Religion: Gemeinden geben Einblick in ein Programm in Krisenzeiten

In Cellophan verpackte Obladen, Taizé-Gesänge und Reiseengel – der Schwarzwälder Bote hat sich mit drei Vertretern von Nagolds Kirchen unterhalten und so einiges darüber erfahren, wie das Fest der Auferstehung Jesu Christi in diesem Jahr begangen wird – natürlich coronakonform.

Nagold. Die Gesprächspartner waren: Detlev Börries von der evangelischen Kirchengemeinde Nagold, Dekan Holger Winterholer von der Katholischen Kirchengemeinde St. Petrus und Paulus und Pastor Matthias Walter von der evangelisch-methodistischen Kirche. Während einer freien Minute haben sie uns ein paar Einblicke in das diesjährige Osterprogramm ihrer Kirche gewährt.

n Evangelische Kirchen-gemeinde Nagold

"Mit unserem Programm haben wir versucht, die unterschiedlichen Geschmäcker zu treffen", sagt Pfarrer Detlev Börries im Gespräch mit unserer Zeitung. Für Kinder gebe es beispielsweise den Hoffnungsweg, ein "Stationenlauf mit kleinen Aktivitäten", der die Leidensgeschichte Jesu bis zur Auferstehung erlebbar mache. Der vier Stationen umfassende Weg beginne in der Remigiuskirche, führe über das Naturfreundehaus rund um den Friedhof und ende schließlich am Lemberg-Gemeindehaus. Bis zum Ostersonntag sei die Remigiuskirche täglich von zehn bis 17 Uhr geöffnet. Dort lägen für Kinder alle Materialien bereit, die für unterwegs gebraucht würden. Der Stationenlauf gehe auf das Konto von Esther Betz-Börries. "Meine Frau ist gut", sagt der Pfarrer.

Da man auf das Abendmahl an Karfreitag in diesem Jahr nicht verzichten wollte, habe man es coronakonform modifizieren müssen, berichtet Börries. So dürften die Besucher dieses Mal nicht nach vorne kommen und müssten an ihren Plätzen bleiben. Auch Wein und Traubensaft für die Gemeinde gebe es in diesem Jahr nicht. Das Abendmahl werde nur mit Obladen gefeiert, die einzeln, in Cellophan verpackt, ausgeteilt werden würden.

"Wir möchten die Botschaft der Auferstehung dort verkünden, wo uns der Tod am meisten zu schaffen macht", sagt Börries. So finde am Ostersonntag um 8 Uhr beispielsweise eine Ostermorgenfeier auf dem Friedhof der Remigiuskirche statt – mit Posaunenchor. Coronabedingt werde es in diesem Jahr allerdings im Anschluss kein Osterfrühstück im Gemeindehaus geben.

Für alle, die nicht so früh aus dem Bett wollten, fände um 9.30 Uhr jeweils noch ein Gottesdienst in der Stadtkirche und in der Jakobuskirche in Iselshausen statt. Ersterer werde live ins Internet übertragen, und könne so auch von zu Hause, vom Frühstückstisch aus, mitverfolgt werden.

Da die Gottesdienste am Ostermontag erfahrungsgemäß "immer deutlich schwächer" besucht seien, böte man an diesem Tag einen Zentralgottesdienst in der Stadtkirche an. Hier fänden unter Corona-Bedingungen 100 Leute Platz. Der Gottesdienst finde um 9.30 Uhr in schwäbischer Mundart mit Wilhelm Kern, Pfarrer im Ruhestand, statt.

"Wir sind froh und glücklich darüber, dass wir Gottesdienste feiern dürfen", sagt Börries, "aber wir versuchen dafür zu sorgen, dass nichts passiert."

n Katholische Kirchengemeinde St. Petrus und Paulus

"Eines unserer Highlights ist sicherlich die Osternacht am Karsamstag", sagt Dekan Holger Winterholer im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Diese beginne um 21 Uhr in St. Petrus und Paulus. Zudem gebe es am Ostersonntag beispielsweise, morgens um 9.30 Uhr, noch einen Familiengottesdienst, um 11.30 Uhr seien dann die Kroaten mit einer Eucharistiefeier dran, und abends um 18.30 Uhr finde noch eine Vesper mit eucharistischer Aussetzung statt.

Die Gottesdienste in St. Petrus und Paulus würden zum einen gestreamed werden, zum anderen sei deren musikalische Gestaltung hervorzuheben. So gäbe es etwa A-cappella-Musik, Taizé-Gesänge, Orgelmusik und auch etwas von den Schola-Sängern. Als Angebot für Familien gebe es den lebendigen Ostergarten, der im Pfarrgarten stationenweise aufgebaut sei. Auch würden sonntags die Osterspeisen gesegnet.

n Evangelisch-methodistische Kirche

"Wir sind froh, dass wir Gottesdienste feiern dürfen", sagt Pastor Matthias Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. "Daher wollen wir den Bogen auch nicht überspannen. Die Antwort in Sachen "Pläne" sei daher recht einfach: Karfreitag und Ostersonntag gebe es jeweils um 10.15 Uhr einen Kurzgottesdienst in der Friedenskirche. "Unsere Leute wissen mittlerweile gut Bescheid und halten sich an die Regeln", erzählt Walter. Seine Gemeinde halte er mit einem wöchentlichen Newsletter auf dem Laufenden, um die 80 hätten diesen abonniert und nochmal rund 40, die ihn ausdrucken und weiterreichen würden. Insgesamt habe die evangelisch-methodistische Kirche Nagold zwischen 350 und 360 Mitglieder.

"Für Methodisten steht die Gemeinschaft ganz weit oben", sagt der gesprächige Pfarrer. Dennoch sei er immer wieder über das bestehende soziale Netzwerk erstaunt. Zu Ostern hätte er zum einen eine Überraschung für seine Leute in petto, zum anderen seien gerade Reiseengel innerhalb der Gemeinde unterwegs – 15 bis 20 Zentimeter hohe Holzfiguren, versehen mit Gebeten und einer Aktionsanleitung.

Der Startschuss sei bereits vor drei Wochen gefallen. Mittlerweile habe sich die Sache unter den Leuten verselbstständigt, daher wisse er auch nicht, wo die einzelnen Engel gerade steckten. Und: zwischenzeitlich seien sogar noch weitere Engel hinzugekommen. Die Leute tauschten diese an den Haustüren untereinander aus und blieben so in Kontakt.