Einsatz in der Holzwerkstatt im Fachpflegeheim Nagold (von links): Dekan Ralf Albrecht, Pfarrer Lothar Bauer und Bewohnerin Anita Dreher. Foto: factum/Weise Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Am Gustav-Werner-Tag arbeiten Prominente ehrenamtlich in Einrichtungen der Bruderhaus-Diakonie

Nagold. Der Raum hat gerade mal knapp 20 Quadratmeter, es duftet nach frischen Sägespänen, eine Stichsäge ist hörbar. Ralf Albrecht, Dekan der evangelischen Kirche in Nagold, und Prälat Christian Rose, zuständig für die Prälatur Reutlingen, zu der auch der Kirchenbezirk Nagold gehört, nehmen an diesem Vormittag ihre Arbeit in der kleinen Werkstatt im Fachpflegeheim der Bruderhaus-Diakonie in Nagold auf. Pfarrer Lothar Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bruderhaus-Diakonie sowie Regionalleiter Peter Hauck begleiten die Gäste.

Es ist Gustav-Werner-Tag. Bei der Veranstaltung der Bruderhaus-Diakonie, die jährlich im März stattfindet, arbeiten zahlreiche Prominente ehrenamtlich in Einrichtungen der Bruderhaus-Diakonie.

Erstmals in Einrichtungen im Schwarzwald

In diesem Jahr fand der Einsatz erstmals in Einrichtungen im Schwarzwald statt, in den Landkreisen Calw, Freudenstadt und Rottweil. Gustav Werner, Gründer der Bruderhaus-Diakonie, hatte im 19. Jahrhundert in dieser Region den Grundstein für die Hilfe im Schwarzwald gelegt: mit Rettungshäusern für Waisen und Bedürftige sowie mit kleinen Betrieben zur Fertigung von Waren.

Ein Dutzend Teilnehmer waren am Gustav-Werner-Tag im Dienst, um mit ihrem Einsatz die Verbundenheit der Region mit der BruderhausDiakonie zu signalisieren und um zugleich ein Zeichen für ehrenamtliches Engagement zu setzen.

Dekan Albrecht und Prälat Rose hatten bei ihrem Einsatz im sozialpsychiatrischen Fachpflegeheim Nagold, begleitet von zwei Bewohnern, handwerkliche Profis an der Seite. Anita Dreher und Peter Lautenbach leiteten die beiden Theologen beim Fertigen von Holzfiguren und Spielen aus Holz an. "Die Figuren werden mit dem Pausverfahren auf das Brett gemalt, erst dann die Formen grob mit dem Fuchsschwanz aussägen. Das feine Aussägen folgt im Anschluss mit der automatischen Stichsäge", erläuterten sie fachkundig. Dekan Albrecht und Prälat Rose hatten sichtlich Spaß bei der Arbeit an der Stichsäge. "So etwas habe ich noch nie gemacht", so Rose. "In meiner Kindheit habe ich Holzfiguren von Hand ausgesägt. Aber mit dieser geht das ja alles automatisch. Das ist schon toll." Für seine Handwerkskunst – einen Igel – bekam der Prälat auch prompt ein Lob von Bewohner Peter Lautenbach: "Das ist fast gut." Fast zeitgleich lachten alle im Team über dieses zurückhaltende schwäbische Kompliment. "Die Menschen wertschätzen, das ist mir an diesem Tag besonders wichtig", fasste der Prälat sein Engagement zusammen. Christian Rose ist auch Schirmherr des Gustav-Werner-Tages.

Dekan Ralf Albrecht baute unter Anleitung von Bewohnerin Anita Dreher ein Würfelbrett. "Mein Vater war zwar Betriebsschreiner, aber ich habe ja eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen und bin Linkshänder", entschuldigte er sich ein wenig für sein schrittweises Vorgehen. Als Prälat Rose schließlich dem zweiten Tier – einem Hasen – den letzten Feinschliff mit Schleifpapier gegeben hatte, schloss der Einsatz mit einem gemeinsamen Vesper aller Beteiligten ab.

Für Regionalleiter Peter Hauck und die Bewohner war es ein besonderes Erlebnis, dass sich Lebenswelten wie am Gustav-Werner-Tag so intensiv begegnen. "Die Rollenumkehrung – Klienten zeigen etwas, wissen mehr und können dies auch weitergeben, ist für die Bewohner sehr wertvoll", folgerte Regionalleiter Hauck. "Und ganz nebenbei haben die Bewohner aus ihrem Leben erzählt, über ihr Rentnerleben hier in der Einrichtung und über ihre früheren Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen."