Die Gastronomie- und Tourismusbranche hat schwer zu kämpfen.Foto: Bauernfeind Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: SPD-Chefin Saskia Esken tauscht sich telefonisch mit Vertretern der Gastrobranche aus

Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Parteivorsitzende Saskia Esken hat sich erneut mit Vertretern aus der Gastronomie- und Tourismus-Branche über die derzeitige Situation und Zukunftsaussichten ausgetauscht.

Berlin/Nordschwarzwald. Noch Mitte März hatten sie sich im kleinen Rahmen persönlich sehen können, doch in der jetzigen Zeit sind solche Treffen natürlich nicht möglich. Die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken hat sich nun im Rahmen einer Telefonkonferenz erneut mit Vertretern des Gastgewerbes ausgetauscht.

Neben Beate Gaiser und Rolf Berlin als Vertreter der DEHOGA-Vorstände der Kreise Calw und Freudenstadt waren auch Jochen Protzer für die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, Rene Skiba für die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald am Telefon. Jürgen Kirchherr, der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Baden-Württemberg, war der Konferenz für eine Gesamtübersicht der Branche in Baden-Württemberg und darüber hinaus hinzugeschaltet.

Gleich zu Beginn des Gesprächs bedankte sich Beate Gaiser, Vorsitzende des DEHOGA Freudenstadt, für die guten Signale und konkreten Unterstützungsmaßnahmen der Politik: "Über die sieben Prozent Mehrwertsteuersatzerleichterung sind wir froh, auch wenn sie nur begrenzt und auf Speisen gilt." Man müsse jedoch bedenken, dass der Zeitraum von einem Jahr zu kurz sei: "Wenn man erst im Juli mit Öffnungen rechnen kann und der Herbst wie der Winter erfahrungsgemäß die etwas ruhigere Zeit sind, wird aus einem Jahr ganz schnell nur ein halbes."

Auch bei der Lösung für die Aufstockung des Kurzarbeitergelds sind die Gastronomen nicht ganz zufrieden. "Für viele Mitarbeiter in der Gastronomie sind 60 und 67 Prozent Kurzarbeitergeld viel zu wenig. Jetzt kommt die Aufstockung, aber erst nach vier Monaten und dann auch noch gestuft. Da hätten wir uns eine frühere Aufstockung gewünscht", so Beate Gaiser. Saskia Esken verwies hier auf den Koalitionspartner: "An meiner Partei hat es nicht gelegen. Der Koalitionspartner wollte gar keine Aufstockung, wir wollten sofort die 80 oder 87 Prozent. Das ist jetzt der Kompromiss."

Trotz ihrer schwierigen Lage war der Tenor der Gastronomen insgesamt positiv. Insbesondere da es vor allem die SPD gewesen sei, die die Erleichterungen vorangetrieben habe. "Schon aufgrund meiner eigenen, langjährigen Tätigkeit in der Gastronomie als Kellnerin und Bedienung kann ich es nicht akzeptieren, dass wir zusehen, wie die Gastronomie den Bach runtergeht und nachher nur noch die großen Ketten überleben", bekräftigte Esken ihr Engagement auf bundespolitischer Ebene für die Gastronomie-, Tourismus- und Kulturbranche und gab weiter zu bedenken: "Ich habe große Befürchtungen, dass die Hälfte der Betriebe die Mehrwertsteuererleichterungen gar nicht in Anspruch nehmen können, wenn nicht schnell und unbürokratisch für Liquidität gesorgt wird."

Jürgen Kirchherr konnte dem nur zustimmen: "Die Frage der Liquidität ist der entscheidende, zentrale Punkt, wenn man der Gastronomie und der Tourismusbranche helfen will. Die Mieten und Pachten sind ein Problem, viele Eigentümer sind nicht bereit über Stundungen zu reden. Das Kapital gewinnt, die großen Ketten kaufen die kleinen und mittleren Unternehmen aus ihren Verträgen."

Tourismus wird durch Wellnesshotels getragen

Bei den jetzt notwendigen Hygieneregeln warben die Vertreter des Gastgewerbes um Vertrauen in die Fähigkeiten der Branche. Rolf Berlin, DEHOGA Vorstand aus dem Kreis Calw, ist überzeugt vom Ideenreichtum der Wellnesshotels: "Tourismus wird durch Wellnesshotels getragen. Mit Chlor im Schwimmbecken können wir umgehen, und in Saunen über 80 Grad ist eine Virusverbreitung medizinisch nicht möglich. Die Hygienekonzepte der vielen Kollegen aus der Gastronomie sind mindestens bundesligatauglich." Beate Gaiser dazu: "Wenn man Wellnesshotels öffnet, und den Wellnessbereich geschlossen lassen muss, verliert das Hotel sein Alleinstellungsmerkmal."

Auch durch Digitalisierung und im Außer-Haus-Verkauf sind durch die Krise Möglichkeiten entstanden, das Portfolio der regionalen Gastronomie zu erweitern. "Wir sollten die Wertschöpfung im Digitalen nicht den anderen überlassen: Eigene, regionale Plattformen, kommunal oder verbandlich organisiert, holen die Wertschöpfung der großen Plattformen zu uns in die Region. Auf der anderen Seite sollte jetzt nicht jeder seinen eigenen Lieferdienst hochziehen. Man sollte sich zusammentun, in der Bewerbung und in der Logistik", so Saskia Esken. Hier darf von Seiten der Nordschwarzwald Tourismus GmbH und der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald mit Unterstützung gerechnet werden, gaben die beiden teilnehmenden Vertreter Skiba und Protzer deutlich zu Protokoll.

Mit den Lockerungen in diesen Tagen hätten die Gastronomen in der Region zumindest etwas mehr Perspektiven, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder bergauf gehen kann. "Ich sehe die große Problemlage in Ihrer Branche! Aber Deutschland ist sehr leistungsfähig und stark, wir können es uns leisten, hier tatkräftig und vor allem finanziell zu unterstützen. Mit vereinter Kraft und unserer Unterstützung wird die Gastronomie in ihrer Vielfalt diese Krise meistern", formulierte Saskia Esken als Schlusswort.