An der Wehranlage Ebhausen schafft kein Fisch den Auf- und Abstieg. Foto: Stadler

Fischereiverein appelliert an Wehrbesitzer, Auf- und Abstiegshilfen für die Bachfische zu schaffen.

Ebhausen/ Nagold - Die Fischer der Region schlagen Alarm: Mangelnde Kommunikation der Besitzer von Kraftwerken und Wehranlagen an der Nagold bedeuten den sicheren Tod von heimischen Bachfischen, sagen sie. Darüber hinaus müssten unüberwindbare Hindernisse an den Wehren, die den Fischauf- und abstieg im Gewässer verhindern, beseitigt werden.

Die Wehranlage in Ebhausen ist eine von 36 ihrer Art, die zwischen der Erzgrube und der Mündung des Flusses Nagold bei Pforzheim in die Enz existieren. Hier wird deutlich, welche Auswirkungen die Ableitung des Flusswassers in einen Kanal zur Speisung des nahe gelegenen Turbinenhauses mit dem Ziel der Stromerzeugung für die heimische Fischerei und die Bachfische mit sich bringt.

Das Gewässer teilt sich an der Wehranlage zum einen in die Weiterführung als Kanal mit Ziel Kraftwerk und zum zweiten in das ursprüngliche Flussbett, welches sich als nahezu stehendes Gewässer zeigt. Bereits wiederholt kam es in der Vergangenheit zu Kommunikationsproblemen zwischen den Kraftwerksbesitzern und dem Bezirksfischereiverein Nagoldtal als Inhaber der Fischereirechte. Obwohl gesetzlich geregelt, halten sich die Kraftwerks- und Wehranlagenbesitzer offenbar nicht daran, den Fischereiverein rechtzeitig zu informieren, wenn eine Wehranlage zu Wartungszwecken abgesenkt werden muss.

Tiere verenden in den entstehenden Senken

Für Bachfische – wie Forellen, Äschen, Elritzen, Mühlgroppen und auch die aalähnlichen Neunaugen – bedeutet dies den sicheren Tod, da sich beim Ablassen des Wehre Senken bilden, in denen die Fische verbleiben und verenden, falls sie nicht vorher durch den Fischereiverein in schützendes Gewässer umgesiedelt werden können.

Jürgen Gaul, Vorsitzender des Fischereivereins Nagoldtal und gleichzeitig stellvertretender Bezirksvorsitzender und Vertreter des Landesfischereiverbandes, appelliert an die Besitzer der Wehranlagen, ihrer gesetzlichen Pflicht zur Information über die Wasserabsenkung an Wehren in allen Fällen rechtzeitig nachzukommen, also vorher die Fischerei zu verständigen, um die heimischen Fische durch Umsiedlung zu retten. "Ein kurzer Anruf wäre schon hilfreich, um die Fische umzusiedeln, ergänzt von einem langsamen Absenken der Wehre über einen Zeitraum von zwölf Stunden", erklärt er bei der Ortsbesichtigung.

Anlagen sollten in gutem Zustand sein

Gaul geht noch einen Schritt weiter: "Die Besitzer von Wehranlagen, also Privatleute und EnBW, sind gemeinsam mit den Kommunen gesetzlich dazu verpflichtet, die Anlagen in einem guten ökologischen Zustand zu halten und dafür zu sorgen, dass die heimischen Fische, speziell zu Laichzeiten, ohne Hindernisse die Wehre passieren können."

Die Wehranlage Ebhausen sei ein Extremfall, resümiert er, da dort kein Fisch den Auf- oder Abstieg schaffen kann. Die sogenannte Fischtreppe alter Bauart sei völlig marode, zugewuchert und in ihrer Funktion, da undicht, nicht imstande, die Fischwanderungen zu gewährleisten. "An der Wehranlage Ebhausen wissen die Fische gar nicht, wo sie hinschwimmen sollen. Hier müsste dringend saniert werden", so sein Appell an die Wehrbesitzer.

Gaul hält eine bessere Verzahnung zwischen Kraftwerksbetreibern – deren Betrieb kompatibel mit den Lebewesen im Wasser sein sollte – und den Betreibern der Wehranlagen generell für dringend geboten, die wiederum dafür Sorge tragen, dass Wasserrecht sowie Fischereirecht ungehindert stattfinden können und der Bau von neuen Fischaufstiegen oder die Instandsetzung alter Fischtreppen auch tatsächlich gewährleistet wird.