Am 9. Oktober bestimmen die Nagolder Bürger, wer die Stadt vom Rathaus in den kommenden Jahren regieren wird. Foto: Bernklau

Kandidat der Nein-Partei sucht Unterstützer. Grüne lassen Nominierung eines eigenen Bewerbers offen.

Nagold - Am 9. Oktober ist Oberbürgermeisterwahl in Nagold. Und noch bis zum 12. September Punkt 18 Uhr läuft die Bewerbungsfrist. Und die könnte im Endspurt eventuell doch noch ein wenig spannend werden.

Zumindest wenn es nach der Grünen-Fraktion im Nagolder Gemeinderat geht. Denn die möchte sich aktuell und auf Nachfrage ausdrücklich nicht dazu äußern, ob sie den bisher einzigen ernsthaften Bewerber, Amtsinhaber Jürgen Großmann (CDU), unterstützen würde; oder gar noch einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken will. Grünen-Fraktionssprecherin Brigitta Loyal wörtlich: "Gerade eine OB-Wahl sollte auch spannend sein." Man werde aber seitens der Grünen letztlich die "OB-Kandidatinnen und -Kandidaten unterstützen", die im Rahmen ihrer Bewerbung glaubwürdige Aussagen über "nachhaltiges Planen und Handeln" als wichtigsten Aspekt ihrer Zukunftsvisionen machten.

Allerdings weiß Brigitte Loyal auch, dass ihre insgesamt dreiköpfige Fraktion nur begrenzte Möglichkeiten hätte, eine eigene Kandidatin oder einen eigenen Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl durchzubringen. "Wir sind eine kleine Fraktion im Nagolder Gemeinderat und sehen unsere Aufgabe bisher in einer konstruktiv, kritischen Begleitung der Arbeit des Oberbürgermeisters und der Verwaltung." Jedoch sei ihre Arbeit von den Wählerinnen und Wählern bei der letzten Kommunalwahl vor zwei Jahren auch mit einem zusätzlichen Sitz und der dadurch möglichen heutigen Fraktionsstärke belohnt worden.

"Werde mich nicht über Arbeit des OB äußern"

Deutlich klarer sind da die Aussagen der nach der CDU (acht Sitze) zweistärksten Fraktion im Nagolder Gemeinderat, der Freien Wähler (FWV; sieben Sitze). Deren Fraktionssprecher Eberhard Haizmann teilt auf Nachfrage mit: "Wir werden den amtierenden Oberbürgermeister bei seiner Kandidatur unterstützen." Weil: "Unsere Stadt hat sich unter der Amtsführung von Jürgen Großmann dynamisch und insgesamt sehr positiv weiterentwickelt." Daher habe es zu keinem Zeitpunkt in der FWV-Fraktion Bemühungen gegeben, etwa einen eigenen Kandidaten zu suchen oder aufzustellen.

Dem gegenüber etwas vorsichtiger die Aussagen von Rainer Schmid, Fraktionssprecher der SPD (fünf Sitze) im Nagolder Gemeinderat. Da er sich aufgrund der Ferienzeit nicht mit seinen Fraktionskollegen über ein offizielles Statement zur Kandidatenkür für die Oberbürgermeisterwahl abstimmen konnte, spreche er nur für sich. "Und nach meiner Kenntnis" werde es keinen eigenen SPD-Kandidaten geben – auch nicht vom Nagolder SPD-Ortsverein, der grundsätzlich auch ohne die Fraktion einen Kandidaten aufstellen könnte. Ob man aber den Amtsinhaber unterstützen werde und wie man dessen bisherige Amtsführung bewerte, lässt Schmid jedoch ausdrücklich offen: "Ich werde mich heute nicht zu einer Einschätzung über die Arbeit des Oberbürgermeisters äußern."

Wegen der Ferienzeit gar keine Aussage zur Kandidatenkür für die Oberbürgermeisterwahl war von der fünften Fraktion im Nagolder Gemeinderat zu bekommen, der FDP (drei Sitze). Deren Fraktionssprecher Jürgen Gutekunst weilt im Urlaub, seine Fraktionskollegin Bärbel Reichert-Fehrenbach ist zwar daheim, möchte aber Gutekunst nicht vorgreifen.

Derweil hat aber ganz unabhängig von den im Nagolder Gemeinderat vertretenden Parteien neben Amtsinhaber Jürgen Großmann ein zweiter Kandidat seinen Hut in den Ring um die Wahl zum Oberbürgermeister geworfen: Alfred Wilhelm aus Neuweiler-Agenbach. Allerdings ist der Rentner Wilhelm so etwas wie ein "Berufskandidat" bei Bürgermeisterwahlen im Ländle, hat sich allein in diesem Jahr bereits bei diversen Bürgermeister- und Oberbürgermeisterwahlen aufstellen lassen – so beispielsweise zuletzt in Simmozheim, aber auch schon davor in Alpirsbach, Aulendorf, Hüfingen oder Sasbachwalden. Alfred Wilhelm ist Mitglied der "Nein"-Partei, die mit ihrer Teilnahme an Bürgermeisterwahlen dem Wähler die Chance geben will, sich mit ihrer Stimme auch ausdrücklich "gegen" die offiziellen Kandidaten zu entscheiden. Ein Bürgermeisteramt antreten würde ein "Nein"-Kandidat auch im Falle eines Wahlsieges nie.

Wilhelm: "Das ist für mich keine Demokratie"

Exakt 50 Unterstützer braucht Wilhelm, um am Ende auch tatsächlich als Kandidat zur Nagolder Oberbürgermeisterwahl zugelassen zu werden. Die sammelt er aktuell während der Nagolder Markttage. Und da rechnet er den Passanten vor, dass regelmäßig die "Fraktion der Nichtwähler" den größten Anteil in den Wahlergebnissen ausmachen. Nicht anders bei der jüngsten Oberbürgermeisterwahl in Nagold 2008: von den damals 15 776 Wahlberechtigten hätten 7251 ihre Stimme abgegeben, das seien 46,18 Prozent gewesen; von denen habe der Wahlgewinner Jürgen Großmann 51,41 Prozent der Stimmen errungen – was aber, so Nein-Kandidat Wilhelm, eigentlich "nur" 23,63 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten gewesen sei. Also nicht einmal ein Viertel der Nagolder hätten den Oberbürgermeister gewählt. "Das ist für mich keine Demokratie." Theoretisch könne jemand mit einer einzigen abgegebenen Stimme in ein Amt gewählt werden, obwohl eine echte Mehrheit der Wähler diesen vielleicht gar nicht wolle. "Jetzt mit meiner Kandidatur haben die Nagolder eine echte Wahl" – zumindest Ja oder Nein zu sagen zum Amtsinhaber.