Gelungenes Debüt in Nagold: "Quichotte"Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: "Quichotte" lässt mit seinem Programm "Schnauze" die Sonne aufgehen

Nagold. Vor überwiegend jüngerem Publikum ließ der Kölner Comedian "Quichotte" im Hof der Alten Seminarturnhalle seiner Leidenschaft zum Rap ebenso freien Lauf, wie mit komisch-heiteren Geschichten aus seinem Leben und seinem Umfeld. Er brachte die Gäste mit vorgelesenen Sequenzen aus einem seiner Bücher ebenso zum Lachen und setzte dem Bühnenprogramm ein Krönchen auf mit einem gerappten Ausflug in den Jurassic Park.

Das Team der Alten Seminarturnhalle hatte für sein Sommer-Open-Air Nagold (A)live den 38-jährigen Stand-up-Comedian, Autor, Slam Poet und Rapper "Quichotte" gewinnen können. Sein Programm "Schnauze" beinhaltete vieles zwischen Schnauze voll haben und Schnauze halten. "Quichotte", laut Internet mit dem bürgerlichen Namen Jonas Klee aufgewachsen, war ursprünglich Lehrer und wuchs zusammen mit seinem alleinerziehenden Vater, ebenfalls Lehrer, auf. Dieser war für ihn kein wirklich guter Ratgeber, auch nicht während seiner Schulzeit, als Quichotte von seinen Kumpels wegen seines schiefen Gebisses immer wieder geärgert wurde. Dass er statt den Tipp seines Vaters beherzigend, dem Jungen eine reinzuhauen, diesem dafür bis auf die Knochen in den Arm gebissen hatte, mündete darin, dass der Nachbarhund anschließend eingeschläfert wurde.

Als Slam Poet bereits mehrfach ausgezeichnet

Er bot eine Anleitung zum männlich werden mit dem Song "Männlich", den er auf der Gitarre begleitete. Davor erwähnte er seine zehnjährige Zeit mit einer Band, die sich 2018 aufgelöst hatte. "Seitdem bin ich allein unterwegs und singe und spiele Hymnen", gab er mit Ironie zum Besten. Das eingebaute Tuba-Solo in diesem Song imitierte er gekonnt mit Beat-Boxing-Elementen. Der verheiratete Vater von zwei kleinen Kindern hat überdies bereits mehrere Bücher geschrieben.

Mitgebracht hatte er eins über seinen Lieblingsbäcker am Rande der Großstadt Köln. Dieser Bäcker, so die Beschreibung von Quichotte, hasst Bäckerei-Ketten und verarscht seine Kunden während der Verkaufsgespräche mit durchaus sympathischen Dialogen. Aus diesen Sternstunden des Humors gab es ein Kapitel über "das Baguette" und ein weiteres über "Dinkel" und "Zertifiziert" auf die Ohren der begeisterten Zuschauer.

Der als Slam Poet bereits mehrfach ausgezeichnete Kölner erging sich in einer Geschichte über die gewonnene "Pauschalreise" nach Lloret de Mar nach dem Kauf einer Analogkamera. In den schillerndsten Farben ließ er sein Publikum an diesem All-Inklusiv-Urlaub teilnehmen, angefangen von seiner Ehrenmitgliedschaft beim mitreisenden SC Castrop, die besoffenen Abende am Pool und das Durchfräsen des Buffets bis hin zu den entwickelten Fotos, die ihm Szenen lieferten, an die er keinerlei Erinnerungen hat. Seine Wortergüsse bettete er in musikalische Zwischenstücke ein, so auch ein mega-kurzer Blues namens "Got no Money" und ein Song von seinem Vater, der ihm verdeutlichte, dass er für seine Bühnenauftritte keine Angst haben dürfe, sich zum Affen zu machen. Was er bereits in seiner eins dreijährigen Tätigkeit als Lehrer auch erleben durfte.

Mit einem spanischen Entrée war "Rap-Shit" zu hören, aus dem musikalischen Genre, dem er sich ganz besonders nahe fühlt, trotz seinen über 30 Lebensjahren. Erneut zeigte er sein Können im Beat-Boxing mit einem Trompetensolo und einem Call-and-Response-Teil, bei dem das Publikum seine Vorgaben wiederholte. Während der Pause, nachdem der Strom sich zum wiederholten Mal verabschiedet hatte, wühlte er sich durch seine Flut von Zetteln, die zahlreiche Gäste des Comedy-Abends mit je einem Wort beschriftet hatten. Er fand, so seine Worte, eine "Mischung aus gesetztem Alter und Neuntklässlern" vor. Die Zuschauerworte Rentenbescheid, Breschtlingsgsälz-Häfele, Schreibmaschine, Hidrabradl und viele weitere und das Wort Liebe setzten dem abendlichen Auftritt, untermauert mit einer Loop-Station, die Krone auf. Quichotte baute sie alle – und es waren nicht wenige – in einen Rap-Song ein, den er spontan kreierte und im Jurassic Park spielen ließ. Das Publikum war verzückt. Es folgte eine weitere Szene aus dem Buch rund um seinen Lieblingsbäcker. Er redete über sein Familienleben, mit den ihn aufheiternden und während der Tour vermissten Kids und dem weitgehend an Selbstüberschätzung gescheiterte Innenausbau seines während Corona gebauten Hauses. Er sprach über seinen Vater sowie seine in frühen Kindertagen nach Frankreich ausgewanderte Mutter. Der Abend klang aus mit Songs über Weisheiten und über die Einfachheit des Lebens. Hierbei verpasste er beinahe den Absprung, die mit hohen Tönen verstellte Stimme wieder auf Normalniveau zurückzufahren. Das Publikum war begeistert, quittierte dem Neuling in Nagold mit viel Applaus ein gelungenes Debut.