An den Ständen gab es einiges zu entdecken. Foto: Thomas Fritsch

Auch das kann das sprichwörtliche Nagoldwetter, wenn man’s braucht: Klamme Kälte, dank Hochnebel ein bisschen düster, so dass die noch verbliebenen Lichter auf dem Nagolder Weihnachtsmarkt noch ein wenig heller und intensiver leuchten konnten.

Nagold - Sich so richtig mummelig Einpacken für den Bummel durch die wegen Corona so lange vermisste pittoreske Budenstadt, gehört irgendwie einfach dazu. Sich die kalten Finger am möglichst heißen Glühwein- oder Punsch-Becher wärmen, sich auf die heiße Weihnachts-Bratwurst freuen. Und voller Vorfreude nach interessanten Geschenkideen für die Lieben daheim Ausschau halten. Sich einfach freuen über den herrlichen, großen Weihnachtsbaum auf dem Vorstadtplatz.

Besucher wirken weniger gehetzt

Was schon bei der diesjährigen Wiederkehr des Urschelherbstes auffiel: Die Corona-Zeit hat was mit den Menschen gemacht. Die vielen Besucher auf die Nagolder Weihnachtsmarkt wirken sehr viel weniger gehetzt als früher. Haben alle mindestens einen Gang zurückgeschaltet. Weihnachtshektik? Keine Spur davon. Zeit, gemeinsam erlebte und verbrachte Zeit auch auf einem Weihnachtsmarkt hat auf einmal einen großen Wert. Der Genuss einer so lebendigen Innenstadt ist etwas ziemlich Großartiges.

Auch wenn die zu diesem Anlass etwas schwierigere Parkplatz-Suche rund um die Nagolder Innenstadt wegen überfüllter Parkplätze schon auch irgendwie eine Herausforderung sein konnte. Doch wer in die Autos in den Staus vor den Parkhäusern schaute, konnte ebenfalls überraschend entspannte Gesichter erleben. Kein Frust, jedenfalls nicht sichtbar.

Und die Parkplätze hinterm Stadtpark sind halt groß genug, um am Ende auf jeden Fall hier noch eine Stellmöglichkeit zu finden. Auch wenn dann der "Spaziergang" ins eigentliche Geschehen etwas länger ausfällt.

Duft nach Weihnachtsmarkt

Aber bereits jenseits der Waldach-Brücke am Kleb riecht man den Duft des Weihnachtsmarktes. Obwohl am Longwy-Platz gar keine Buden stehen. Nur der Nase nach zieht es einen Richtung Marktstraße, hinein ins bunte Getümmel.

Und wer es richtig gemacht hat, hat ordentlich Hunger mitgebracht. Und kann – vielleicht ja geplant, auf jeden Fall herrlich – eine kleine kulinarische Weltreise auf dem Nagolder Weihnachtsmarkt erleben. Klar, schwäbische Spezialitäten gibt es. "At its best." Womit man am Stand der Nagolder Mohawks ist. Den "Homerun" gibt’s hier – einen echt amerikanischen Burger natürlich. Der wurde nicht mit dem Baseballschläger mürbe geklopft, lacht Coach Alexander vom Grill her. Und ein Kunde drängelt sich etwas vor, er braucht "noch einen Homerun für die Frau" Weil’s ihr so lecker schmeckt. "Best Burger in Town", steht auf dem Aufsteller. Stimmt wohl für heute. Vielleicht sollte der etwas ungeduldige Kunde den "Double" nehmen. Mehr Fleisch für die Dame.

Griechischer Glühwein ist schwäbisch

Ein paar Meter weiter die Hirschstraße hinauf gibt’s Langosch, original österreichisch-ungarisch. Daneben Wein, auch aus der K-und-K-Region. Natürlich auch in heiß, eben als Punsch oder glühend.

Später, am Stand des Fördervereins der griechischen Kultur Nagold und Umgebung, wird auch Glühwein ausgeschenkt, aber "nicht aus griechischen Wein", wie der Patron am Grill erklärt, während er – natürlich – original Grillteller für die schon auch ein wenig lüstern wartende Kundschaft zubereitet. Zur Erklärung der Ungeduld vielleicht: Es riecht auch hier einfach zum Niederknien. Aber der "griechische" Glühwein ist hier eigentlich "schwäbisch", gibt man auf Nachfrage zu. Imiglykos gekocht wäre auch eine echte Sünde. Man muss denken: So sieht wohl Völkerverständigung aus. Oder gelungene Integration.

Spezialitäten am Partnerstand

Bevor man sich noch auf italienisch oder – auch so ein Muss in Nagold am Stand der Partnerstand Longwy – mit französischen Spezialitäten oder gar mit den spanischen Leckereien bei der "El Campo"-Wirtin Romina verwöhnen lässt, sieht man, dass die Tür zum Alten Turm heute weit offen steht. Was für ein tolle Idee, die "auch hier" hell erleuchtet zum kurz Verweilen ins Innere einlädt. Die Andacht kommt im Moment zwar vom Band, nur am frühen Abend werde auch live gepredigt.

Aber wie sehr ist die Ruhe und Geborgenheit in diesem kleinen sakralen Raum für einen Augenblick vollkommen. Was für eine besondere Idee. Zu diesem Anlass. Quasi für die auch innere Weihnacht. Damit man nicht vergisst, worum es bei diesem Fest und der Vorfreude darauf eigentlich geht.