Die Freien Wähler treten zur Bundestagswahl an – also die Partei wohlgemerkt. Die Freie-Wähler-Vereinigungen vor Ort wie zum Beispiel in Nagold distanzieren sich. Foto: Thomas Fritsch

Die Freien Wähler treten zur Bundestagswahl an. Bei Eberhard Haizmann, Fraktionschef der Freien Wähler im Nagolder Gemeinderat, hält sich die Freude darüber in Grenzen. Denn Freie Wähler sind nicht gleich Freie Wähler. Und so betont Haizmann in diesen Tagen oft: „Das sind zwei Paar Stiefel.“

In Nagold sind die Freien Wähler (FWV) eine Macht. Als Verein organisiert, holte die FWV bei der Kommunalwahl 2024 die meisten Stimmen. 28,6 Prozent erzielten die Freien Wähler, und die FWV zog mit sieben Stadträten in den Gemeinderat ein.

 

Einer von ihnen ist Eberhard Haizmann. Ein Urgestein in der Nagolder Lokalpolitik. Seit 1989 ist er Stadtrat. Und er ist der Stimmenkönig – 7642 Stimmen versammelte er 2024 auf sich.

Haizmanns Wort hat also Gewicht. Und doch ist er einer der ruhigen und besonnenen Vertreter im Stadtparlament. Da ist es schon ziemlich ungewöhnlich, dass er sich nun zum Bundestagswahlkampf äußert.

„Die wenigsten kennen den Unterschied“

Doch er hat seinen Gründe: Es gibt nämlich auch eine Partei der Freien Wähler, die von Haizmann als „Freie-Wähler-Partei“ bezeichnet wird, von vielen aber auch als Bundesvereinigung Freier Wähler. Und jene Partei der Freien Wähler hat mit den lokalen und regionalen Wählervereinigungen nichts zu tun.

Das ist nicht allen Wählern bekannt. Eberhard Haizmann berichtet auf Nachfrage der Redaktion: „Die wenigsten Wählerinnen und Wähler kennen den Unterschied zwischen der Freien-Wähler-Partei und den Freien Wählern, die meist als Verein in Kreisräten, Gemeinderäten oder Ortschaftsräten kommunal engagiert sind.“ In den vergangenen Tagen sei er immer wieder gefragt worden, weshalb sich die Freien Wähler eigentlich zur Bundestagswahl stellen und welches Programm sie verfolgten. „Freie-Wähler-Partei und die Freie-Wähler-Vereinigung sind zwei Paar Stiefel, die nichts miteinander zu tun haben“, verdeutlicht Haizmann dann.

Eberhard Haizmann ist seit 1989 Gemeinderat in Nagold. Foto: Florian Alber

Und nicht nur Haizmann stört sich an diesen permanenten Verwechslungen. Wolfgang Faißt, einst Hauptamtsleiter in Nagold und danach viele Jahre Bürgermeister in Renningen, äußert sich ebenfalls zum Thema: „Diese Freie-Wähler-Partei hat nichts mit den originalen Freien Wählern zu tun, die als Vereine organisiert und ausschließlich kommunal in den Kreistagen, Gemeinderäten und Ortschaftsräten engagiert sind.“ Faißt ist Landesvorsitzender der Freien Wähler, Landesverband Baden-Württemberg e.V.

„Kommunale Verankerung und parteipolitische Unabhängigkeit“

„Die kommunale Verankerung und die parteipolitische Unabhängigkeit sind die großen Stärken der Freien Wähler“, erörtert Eberhard Haizmann. Deshalb seien die kommunalen Freien Wähler auch die stärkste politische Kraft in den baden-württembergischen Gemeinderäten.

Zum Hintergrund verweist der Landesverband der Freien Wähler auf die Historie: „Der Freie Wähler Landesverband wurde 1956 gegründet und war Mitglied im Bundesverband. 2010 kam es zur Trennung, als der Bundesverband in eine Partei umgewandelt wurde, um landes- und bundespolitisch aktiv zu sein. Die Kommunalpolitik sollte den Vereinen vorbehalten bleiben. Die Namensgleichheit blieb bestehen.“

„Von rechten Aussagen distanzieren wir uns klar“

Und so macht Nagolds FWV-Chef Haizmann deutlich: „Es gibt zwar eine Namensgleichheit, der Kreisverband und alle Stadt- und Ortsvereine haben allerdings nichts mit dieser Freie-Wähler-Partei zu tun. Wir werden die Kandidatur der gleichnamigen Partei nicht unterstützen und nehmen eine neutrale Position ein.“

Besonders ausgeprägt ist bei Haizmann und Faißt der Wunsch nach Abgrenzung, wenn es um rechtslastige Aussagen geht. Gerade mit dem Parteivorsitzenden Hubert Aiwanger könnten sich die „original Freien Wähler“ in Baden-Württemberg nicht identifizieren. „Von rechten Aussagen distanzieren wir uns klar“, sagt Haizmann. Über die Migrationspolitik müsse man reden, „aber sachorientiert, in wertschätzendem Umgang miteinander,“ so Wolfgang Faißt.