82 Flüchtlinge wohnen in der Unterkunft zwischen Iselshausen und Gündringen. Foto: Bucks

Flüchtlinge und Ehrenamtliche arbeiten in Gündringer Unterkunft eng zusammen.

Nagold-Gündringen - 82 Flüchtlinge wohnen in der Unterkunft zwischen Iselshausen und Gündringen. Probleme machen den Bewohnern vor allem fehlende Dokumente und dadurch entstehende Hindernisse bei der Integration. Unterstützung kommt vom AK Asyl.

Das ehemalige Waldhotel zwischen Iselshausen und Gündringen ragt in den kühlen Schwarzwälder Nachthimmel. Doch drinnen ist die Stimmung alles andere als unterkühlt, sondern vielmehr geschäftig. Denn in der Gemeinschaftsunterkunft sind 82 Flüchtlinge untergebracht. Privatssphäre für den Einzelnen? Nicht vorhanden. Auch deshalb gibt es immer was zu tun für den Arbeitskreis Asyl Gündringen, der an jenem Abend vor Ort ist und einigen der über 80 Bewohnern Formularhilfe anbietet. Auch Deutschunterricht gehört in der Unterkunft dazu, zweimal in der Woche wird der Kurs angeboten, die meisten lernen nebenher auch noch in VHS-Kursen, besprechen dann im Deutschunterricht mitunter ihre Hausaufgaben.

Doch trotz des Engagements ist der Weg aus der Unterkunft heraus steinig. "Die wollen hier raus, aber gerade beim Thema Wohnungssuche gibt es echt Probleme", berichtet Agi Kiefer, die als Ehrenamtliche im Arbeitskreis tätig ist, sich um die Kleiderausgabe kümmert. Maximal dreimal im Monat dürfen sich die Flüchtlinge neue Kleidung abholen – alles, was darüber hinaus geht, muss selbst bezahlt werden.

Doch das mit Abstand größte Problem ist eben die Wohnungssituation. Auf dem ohnehin überhitzten Wohnungsmarkt haben Flüchtlinge wenig Chancen, eigene vier Wände zu finden. Das größte Problem sind die nicht vorhandenen Pässe. Die Identifikation fehlt – und das in einem bürokratisch organisierten Industrieland wie Deutschland.

Der 29-jährige John aus Kamerun verdeutlicht die Probleme, die damit einhergehen. In einem Mix aus Deutsch und Englisch erzählt er: "Ich habe schon überall um Nagold herum nach einer Wohnung gesucht, aber nirgends etwas gefunden. Ohne Pass hast du keine Chance auf eine Wohnung oder auf eine Arbeitsstelle." Er ist bereits seit einem Jahr und neun Monaten in Deutschland, kam zunächst nach Heidelberg und von dort aus nach Nagold ins ehemalige Waldhotel.

John absolvierte ein dreimonatiges Praktikum als Lagerarbeiter, doch eine Ausbildung ist wieder nur mit gültigen Papieren machbar. Auch wenn es beim jungen Kameruner noch nicht klappt, immerhin sei rund ein Drittel der Bewohner in Arbeit, wie David Kusnadi, Sozialarbeiter des Landkreises verrät.

Doch was dem Kameruner unter den Nägeln brennt, und dafür spricht er für den Großteil der Bewohner, sind die Vorurteile, die es gegen ihn und andere Flüchtlinge gibt.

Das Problem: Geschichten wie jene der dreifachen Auslösung der Brandmeldeanlage oder des Mannes, der von Asylbewerbern missbraucht worden sein soll, bringen die ganze Einrichtung in Misskredit. Die Flüchtlinge werden auf der Arbeitsstelle darauf angesprochen, entschuldigen sich dann teilweise für Taten, mit denen sie nichts zu tun haben. Einer berichtet sogar davon, dass ihm eine Fahrschule die Ausbildung verweigert habe, nur weil er aus besagter Unterkunft kommt. Auch wegen solcher Vorkommnisse betont der Kameruner: "Wir sind nicht alle gleich. Hier wohnen viele gute Leute."

Das bekräftigt auch eine 28-jährige Helferin und stellt fest: "Die Ablehnungshaltung ist noch immer sehr groß. Es braucht die Integration eben von beiden Seiten", so Ann Kathrin Ebinger. Sie bekennt aber auch: "Natürlich gibt es Probleme, und die darf man nicht verschweigen. Aber die Mehrheit der Bewohner will sich aktiv integrieren."

Und eben die will der Arbeitskreis Asyl unterstützen und tut das auch, auch wenn der Kreis "kleiner, aber dafür intensiver geworden ist", wie es Ebinger formuliert.

David Kusnadi freut sich jedenfalls, dass sich der AK Asyl für die Belange der Flüchtlinge in der Unterkunft einsetzt: "Diese Hilfe ist ganz wertvoll, das ist Willkommenskultur live."

Weitere Informationen: Homepage des AK Asyl Gündringen unter www.ak-asyl-guendringen.com