Am Volkstrauertag wurden zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege an vielen Mahnmalen im Kreis Kränze niedergelegt. Unserer Fotos entstanden bei den Veranstaltungen in Altensteig (links oben), Nagold (links unten), Calw (rechts unten) und Bad Wildbad. Fotos: Köncke, Pristersbach, Stocker, Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Volkstrauertag: In vielen Kommunen im Kreis wird mit Kranzniederlegungen den Kriegsopfern gedacht

Genau 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges fanden in vielen Kommunen im Kreis Calw Gedenkfeiern für die Toten der beiden Weltkriege statt. Gleichzeitig waren die Veranstaltungen auch ein Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung.

Kreis Calw. "Leider haben die Erinnerungen und Erlebnisse des Ersten Weltkriegs nicht dazu geführt, zukünftig vor solchen Ereignissen gefeit zu sein", erinnerte Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert anlässlich der Feier beim Mahnmal an der Stadtkirche Calw an die folgenden Jahrzehnte, in denen der Zweite Weltkrieg Millionen Menschen das Leben kostete. Nach dem Ende des Kalten Krieges erschütterten Gewaltausbrüche in Ruanda und auf dem Balkan die Völker. "Kaum war das neue Millennium angebrochen, musste sich die Welt zudem mit einer anderen Art von Bedrohung, dem Terrorismus, verstärkt auseinandersetzen und für uns Deutsche wurde wieder zur Realität, dass Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätze geschickt werden, um dort in Konflikte einzugreifen", fasste Eggert die Entwicklung zusammen, wonach sich etwa 3500 deutsche Soldaten im Auslandseinsatz befinden und inzwischen 37 Gefallene zu beklagen seien.

"Die Errungenschaft des Friedens müssen wir uns immer wieder bewusst machen"

"Die Errungenschaft des Friedens müssen wir uns immer wieder bewusst machen und gerade in den Zeiten bewahren, in denen nationalsozialistisch-fremdenfeindliche Parolen zunehmend in den öffentlichen Raum vordringen und die Grenzen zwischen besorgten Bürgern und eindeutigen Demokratiefeinden offenbar zunehmend verschwimmen", unterstrich auch die Vorsitzende des "Verbands der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands" VdK in Calw, Christel Steffek. An der Feier in Calw nahmen auch Vertreter des Standortes der Bundeswehr in Calw teil.

Am Volkstrauertag fand auch auf dem Nagolder Friedhof die Gedenkfeier für die Toten der beiden Weltkriege statt. Wie Oberbürgermeister Jürgen Großmann deutlich machte, "haben beide Kriege unermessliches Leid über die Menschen gebracht". Bei dieser Gelegenheit machte der OB darauf aufmerksam, dass Historiker im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen von rund 80 Millionen Toten sprechen. Deshalb dürften die Gefallenen und Opfer nicht vergessen werden, denn das "wäre eine Verleugnung unserer Geschichte". Nicht unerwähnt ließ Jürgen Großmann zudem die Krise, in der die Europäische Union als "großes Friedensprojekt der Nachkriegszeit" stecke.

Nach einem Psalmgebet von Dekan Ralf Albrecht machte Friedhelm Schneck im Namen des Sozialverbandes VdK deutlich, dass aus der Trauer auch die Verpflichtung für den Frieden entstehe. In Nagold wirkten auch Schüler der Klasse 10d der Christian-Herzog-Realschule an der Feier mit und trugen eine Sprechmotette vor, die das Leid des Ersten Weltkrieges deutlich machte. An der anschließenden Kranzniederlegung auf dem Soldatenfriedhof wirkten auch die Nagolder Feuerwehr sowie Vertreter der Bundeswehr und der Nagolder Fallschirmjägerkameradschaft mit. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Nagolder Stadtkapelle.

Bürgermeister-Stellvertreter Uwe Seeger erinnerte bei der Gedenkfeier auf dem Altensteiger Waldfriedhof an seinen Großvater, der 1939 eingezogen, kurz vor Stalingrad verletzt wurde und so den Schrecken des Zweiten Weltkrieges überlebte. Sein Schicksal habe ihn tief bewegt und sich nachdrücklich ins Gedächtnis eingegraben. Völkerverständigung und Versöhnung über den Gräbern sind Bezirksgeschäftsführer Volker Schütze vom Volksbund Deutscher Kriegsopferfürsorge wichtige Anliegen. Elf Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c des Christophorus-Gymnasiums sprachen in kurzen Sätzen das Leid und Elend auf der Welt bei vielen schrecklichen Ereignissen an. Pfarrer Klaus-Peter Lüdke sprach ein Friedensgebet.

Der Liederkranz Altensteig und die Stadtkapelle umrahmten die Feierstunde in Altensteig. Anschließend legten Uwe Seeger, Stadträtin Ursula Utters und der Geschäftsführer des Bezirksverbandes der Kriegsgräberfürsorge am Kriegerdenkmal einen Kranz nieder – danach Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes und des VdK-Ortsverbandes Altensteig. Gemeinsam gedachten sie der Millionen Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen auf der Welt – bis zum heutigen Tag.

In der Feierstunde in Bad Wildbad anlässlich des Volkstrauertages legte Bürgermeister-Stellvertreter Jochen Borg gemeinsam mit Jürgen Köppel, Vertreter des VdK, am Kriegerdenkmal einen Kranz zu Ehren der Opfer der beiden Weltkriege nieder.

Borg stellte die Kranzniederlegung unter das Motto "Möge der Volkstrauertag zum Volks-Friedenstag werden". Zum stillen Gedenken an die zahllosen Opfer von Kriegen und Gewalt, Völkermorden, Verfolgung und Vertreibung, aber auch zum Gedenken an die Menschen, die in Ausübung ihres Einsatzes für die Gerechtigkeit ihr Leben verloren haben, soll der Kranz ein Mahnsignal setzen, verbunden mit der Hoffnung, dass nie wieder Krieg herrscht.

Jürgen Köppel, Vertreter des VdK, gedachte in seinen Worten zur Kranzniederlegung ebenfalls der Opfer beider Weltkriege. Er sah deren Tod als Verpflichtung aus der Vergangenheit zu lernen. Seine Botschaft zum Volkstrauertag lautete: "Jeder sollte eintreten für Frieden und Versöhnung."

An der Feierstunde nahm auch die Reservistenkameradschaft teil, die sich ehrenamtlich um das Kriegerdenkmal kümmert. Mit mehreren Musikstücken umrahmte die Stadtkapelle unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Martin Koch die Feierstunde auf dem Waldfriedhof.