Im Kampf um die Wählerstimmen gehen die Parteien auf die Zielgerade. Foto: Bernklau

Parteien gehen mit ganz unterschiedlichen Erwartungen in die Bundestagswahl. SPD hofft auf den Einzug.

Kreis Calw - Der Wahlkampf ist so gut wie zu Ende gekämpft. Doch mit welchen Erwartungen sehen die Parteien nach dem Wahlkampfmarathon der Entscheidung entgegen? Wir haben uns einmal umgehört.

Die Entscheidung, die mit der größten Spannung erwartet wird, dürfte die nach Saskia Esken sein. Wird sie in den Deutschen Bundestag einziehen? Ihr Wahlkampfleiter Marius Grünewald gibt sich da ganz optimistisch. "Wir gehen stark davon aus, dass sie reinkommt", sagt Grünewald. Wenn die SPD im Land ein Ergebnis von 21 Prozent einfährt, sei der Listenplatz 18, auf dem die Frau aus Bad Liebenzell steht, sicher. Sollte es wider Erwarten nicht klappen, sei das eine "herbe Niederlage". Der Blick auf die Landesliste wird für die Genossen am Sonntagabend, an dem sie sich mit den Kollegen aus dem Kreis Freudenstadt im Nagolder Naturfreundehaus treffen wollen, das alles Entscheidende sein. Denn Hoffnungen auf das Direktmandat, das weiß auch Wahlkampfleiter Grünewald, die kann man sich im Wahlkreis Calw/Freudenstadt nicht machen. Aber 20 Prozent plus x die sollten am Ende für die SPD und Saskia Esken herauskommen, formuliert Grünewald das Ziel der Genossen aus dem Nordschwarzwald.

Die Grünen im Kreis wollen auf jeden Fall besser als bei der vergangenen Bundestagswahl abschneiden, gibt der Kreisvorsitzende Philipp Jourdan als Ziel aus. 2009 kam man auf gut zehn Prozent: "Auf jeden Fall zweistellig", heißt Jourdans Devise. Große Hoffnungen, dass ihr Kandidat Dietmar Lust den Einzug ins Parlament schafft, machen sich die Grünen im Kreis Calw nicht: "Über die Landesliste wird es nicht reichen", orakelt Jourdan. Man kämpfe für grüne Themen, und das auch recht vielversprechend. Allein im Westen des Landkreises habe man mit dem Thema Nationalpark zu kämpfen. Oftmals werde man dort auf dieses eine Thema reduziert.

Auch Franz Groll von der Linkspartei weiß um seine praktisch nicht existenten Chancen auf den Einzug in den Bundestag. Und auch er gibt sich als Idealist und Kämpfer für die linken Inhalte. Er sieht dem Abend so locker entgegen, dass er zu der Zeit, in der die ersten Ergebnisse zu erwarten sind, in einem Konzert in der Hirsauer Aureliuskirche sitzen wird.

Relativ entspannt geht man bei den Christdemokraten in den Wahlsonntag. CDU-Kreischef Thomas Blenke erwartet ein "sehr gutes Ergebnis", vor allem bei den Erststimmen für Kandidat Hans-Joachim Fuchtel, mit dem man "bestens aufgestellt" sei. Auch bei den Zweitstimmen ist Optimismus angesagt, man wolle gegenüber der Wahl 2009 noch einmal zulegen und "einen guten Beitrag für das Gesamtergebnis im Bund leisten". Auf andere Parteien will die Union im Kreis Calw, die am Sonntag im Sportheim in Gechingen ihre offizielle Wahlparty abhalten will, nicht schauen. "Wir spielen auf Sieg und nicht auf Platz", sagt Thomas Blenke, der der Zweitstimmenkampagne der FDP eine klare Absage erteilt. "Die Liberalen müssen es aus eigener Kraft schaffen. Und sie sind stark genug dafür", meint Blenke.

Die Liberalen ihrerseits setzen genau auf diese Zweitstimmen. Angst davor, dass die FDP es nicht in den Bundestag schaffen könnte, hat Kreischef Rüdiger Klahm nicht: "Im Bund wird es gut laufen", sagt der Rechtsanwalt gegenüber unserer Zeitung. Im Kreis werde man bei den Zweitstimmen über dem Bundesschnitt liegen. Deshalb wird der Blick am Wahlabend, den die Liberalen aus den Kreisen Calw und Freudenstadt in der "Burg" in Nagold verbringen wollen, vor allem auf das Zweitstimmenergebnis richten. Bei den Erststimmen, "bin ich selbst gespannt, wie es ausgeht", gibt Klahm zu, lief doch der Wahlkampf vor allem in den letzten Wochen nicht optimal – und da waren die umstrittenen Homosexuellen-Äußerungen des Kandidaten Reinhard Günther nur eines der Probleme. Trotzdem ist Liberalenchef Rüdiger Klahm optimistisch für den kommenden Sonntag: "Wir schaffen es über die fünf Prozent, aber genauer will ich mich auch nicht festlegen."