Eckhart Kern hält Vortrag über die Ursprünge der Süddeutschen

Von Dorothee Trommer

Nagold. Was ist eigentlich ein Schwabe? Besucher, die zu den Ausführungen von Eckhart Kern in den Polstershop gekommen sind, kennen sich damit aus. Dazu eingeladen hat die Urschelstiftung.

Zur Zeit der Römer hieß die Ostsee "Mare Suebicum", also das Schwäbische Meer. Und Alemannen ist eine andere Bezeichnung für die "Sueben", also die Schwaben, erläuterte Eckhart Kern. Das Herzogtum Schwaben ging vom Gotthard bis in die Vogesen, von Calw bis Chiavenna. Die Stadt Freudenstadt wurde im Jahre 1599 als beabsichtigte Residenz des Herzogtums Württemberg gegründet, das Staatsgebiet sollte weit bis in das heutige Frankreich reichen.

Eckhart Kern wusste sein Publikum mit noch mehr Informationen zu erstaunen: "Stuttgart wurde von den Markgrafen von Baden gegründet", erfuhren die Besucher. Die Markgrafen wiederum stammen aus einer schwäbischen Linie – und überhaupt sind Badener und Schwaben ein Volk, machte er deutlich.

Einige Besucher hatten die badische Flagge mitgebracht, die aber später, nach all den Erkenntnissen über die nahe Verwandschaft, eingerollt wurde. Auch der Wein, den man in der Pause reichte, war ganz nach baden-württembergischen Proporz ausgewählt: ein schwäbischer Roter und ein badischer Weißer.

Kern erinnerte mehrfach an das historische Datum des 25. April – an diesem Tage vor 60 Jahren wurde das Land Baden-Württemberg gegründet. Im Vorfeld hatte es einigen Widerstand gegeben. Über 80 Prozent sprachen sich bei einer Volksabstimmung für den Verbleib Badens im gemeinsamen Land Baden-Württemberg aus. Die spitzen Bemerkungen über den anderen gibt es aber noch, wie: "Über Baden lacht die Sonne, über Württemberg lacht die Welt." Eckhart Kern würzte seinen Vortrag mit zahlreichen Anekdoten, die er zum Teil gesammelt, zum Teil selbst erlebt hat. Der Tübinger Professor Utz Jeggle wurde in Nagold geboren, legte im Jahr 1997 die Studie Schwabenbilder vor. Von dem Klischee des "tüfteligen Geizkragens, der Häusle baut und Spätzle isst" und dessen Metamorphose ist hier die Rede.

Ein besonderes Merkmal der schwäbischen Identität ist die Kehrwoche. Auch hier nennt Kern handfeste Gründe, wieso diese Gewohnheit so verwurzelt ist. So wurde 1714 die erste "Gassensäuberungs-Ordnung" erlassen, seit dem Jahr 1811 musste sogar täglich gekehrt werden. Es soll auch Gasseninspektoren gegeben haben.

Der schwäbische Erfindergeist kam mit der Erwähnung der Sack-Ausklopf-Maschine zu Ehren, auch der abschließbare Mosthahn ist typisch schwäbisch. Dass Schiller wegen seines Dialekts oft nicht verstanden wurde, wenn er seine Werke vorlas, oder dass Franziska von Hohenheim Tagebuch auf schwäbisch führte: Eckhart Kern hatte viel zu dem Thema zu sagen.

Erfreulich für die Urschelstiftung: Gerda Rudolf, Gründerin der Firma Polstershop, verdoppelt die Spenden, die an diesem Abend gesammelt werden konnten.