Die Sänger des Vokalensembles beeindruckten das Publikum mit gefühlvollen, aber dennoch kontrollierten Stimmen und berührenden Liedern. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Startschuss für die Vesperkirche ist das OHG-Benefizkonzert / Auch Illusionskünstler Mr. Joy ist am Dienstagabend dabei

Berührende Lieder, beeindruckende Kunststücke und das Gefühl, das ganz klar der Gemeinsinn im Fokus steht. Mit dem OHG-Benefizkonzert wurde die Vesperkirchenzeit eingeläutet. Ein Spektakel der besonderen Art für alle Besucher.

Nagold. Eine bedächtige Stille breitet sich in der Nagolder Stadtkirche aus. Dann geht es los: Der erste Ton erklingt. In ihren gelben T-Shirts stehen die Grundschüler der Lembergschule vor ihren älteren Mitsängern, dem Vokalensemble des Otto-Hahn-Gymnasiums. Sie singen voller Elan, beflügelt durch das Adrenalin, das die vielen Zuschauer in ihnen auslösen.

Das Vokalensemble dagegen singt kontrolliert, in mehreren Stimmlagen und voller Gefühl. Eine auf den ersten Blick konträre Mischung, die jedoch auf besondere Art und Weise perfekt harmoniert.

Das Grundprinzip ist einfach: Einer braucht Hilfe, der andere hilft

Auch das Publikum scheint berührt von der Darstellung der jungen Sänger. Tränen kullern, Taschentücher werden gezückt und hin und wieder hört man ein leises "Wow" durch die Reihen raunen. Es ist das Benefizkonzert des OHG, das den Start der Vesperkirche einläuten soll und die Besucher dabei so sehr berührt.

"Was uns mit anderen an einen Tisch bringt, ist, dass es jemanden gibt, der etwas braucht und jemanden der großzügig gibt. So war es bei mir mit Oma und Opa und so ist es auch in der Vesperkirche", erklärt Dekan Ralf Albrecht zu Beginn den Sinn hinter der Institution.

Das Motto der Veranstaltung lautet "Der Weg ist das Ziel". Ein vielschichtiges Thema, das es erlaubt, dass sich die Grundschüler in ihren Liedern mit den Transportmitteln, mit denen sich der Weg bestreiten lasse, wie etwa einem Pferd, dem Fahrrad oder auch der Eisenbahn beschäftigen, während Illusionskünstler "Mr. Joy" sich mit dem ständigen Vergleich mit anderen und dem Leistungsdruck auseinandersetzt.

Strahlende Kinderaugen – eine Wohltat für die Pädagogen-Seele

Dass auch die junge Generation sich für den Austausch und das Miteinander einsetzt, nehme ihm die Angst beim Blick in auf Zukunft, betonte Bürgermeister Hagen Breitling in seinem Grußwort.

Organisiert wurde das Konzert von vier Schülern der elften Klasse des OHG, die dort den Seminarkurs besuchen. Seit September planten, organisierten und koordinierten Alina Meißner, Nicolas Bubser, Franziska Renz und Magnus Blessmann in und außerhalb des Unterrichts die Auftaktveranstaltung.

Umso größer die Erleichterung, wenn nach den Bemühungen dann auch alles glatt läuft. "Dort vorne zu sitzen und zu sehen wie alles funktioniert, das war das schönste heute", findet Meißner.

Und auch die Leiter des Seminarkurses Esther Betz-Börries und Uwe Theumer sind zufrieden mit der Performance ihrer Schützlinge. "Es war mir wichtig, dass die Schüler selbstständig arbeiten und mit der Veranstaltung ganz verschiedene Menschen ansprechen. Und das ist ihnen auf jeden Fall gelungen", lobt Lehrerin und Vesperkirchen-Mitglied Betz-Börries.

Ebenfalls beeindruckt zeigt sich Schulleiter Walter Kinkelin: "So viele strahlende Kinderaugen – das tut der Pädagogen-Seele gut." Und auch den Grundgedanken der Vesperkirche betont Kinkelin noch einmal: "Hier wird das ›ich‹ zum ›wir‹. Und das ›wir‹ ist mindestens genauso wichtig wie das ›ich‹.‹

Neben den Sängern und den Reden begeisterte auch der Illusionskünstler Mr. Joy das Publikum. Seine in mehrere Teile gegliederte Vorführung hatte einen klaren Bezug zur Vesperkiche und eine klare Botschaft: Jeder ist willkommen. Grund genug für den Illusionskünstler auch das Publikum in seine Kunststücke miteinzubeziehen. Ob als Sprachrohr, Assistent oder interessierte "Ahh" und "Ohh"-Einsprecher – jeder war eingeladen, seine Talente einzubringen – so wie auch in der Vesperkirche, die am Sonntag, 26. Januar, das erste Mal ihre Pforten öffnet.