Ralf Albrecht (links) und Erich Hartmann arbeiten seit zwei Jahren an einer Fusion der Kirchenbezirke Calw und Nagold. Foto: Buck Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Evangelische Dekanate Nagold und Calw wollen fusionieren / Mitgliederabstimmung voraussichtlich im April

Die beiden evangelischen Kirchenbezirke Nagold und Calw haben eine Fusion ins Auge gefasst. Seit zwei Jahren wird darüber beraten, jetzt ist man soweit, dass die Mitglieder befragt werden. Noch im April könnte der Zusammenschluss fix sein.

Nagold. Man könnte meinen, im Nagolder Dekanat säßen einem Andrea Nahles und Olaf Scholz gegenüber. Denn ähnlich wie die SPD-Politiker mussten auch die beiden evangelischen Dekane aus Calw und Nagold, Erich Hartmann und Ralf Albrecht, ein Papier verhandeln, dass nun den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt wird. Doch das war’s dann auch schon mit den Parallelen. Denn Albrecht und Hartmann wirken, im Gegensatz zu den Sozialdemokraten, entspannt vor dem anstehenden Synodenvotum. Auch wenn das noch nicht exakt terminiert ist.

Hartmann und Albrecht zittern kein bisschen

"Wir führen seit zwei Jahren intensive Gespräche über die mögliche Fusion. Es wissen also eigentlich alle, was Sache ist", betont Hartmann. Die Dekane zittern deshalb kein bisschen vor der Mitgliederbefragung. Bereits im März 2016 erteilten die jeweiligen Bezirkssynoden das Mandat zu verhandeln und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Genau diese intensive Zusammenarbeit wird bereits seit Jahren im Bereich des Diakonieverbandes, der Notfallseelsorge oder der Jugendarbeit gelebt. "Also ist die Fusion quasi die logische Konsequenz", stellt Hartmann fest.

Im November 2016 erhielten Hartmann und Albrecht dann den offiziellen Auftrag von ihren Synoden, den Zusammenschluss zu prüfen.

Genau das ist jetzt zwei Jahre lang geschehen. Es wurde verhandelt und mitunter gerungen, doch jetzt sei man so weit, dass "wir beschlussfähig sind", wie Albrecht sagt.

Wichtig, und das betonen die beiden immer wieder unisono, ist der Grundgedanke "die Kirche zukunftsfähig aufzustellen". Und das müsse eben ohne Druck gemacht werden. "Wenn wir uns darüber erst Gedanken machen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, dann ist es zu spät. Jetzt können wir das gemeinsam so gestalten, wie wir es wollen", meint Hartmann.

Sonderlich viel ändern wird sich für die einzelnen Gemeinden ohnehin nicht, da die Fusion hauptsächlich auf struktureller Ebene vollzogen wird. Geschäftsführendes Dekanat wird dann Calw sein, doch beispielsweise die Rechnungskasse wird in Nagold verwahrt. "Wir teilen uns die Aufgabengebiete auf und agieren auf Augenhöhe", erklärt Hartmann. Also kein Ministeriengeschacher wie bei der aktuell doch eher zähen Regierungsbildung auf Bundesebene.

Außerdem ist den beiden Dekanen wichtig, dass "die direkte Ansprechbarkeit vor Ort natürlich erhalten bleibt". Einen neuen Namen für den Kirchenbezirk gibt es auch schon. Wenig überraschend wird der dann Calw-Nagold heißen – vorausgesetzt die beiden Bezirkssynoden winken die Fusionspläne durch. "Im Grunde wurde die Fusion begrüßt", vermeldet Hartmann den Rücklauf aus Calw. Auch in Nagold kann Albrecht von einer "grundpositiven Stimmung" berichten.

Man wird also in den kommenden Wochen kein "Trommelfeuer" in den Bezirken entfachen, um für ein "Ja" zu werben. "Das ist dann mehr so, wie wenn die Jamaika-Koalition geklappt hätte", schlägt Albrecht dann doch den Bogen zur Politik.

Basis hat das letzte Wort

Am 1. März trifft man sich wieder in der sogenannten Steuerungsgruppe. Dort sollen die Termine für die Sondersynoden im April festgezurrt werden.

Da haben dann eben doch wie bei der SPD die Mitglieder an der Basis das letzte Wort. So ist es auch wenig verwunderlich, dass Hartmann abschließend einen biblischen Wahlspruch aus dem Lukasevangelium parat hat: "Die beiden Jünger gingen den Weg nach Emmaus gemeinsam und trafen dabei auf den auferstandenen Jesus. Das zeigt doch, dass man besser beraten ist, den Weg zusammen zu gehen."

Sollte die Fusion gebilligt werden, dann kann der neue Kirchenbezirk Calw-Nagold entweder zum 1. Januar 2019 oder 2020 seine Arbeit aufnehmen. "Zeitlich machbar wäre beides", schließen Hartmann und Albrecht.