppen gebildet, die sich nach und nach mit anderen Stämmen zur sogenannten Ansarullah-Miliz zusammenschlossen. Ihr Ziel: die Abspaltung des sunitisch geprägten Südens zu verhindern.
2004 mündete das Aufbegehren in einen militärischen Konflikt mit der jemenitischen Armee. Die Invasion der USA im Irak befeuerte die Radikalisierung der Gruppe. 2014 eroberten Huthi die Hauptstadt Sanaa. Seitdem kontrollieren sie einen Großteil des Nordjemen.
Wie groß ist die Gruppierung?
Die Zahl der bewaffneten Kämpfer wird auf 180 000 bis 200 000 geschätzt. Diese haben Zugang zu Panzern und technischen Fahrzeugen sowie zu panzerbrechenden Lenkwaffen, ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern. Seit ihrem Aufstand im Jahr 2014 kämpfen die Huthis im Jemen gegen die Regierung und eine vom sunnitischen Saudi-Arabien angeführte Militärallianz, die verhindern will, dass die Huthis ihren Einfluss im Nachbarland weiter ausdehnen. Der Krieg mit geschätzten 377 000 Toten hat im Jemen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst.
Wer unterstützt die Huthi?
Wie die Hamas werden auch die Huthis vom Iran unterstützt. Die schiitischen Islamisten sehen sich zusammen mit der Hamas als Teil der selbsternannten, gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“, zu der auch die schiitisch-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.
Weil die Hisbollah Israels Armee erfolgreich aus dem Libanon vertrieb, ist die Miliz für die Huthis in ihrem Bürgerkrieg eine Art Vorbild und Mentor, auch wenn beide Gruppen unterschiedlichen schiitischen Strömungen angehören.
Sowohl der Iran als auch die Hisbollah bestreiten die Verbindungen zu ihren schiitischen Glaubensbrüdern oder spielen sie herunter.
Was wollen die Huthi?
Vor allem wollen die Rebellen den ganzen Jemen beherrschen und dafür internationale Anerkennung. Im Westen haben sie einen Zwergstaat errichtet, in dem sie ihre Ideologie totalitär durchsetzen, mutmaßlich auch durch Folter und Ermordung von Kritikern und Journalisten.
Seit 2016 haben sie ihre Angriffe auf die Infrastruktur sowohl Saudi-Arabiens als auch der Vereinigten Arabischen Emirate verstärkt, insbesondere auf Ölanlagen, um deren militärisches Engagement im Jemen zu untergraben. Etwa zur gleichen Zeit begannen sie mit Angriffen auf Handelsschiffe in der Nähe der Straße von Bab al-Mandab.
Wie stehen die Huthi zum Gaza-Krieg?
Die Huthis haben ihre Solidarität mit der Hamas erklärt und greifen Israel seit dem 7. Oktober auch an. Sie attackierten Israel vom Süden der Arabischen Halbinsel aus mit Drohnen und Raketen und trafen dabei die südisraelische Stadt Eilat.
Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi-Rebellen im Jemen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute daher zunehmend.
Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Unter anderem musste der Elektroauto-Hersteller Tesla seine Produktion in Grünheide bei Berlin wegen der Angriffe für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Da sich die Transportwege verschieben, ist eine Lücke in den Lieferketten entstanden, wie Tesla am Donnerstag mitteilte.
Welche Ziele verfolgen die Huthi mit diesen Angriffen?
Die Angriffe decken sich mit der antisemitischen und antiamerikanischen Rhetorik der Huthis und der Hoffnung, breitere Anerkennung zu finden als Teil der iranischen „Achse des Widerstands“.
Sie passen auch zur Darstellung der Rebellen, Opfer einer Verschwörung zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien zu sein, mit der sie Anklang finden in der jemenitischen Bevölkerung. Mit den Angriffen lenken die Rebellen außerdem von eigenen Problemen ab und demonstrieren Stärke.