Schauspieler und Musiker wie die Venezianische Bläserwerkstatt und der Remigius-Kammerchor machten die Weihnachtsgeschichte lebendig. Foto: Fritsch

Neuinszenierung des Nagolder Krippenspiels lockt mehr als 600 Besucher in die illuminierte Schmiedgasse.

Nagold - Mit einer stimmungsvollen Inszenierung ließen mehr als 100 Beteiligte beim Krippenspiel in der Schmiedgasse die Weihnachtsgeschichte bei idealem Wetter wieder lebendig werden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Esse glüht, Hammerschläge des Schmieds füllen den Platz. In einfache Gewänder gehülltes Volk streift umher, aus der Ferne dringt Glockengeläut. In der Nähe der stimmungsvoll illuminierten Stadtmauer prasselt ein Lagerfeuer. Noch bevor ein Wort des Krippenspiels gesprochen ist, hat die Atmosphäre der Weihnachtsgeschichte das Schmiedgassenareal komplett erfasst und die mehr als 600 Besucher jeden Alters in ihren Bann gezogen.

Ein Stück des Charmes, das dieses Krippenspiel seit seinem Bestehen ausübt, ist seiner großen Lebendigkeit geschuldet. Da steht Kuh Lotte genüsslich schmatzend im Stall und auch der Esel tut sich am Stroh gütlich. Die Hühner der Marktleute sind ebenso echt wie die Schafe der Hirten und der stattliche Schimmel, auf dem Landesgartenschau-Geschäftsführer Richard Kuon in der Rolle des römischen Offiziers die Bühne betritt. Da versteht es sich von selbst, dass auch die Kamele, auf denen die Heiligen Drei Könige einreiten, echte Tiere aus dem nahen Rotfelden sind. Obwohl: eigentlich sind es nur zwei Könige, die an diesem Abend den Schauplatz reitend erreichen. Einer eilt – angeblich von seinem Tier abgeworfen – hinter seinen Freunden her.

Und was wäre ein Krippenspiel ohne ein echtes Jesuskind? In diesen Abendstunden ist es die kleine Victoria, die diese Rolle ohne Murren und mit Bravour meistert. Mit Bravour agiert auch das von Regisseurin Helga Philipp dirigierte Schauspielerteam, das der Weihnachtsgeschichte noch mehr Leben einhaucht – vom Bettler über Maria und Josef bis hin zu den Königen, die dem Krippenspiel einen entspannenden Hauch von Komik verpassen. Regisseurin Helga Philipp schafft es, immer mehr vom Umfeld in das Spiel zu integrieren. So tauchen aus den Dachluken zweier alter Häuser die Wirte auf, bei denen das heilige Paar um Zuflucht bittet. Hell illuminiert erscheinen die Engel nicht auf dem Felde, sondern auf dem höchsten Balkon des Hotels Adler.

Dass die für die musikalische Umrahmung des Stücks zuständigen Akteure die Terrasse des Café Gauss als Bühne nutzen, ist da schon fast Tradition. Für diese Musik hat man sich hohe Qualität geholt: den Remigius-Kammerchor unter Matthias Wurster, Mitglieder der Jugendkantorei unter der Leitung von Eva-Magdalena Ammer und die Venezianische Bläserwerkstatt von Helmut Raaf.

Nach einer Stunde dieser höchst lebendigen und ergreifenden Weihnachtsgeschichte, die mit dem gemeinsamen Singen von "Oh du fröhliche" endet, gehen die Menschen begeistert ihrer Wege, während die rund 100 Akteure mit ihrer zurecht glücklichen und zufriedenen Regisseurin einen rundum gelungenen Abend feiern können.