Er war besonders vor der Landesgartenschau eine prägende Persönlichkeit der Nagolder Lokalpolitik. Inzwischen lenkt Johannes Arnold als Oberbürgermeister erfolgreich die Geschicke Ettlingens. Erinnert sich aber gerne zurück. Und hat noch Freunde in Nagold.
Gelassen und entspannt sitzt Johannes Arnold an seinem Schreibtisch im historischen Rathaus der Stadt Ettlingen. Vor mehr als zwölf Jahren hat er das württembergische Nagold in Richtung des badischen Ettlingen verlassen.
Rein optisch hat er sich nur wenig verändert, doch schnell ist klar: Aus dem einst jugendlichen Wirtschaftsbeauftragten und Bürgermeister Nagolds von einst ist ein souveräner und tatendurstiger Oberbürgermeister und Lenker der 40 000 Einwohner-Stadt im Landkreis Karlsruhe geworden, der zwar schon in der Mitte seiner zweiten Amtszeit ist, aber trotzdem noch jede Menge Pläne für seine neue Stadt hat.
An seine alte politische Heimat Nagold hat der geborene Ditzinger immer noch „viele schöne Erinnerungen“, wie er im Gespräch mit der Redaktion verrät. Dort habe er „viel gelernt“, sagt er, aber auch einiges bewegen können. Dabei denkt Arnold besonders an die Vorbereitungen für die Landesgartenschau im Jahr 2012.
Da sei er besonders bei der Einwerbung von Zuschüssen erfolgreich gewesen, sei auch auf dem heutigen Ankerareal und im Riedbrunnen aktiv gewesen, erinnert er sich. Damit habe er daran mitgewirkt, die Grundlagen für die Gartenschau zu schaffen und die Gartenschau erst möglich zu machen, zeigt er sich selbstbewusst. Und von dieser Gartenschau profitiere Nagold noch heute.
„Politik, Wein und Kultur, das passt doch gut zusammen“
Doch Arnold verbindet noch mehr mit Nagold als die Erinnerung an die Landesgartenschau. Auch zu einigen Nagolder Persönlichkeiten habe er immer noch Kontakt. Als erster fällt ihm da sein ehemaliger Chef, Alt-Oberbürgermeister Rainer Prewo, ein, der für ihn immer noch eine „wichtige Person“ sei. Erst vor relativ kurzer Zeit habe man sich in der Toskana getroffen, wo Prewo ein Feriendomizil besitzt. Auch zu Siegrid Plaschke, Chefin des City-Vereins, Gemeinderätin und Weinhändlerin, habe er noch Kontakt.
Und das liegt auch an der ersten Partnerstadt Ettlingens: Épernay befindet sich im Weinbaugebiet Valleé de la Marne und ist neben Reims das Hauptzentrum der Champagner-Produktion – und daher auch für Siegrid Plaschke von Interesse. Auch mit dem Nagolder Kabarettisten Klaus Birk pflegt Arnold regen Kontakt. Prewo, Plaschke und Birk – „Politik, Wein und Kultur, das passt doch gut zusammen“, sagt der Ettlinger OB und lächelt verschmitzt.
Doch bei allen Kontakten und guten Erinnerungen an Nagold ist für ihn die Stadt Vergangenheit. Ettlingen, wo er und seine Familie sich „sauwohl“ fühlen, sei für ihn jetzt „Gegenwart und Zukunft“, auch politisch verbindet ihn nur noch sehr wenig mit Nagold. Die zwei Städte hätten einfach eine ganz andere geografische Orientierung: Ettlingen in Richtung Karlsruhe und Nagold in Richtung Gäu und Stuttgart. Und da ist auch der politische Kontakt bei Sitzungen sehr überschaubar.
Vieles in Sachen Wohngebiete erreicht
Wenn es Kontakte in den Kreis Calw gibt, dann in den nordwestlichen Teil des Kreises nach Bad Herrenalb, etwa über die Tourismusgemeinschaft „Albtal plus“. Aber auch im Bildungssektor oder im Nahverkehr sind Bad Herrenalb und Ettlingen stark miteinander verbunden.
Zwölf Jahre ist Arnold inzwischen Oberbürgermeister in Ettlingen und kann durchaus einiges vorweisen. Obwohl die Stadt wenig Möglichkeiten habe, in die Fläche zu wachsen, habe man einiges in Sachen Wohngebiete erreicht. Dort herrsche eine hohe Nachfrage. Mehr als 1000 Wohnungen seien in seiner Zeit entstanden, weitere 1000 sind in Planung. Das sei schon so etwas wie „ein Meilenstein“ für die Stadt.
Ettlingen ist zu einer jungen Stadt mutiert
Und da das ehemals überalterte Ettlingen zu einer jungen Stadt mutiert ist, hat Arnold auch im Kita-Sektor einiges geschaffen, darunter 30 neue Kita-Gruppen möglich gemacht. Auch habe man alle Schulen saniert oder sei noch dabei.
Darüber hinaus sei man mitten in der Mobilitätswende. In Sachen Fahrradfreundlichkeit hat man sogar national einen guten Ruf. Was Mittelzentren angeht, sei Ettlingen in Sachen Fahrradfreundlichkeit in einer Statistik des ADFC im Land auf Platz 1 und im Bund auf Platz 4. Man habe für fünf Millionen Euro sogar einen Radweg durch den Berg in die Höhenorte gebaut, erzählt Arnold nicht ohne Stolz.
Zu früh für den politischen Ruhestand
In der Politszene im Landreis Karlsruhe ist Arnold auch präsent, wurde vor zehn Jahren in den Kreistag gewählt, war einige Zeit auch Fraktionschef der Freien Wähler und arbeitet auch im Regionalverband Mittlerer Oberrhein mit. Bei der vergangenen Kreistagswahl wurde er mit den zweitmeisten Stimmen im Landkreis Karlsruhe wieder in den Kreistag gewählt.
Alles in allem hat Johannes Arnold also keinen Grund zu klagen, viel mehr noch: „Es geht mir saumäßig gut hier und ich habe auch noch viel vor“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Obwohl er erst die Hälfte seiner zweiten Amtsperiode hinter sich hat, macht er schon jetzt klar, dass er eine dritte Amtszeit anstrebt. „Bei der nächsten OB-Wahl wäre ich 57, das ist zu früh für den politischen Ruhestand.“