Das Team, das am Nagolder Berufsschulzentrum den Bildungsgang "AV dual" umsetzen soll, war bereits bei externen Schulungen. Foto: BSZ Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildung: Rolf-Benz- und Annemarie Lindner-Schule bereiten sich auf Start des Bildungsgangs "AV dual" vor

Da müssen Lehrer, ja sogar Schulleiter noch einmal die Schulbank drücken. Ein Jahr lang bereitet man sich an der Rolf-Benz- und der Annemarie-Lindner-Schule in Nagold auf einen neuen Bildungsgang vor, auf den man im Kreis Calw schon jetzt große Stücke hält.

Nagold. Zielgruppe des "AV dual", was soviel heißt wie "Ausbildungsvorbereitung dual", sind schwächere Schüler, die keinen oder einen schlechten Bildungsabschluss haben. "Und genau diese Schüler wollen wir mit ›AV dual‹ so früh wie möglich in Richtung Ausbildung bekommen, und zwar indem wir ihnen einen Abschluss ermöglichen oder den vorhandenen verbessern", formuliert Reinhard Maier, Leiter der Rolf-Benz-Schule, die Intention des in Nagold noch als Schulversuch laufenden "AV dual". Nach einem Jahr bei "AV dual" findet eine Prüfung zum Hauptschulabschluss statt. Bei guten Leistungen können die Jugendlichen ins zweite Jahr der zweijährigen Berufsfachschule wechseln, wo sie einen mittleren Bildungsabschluss machen können.

"Die Sache ist für die Lehrer sehr anspruchsvoll"

"AV dual" ist nicht ganz neu im Kreis Calw. Bereits 2018 startete "AV dual" an der von Regine Michel geleiteten Hermann-Gundert-Schule in Calw, wo man mit dem Bildungsgang schon positive Erfahrungen gesammelt hat.

Nun hat man sich also in Nagold auf den Weg Richtung "AV dual" gemacht. Reinhard Maier ist mit seiner Rolf-Benz-Schule dabei nicht allein am Start. Mit von der Partie ist auch die Annemarie-Lindner-Schule mit ihrer Chefin Ilona-Maria Cwik-Lorz.

Um die beiden Schulleiter hat sich ein Kernteam an Lehrern gebildet, das den Bildungsgang realisieren soll. Und dieses Kernteam weiß inzwischen, dass es "AV dual" nicht gerade im Vorübergehen in die Tat umsetzen kann. "Die Sache ist für die Lehrer sehr anspruchsvoll und braucht ein Jahr Vorbereitung", berichtet Ilona-Maria Cwik-Lorz. Wichtig sei es deshalb, dass sich nicht nur die Schulen im Berufsschulzentrum, sondern auch die Lehrer als Team verstehen. "Das ist essentiell und gehört dazu", weiß Cwik-Lorz.

Vom Konzept her ähnle "AV dual" der Gemeinschaftsschule, deshalb hole man sich nicht nur bei der Berufsschule in Calw Anregung und Unterstützung, sondern stehe unter anderem auch mit der Gemeinschaftsschule in Neubulach in Kontakt, berichtet die Schulleiterin. Was den Stoff und Unterricht angehe, gehen die Lehrkräfte bei "AV dual" viel individueller auf die Fähigkeiten der einzelnen Schüler ein, jeder lernt auf dem für sich passenden Niveau, darüber hinaus betreut eine Lehrkraft bis zu sechs Schüler noch zusätzlich sehr individuell, setzt mit ihm oder ihr gemeinsam die Ziele, die man erreichen will. Da das Ganze als Ganztagesschule angelegt ist und auch der Nachmittag abgedeckt ist, braucht man für den Modellversuch auch mehr Lehrer.

Auch Thema beim Infotag am Nagolder Berufsschulzentrum

Was zusätzliches Personal angeht, ist es bei "AV dual" damit nicht getan. Denn extra für den Bildungsgang gibt es so genannte AV-Dual-Begleiter, die sich mit den Schülern in erster Linie um ein weiteres Kernelement des Bildungsgangs kümmern: die Betriebspraktika, bei denen die Schüler Kontakte zu Ausbildungsbetrieben knüpfen und so ihre Chancen auf einen späteren Ausbildungsplatz verbessern sollen. Für die angedachten 120 Schüler in Nagold sind für die Begleiter drei Vollzeitstellen vorgesehen, die vom Schulträger Landkreis Calw mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums finanziert werden.

Die Schüler, die zum Start von "AV dual" zum kommenden Schuljahr in Nagold dabei sein wollen, müssen sich nach dem ersten Schulhalbjahr 2019/2020 dafür anmelden. Und damit potenzielle Teilnehmer und ihre Eltern wissen, auf was sie sich bei "AV dual" einlassen, wird der neue Bildungsgang natürlich Thema beim Infotag des Nagolder Berufsschulzentrums am 1. Februar sein.