Philipp Beck, Jörg Kirn, Karolin Weik und Karl-Martin Bauer befreien den Nagoldhang Ost (von links) von wilden Pflanzen. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Grünpflege: Landschaftserhaltungsverband, Stadtschäfer, Planer und Ehrenamtliche pflegen Fläche seit über zehn Jahren

Naturschutz, Naherholung und Bewirtschaftung sind auf dem Nagoldhang Ost vereint. Über mehrere Jahre hat die Stadt Wildberg Geld und Zeit investiert, um die dortigen Freiflächen wiederherzustellen. Jetzt ist die Phase der Nachpflege gekommen.

Wildberg. Vor 50 oder 100 Jahren wurden die Flächen auf dem Nagoldhang Ost, der sich von der Hirschbrücke bis zur Emminger Gemarkung entlang der Nagold erstreckt, sicher noch landwirtschaftlich genutzt, wie Philipp Beck, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes im Kreis Calw, erzählt. Zu sehen ist das unter anderem an den sicher mühsam angelegten Trockenmauern, die den Hang terrassieren. Als Ackerfläche oder Streuobstwiese habe der Hang gedient. Allein auf den Flächen, die Stadtschäfer Karl-Martin Bauer mit seinen Tieren bewirtschaftet, stehen schätzungsweise 600 Obstbäume.

Für moderne landwirtschaftliche Geräte eignet sich das Gelände jedoch nicht wirklich, und der Hang war bisher auch nur schwer zugänglich. So wurden die Flächen immer weniger genutzt. Nach und nach wuchsen sie zu und verwilderten.

Um das wieder rückgängig zu machen, startete die Stadt 1997 das Flurbereinigungsverfahren "Nagoldhang – Ost". Dessen Ziel war es, die Freiflächen unter ökologischen Gesichtspunkten wiederherzustellen.

In 20 Jahren machen Schafe die Arbeit

Immerhin handelt es sich hierbei um ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, also um naturschutzrelevante Flächen. Auf die planerische Vorarbeit folgte 2006 die Umsetzung vor Ort. Der Landschaftserhaltungsverband, das Amt für Flurneuordnung, die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt, die Stadt und die Schäferei haben sich gemeinsam überlegt, welche Maßnahmen hier sinnvoll wären und umgesetzt werden sollen.

Zunächst mussten Wege gebaut werden, damit der Hang wieder zugänglich wird, erzählt Stadtplanerin Karolin Weik. Danach konnte mit dem Freischneiden begonnen werden. Seit mehr als zehn Jahren sind viele Privatpersonen, Landwirte sowie Landschaftspfleger Jörg Kirn mit seinem Team auf dem Hang aktiv. Die großen Maßnahmen sind zwischenzeitlich abgeschlossen, jetzt muss nachgepflegt werden, da die Büsche wieder austreiben.

Noch etwa 20 Jahre lang wird die mechanische Pflege notwendig sein, wie Stadtschäfer Bauer schätzt. Nach diesen ersten zwei Jahrzehnten werden seine Schafe ausreichen, um die Flächen frei zu halten. In der Anfangszeit brauche es einfach dieses "Zusammenspiel" aus Beweidung und mechanischer Nachpflege, erklärt Philipp Beck.

Für den Naturschutz sind die Flächen von großer Bedeutung. Diese "Übergangsbereiche von einem Lebensraumtyp zum anderen", berichtet Beck, seien "immer die wertvollsten". Auf ihnen finden Tiere Rückzugsmöglichkeiten, Deckung und Nahrung. Über die bunt blühenden Blumen freuen sich Insekten und Schmetterlinge. Die Trockenmauern am sonnigen Südhang sind ein Traum für Eidechsen.

Freiflächenpflege kostet dieses Jahr 20 000 Euro

Den Beteiligten gehe es bei dem Projekt nicht um sich oder die Stadt, betont Karl-Martin Bauer, sondern um die Natur und die Bevölkerung. Weil sie "den Sinn dahinter" sähen, erzählt Karolin Weik, machten sie es "gerne". Immer öfter würden nun auch wieder Leute den Hang hinauflaufen und die Möglichkeit zur Naherholung nutzen. Manche würden sogar ihre Wiesen wieder bewirtschaften.

Für die Freiflächenpflege hat der Gemeinderat im diesjährigen Haushalt 20 000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Hälfte der Summe wird über die Landschaftspflegerichtlinie bezuschusst. Gerade mal eine Hand voll Gemeinden im Kreis tue es Wildberg gleich, hebt Philipp Beck hervor. Dafür hatte er nur ein Wort: "vorbildlich".