Die beiden Flamenco-Gitarristen heizten den Zuhörern mächtig ein. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunst: "Café del Mundo" spielt voller Leidenschaft in der Alten Seminarturnhalle in Nagold auf

Feurig, leidenschaftlich, virtuos, einfach ein Erlebnis: Der Auftritt von "Café del Mundo" in der Alten Seminarturnhalle Nagold sucht seinesgleichen. Die beiden Flamenco-Gitarristen heizten etwa 85 Zuhörern mächtig ein.

Nagold. Bei dieser Musik entfernte sich Nagold, entfernte sich Deutschland immer weiter. Mit dem Zuhören tauchten neue Bilder vor Augen auf, tanzende Silhouetten, wilde Landschaften. "Café del Mundo" entführten in ferne Länder, in Heimatstätten feuriger Rhythmen und passionsgeladener Musik. Die Geschichten, die sie zu den einzelnen Liedern erzählten, vervollständigten das Bild und die Atmosphäre.

Bereits beim Einstieg hatten sie das Publikum auf ihrer Seite. Bei der Ankündigung von "Libertango", dem berühmten Stück von Astor Piazzolla, war aus dem Publikum schon ein erster, leiser Freudenruf zu hören. Nach und nach, immer weiter setzten Jan Pascal und Alexander Kilian hier noch einen drauf.

Eine Eigenkomposition nach der anderen faszinierte die Zuhörer, sei es "Spread your wings" oder das Titelstück des neuesten Albums der beiden, "Beloved Europa". In letzterem haben die Komponisten die Reibung zwischen "Hochglanzwelt" eines Festivals und Situation vor Ort auf der griechischen Insel Samos verarbeitet. Politisch sollte es nicht werden, also entstand ein Hymnus. Die instrumentale Musik "möchte einfach nur Herzen miteinander in Verbindung bringen", erklärte Jan Pascal.

Einzelne Jubelrufe

Darunter mischte sich beispielsweise das "lebensfrohe" brasilianische Stück, so Pascal, dessen Titel auf deutsch lautet: "Kleiner Vogel, friss nicht meinen Maismehlkuchen". Dass "Café del Mundo" auch eine andere Gangart beherrschen, bewiesen sie mit einer Ballade – nur um danach noch mehr Fahrt aufzunehmen.

Schnell waren die Finger der beiden Gitarristen von Anfang an. Mit unglaublichem Geschick liebkosten sie die Saiten. Doch besonders gegen Ende zeigten die Musiker, was sie in diesen Dingen wirklich auf dem Kasten haben. Immer weiter steigerten sich die beiden in das Tempo rein, ließen es sich hochschaukeln, sodass man beinahe erwartete, ihre Finger nur noch verschwommen zu sehen. Den Druck hinter diesem Tempo spürte man als Zuhörer beinahe körperlich. Es ähnelte einem Um-die-Wette-Spielen, immer schneller, immer imposanter, immer mitreißender – beinahe wollte man die Musiker anfeuern.

Das Publikum ließ sich hinreißen, einzelne Jubelrufe kamen auf, manche schien es kaum noch auf den Stühlen zu halten. Kein Wunder, dass der Beifall entsprechend opulent ausfiel. Pfiffe, Jubelrufe und natürlich tosendes Klatschen begleiteten das Ende jedes Stückes sowie des gesamten Konzertes. Bei ihren Zuhörern hatten "Café del Mundo" definitiv ein Feuer entfacht.