"Die Höfischen" präsentieren stolz die Früchte ihrer harten Arbeit. Fotos: Guimouza Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Die Tanzgruppe "Die Höfischen" erweckt vergessengeglaubte Epochen mit Tanz und Tracht zum Leben

Aus dem Nagolder Tanzkreis bildete sich vor gut drei Jahren die Splittergruppe "Die Höfischen", welche nicht nur mit eigener Choreographie, sondern nun auch mit eigenen Barock-Kostümen brillieren.

Nagold. Georg Friedrich Händels "Einzug der Königin von Saba" ertönt und sechs Paar Schnallenschuhe schreiten über das Parkett. Es ist eine Szene, wie sie sich im Versailles des 17. Jahrhunderts wohl regelmäßig abgespielt hat. Jedoch sind "die Höfischen" allem Anschein zum Trotz kein Ensemble aus dem barocken Frankreich, sondern eine Tanzgruppe aus dem heutigen Nagold.

Idee entsteht beim 40. Geburtstag

Die Idee entstand vor drei Jahren, als der Nagolder Tanzkreis sein 40-jähriges Bestehen mit einem großen Ball feierte. Besonderer Höhepunkt war damals der Programmpunkt "höfischer Tanz in historischen Kostümen", bei dem einige Mitglieder des Tanzkreises in entsprechender Kleidung die Ursprünge des Tanzens vermittelten. Die Darbietung sorgte für viel Beifall und Begeisterung. So beschlossen der Präsident des Tanzkreises, Rüdiger Schönfeld, sowie Sportwart und Initiator Gerhard Ehniss, die Gründung einer Tochtergruppe, die sich eigens dem höfischen Tanzen widmen sollte.

Seitdem schlüpfen die Tänzerinnen und Tänzer der höfischen Gruppe immer wieder in längst vergangene Epochen und nehmen ihre Zuschauer mit auf die Reise in die Vergangenheit. Dies gelingt ihnen einerseits durch das Choreografieren zeitgenössischer Stücke, vor allem aber durch den Einsatz authentischer Kostüme. Diese fertigen die "Höfischen" in leidenschaftlicher Handarbeit selbst an. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um sogenannte "Paniers", große Reifröcke, wie sie am Hofe zur Zeiten der Renaissance durchaus Mode waren. Für die Herren werden passende Hemden und Westen geschneidert. Auch der berühmte Dreispitz darf nicht fehlen. Dieser wird sogar mit dem Emblem der Tanzgruppe versehen. Ein wiederkehrendes Element in den Mustern der Stoffe ist die "französische Lilie", ein stilisiertes Symbol für Adel und Monarchie. Für ausgefallenere Accessoires greifen die erfinderischen Näherinnen auf ebenso ausgefallene Ideen zurück. "Für die kleinen Hütchen, die damals zu den Kleidern getragen wurden, haben wir einfach Schulterpolster genommen und mit Stoff und Federn vervollständigt", erklärt der kreative Kopf der Truppe, Bettina Lamparth.

Perücken sind doch etwas zu skurril

Das einzige barocke Stilelement, das es nicht ins ständige Repertoire der Tanzgruppe geschafft hat, sind die üppigen, gepuderten Perücken. "Die sind dann auch für unseren Geschmack etwas zu skurril", scherzt Bettina Lamparth. Als diese als langjährige Kundin von Nähmaschinen Schaible auf Ursula Schaible zukam, um ihr die Idee einer Gewandwerkstatt zu unterbreiten, musste diese sich nicht lange überzeugen lassen. Im vollsten Vertrauen auf den Erfolg der Idee, stellte Ursula Schaible nicht nur einige Nähmaschinen, sondern auch die nötigen Räumlichkeiten bereit. Gerade das technische Equipment ist bei den aufwändigen Kostümen sehr wichtig. So kommen für verschiedene Kleidungsstücke verschiedene Nähmaschinen zum Einsatz. Bei dem Stoff, den die Näher eigens über Ehniss beziehen, handelt es sich um stilechten Jaquard-Damaster.

Wer gerne tanzt wie am Hofe vergangener Zeiten und/oder Freude am Nähen hat, kann den Höfischen jederzeit beiwohnen. Sowohl das Interesse an der Teilnahme als auch an Auftritten kann man dem Vorsitzenden Gerhard Ehniss unter Telefon 07452/3046, oder per E-Mail an info@ehniss.de mitteilen.