Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Feierstunde zum 25jährigen Bestehen des Vereins zur Förderung der Gewerblichen Schule Nagold

Bühne für junge Leute, Wegbereiter der Zukunft, Unternehmernetzwerk – das und noch viel mehr ist der VFGN – Verein zur Förderung der Gewerblichen Schule Nagold, der vor 25 Jahren seine Arbeit aufgenommen hat. Anlass für eine Feierstunde in der Aula der Rolf-Benz-Schule mit zahlreichen Gästen aus Wirtschaft und Politik.

Nagold. Im Grunde ist es "sein Verein", allerdings war Rolf Benz, krankheitsbedingt, nur in Gedanken bei dieser Feier dabei, wie es der Vorsitzende des Vereins und Schulleiter, Reinhard Maier, in seiner Begrüßungsrede formulierte. Ein Polsterermeister und ein Elektromechanikermeister, zwei große Nagolder Unternehmerpersönlichkeiten, haben den Verein auf den Weg gebracht, um junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf und in die Zukunft zu begleiten. Der Startschuss fiel wohl am 60. Geburtstag von Rolf Benz, der den Verein, dessen Ehrenvorsitzender er heute ist, auch gleich mit dem nötigen Startkapital ausstattete.

An diesen Beginn erinnerten sich Barbara Benz und Friedrich Martin: die Tochter und eben jener Elektromechanikermeister, Gründer der Martin Mechanik Friedrich Martin GmbH & Co. KG und Weggefährte von Rolf Benz. Den Worten von Barbara Benz zufolge, war die Familie bei der Gründung des Vereins im Hintergrund mit involviert. Die Frage war, wie man junge Menschen erreichen könne.

Gründungsväter haben "Zeichen der Zeit erkannt"

In der Grußadresse brachte sie den Stolz des Vaters zum Ausdruck, dass die Schule heute seinen Namen trägt. Die Botschaft ist: ein Lob der Lehre und dass man es als Lehrling durchaus zum Chef bringen könne. Als Problemlöser und motivierte Praktiker würden solche Fachkräfte heute mehr denn je gebraucht. Rolf Benz verbindet damit den Aufruf zum Ehrenamt und zum Nachdenken über unkonventionelle Projekte.

Die Gründungsmitglieder des Vereins hätten die Zeichen der Zeit erkannt, sagte Landrat Helmut Riegger. Mehr noch: Sie seien ihrer Zeit voraus gewesen, was angesichts des Fachkräftemangels deutlich werde und was gerade Unternehmer auszeichnet. Nichts Besseres als so ein Verein hätte der Schule in Nagold passieren können. Ein Netzwerk von Unternehmern, das Fleiß, Durchhaltevermögen und Verlässlichkeit lehre. So sei die Duale Ausbildung ein Markenzeichen Deutschlands geworden. "Unser Landkreis Calw braucht Handwerker, nicht nur Akademiker", so Riegger. Der Landkreis stehe zu 100 Prozent hinter dem Handwerk und zu der Ausbildung an modernen Maschinen. Daher werde er die 2,3 Millionen Euro aus dem Digitalpakt des Bundes 1:1 an die Schule weitergeben.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Schulleiter Reinhard Maier einige Schecks als Jubiläumsgeschenk entgegennehmen durfte, jedoch vom Landrat auch eine schöne Holzbank, gefertigt von den Auszubildenden zum Forstwirt. Man müsse ja auch einmal ausruhen.

"Zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg der Stadt Nagold und dieser Schule besteht ein starker Zusammenhang", stellte Oberbürgermeister Jürgen Großmann fest. Ihm geht es um die gesellschaftliche Wertschätzung der jungen Leute, die Teil dieses Erfolges seien. Zwei wichtige Fragen, erstens, was bringt mein Unternehmen voran, zweitens, was kann ich für die Stadt tun, die meine Heimat ist, habe dieser Verein beantwortet, so Großmann. Er wünsche sich in Zukunft noch mehr Hilfe zum Erlangen der Selbstständigkeit, in einer Art "Handwerkerzentren".

Aufruf zur "ganzheitlichen Ausbildung"

Carl Christian Hirsch, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Nagold, entrichtete dem Verein ein Danke für dessen Vorbild in den Zeiten der Digitalisierung und rief dazu auf, Ausbildung ganzheitlich zu denken. Der Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe, Joachim Wohlfeil, ebenfalls ein Freund und Wegbegleiter von Rolf Benz, erinnerte sich daran, dass er es damals gar nicht fassen konnte, einen Anruf erhalten zu haben, in dem ihn diese große Unternehmerpersönlichkeit selbst über die Gründung des Vereins informierte. Er findet es "toll", dass der Verein jungen Menschen eine Bühne biete.

"Junge Menschen sind unsere Ressource", das habe dieser Verein erkannt, ließ Kultusministerin Susanne Eisenmann in einer Grußbotschaft mitteilen. Sie kündigte für kommende Woche Tablets zur Unterstützung des Vereins an, damit die jungen Menschen mit der Arbeitswelt 4.0 Schritt halten könnten.

Um die Arbeitswelt von morgen im allgemeinen und die Digitalisierung im besonderen drehte sich der eigentliche Festvortrag des Abends, gehalten von Ulrich Schiefer. Schiefer ist Geschäftsführer der auf Mobilität, Engineering und Unternehmensberatung spezialisierten Attrack GmbH aus Stuttgart. Allerdings hörte man nicht ganz das Übliche: Der Unternehmer meinte, um die Digitalisierung rankten sich "Halbwahrheiten epischen Ausmaßes". Tatsächlich habe das Digitale schon vor mindestens 20 Jahren Einzug gehalten, als Konstrukteure begannen, ihre Arbeit mit dem Computer, Stichwort: CAD, zu verrichten. Man dürfe die jungen Leute nicht verrückt machen. Es werde nicht alle zehn Jahre alles neu. Die jungen Leute hätten es bei der Auswahl aus hunderten von Berufen ohnehin schwer genug.

Schlussakkord mit Dank und künstlerischen Akzenten

Fakt sei: Es baue sich nichts von selbst. "Wir müssen es noch können und sei es nur, um einen Prototypen zu bauen." Handwerker hätten im Gegensatz zum Fabrikarbeiter Ideen, weil sie direkten Kontakt mit den Kunden haben. Daher sei es ein Irrtum, wenn das Handwerk eine schlechte Reputation habe, und ein Irrglaube, im Handwerk könne man nicht gutes Geld verdienen.

Den Schlusspunkt der Jubiläumsfeier mit Dank an die Mitwirkenden, vor allem der Organisatorin Elke Bartz, setzte Ralf Benz, der mit Reinhard Maier und Claus Martin den aktuellen Vorstand des VFGN repräsentiert.

Ein Schlussakkord gab es auch: Dafür sorgte Matthias Ehmig Leiter der Schulband, mit der Gitarre, begleitet von Mira Hofmann und Blyza Küpeli, Gesang. Und tatsächlich hatten junge Leute eine Bühne in Form des Seminarkurses Theater unter Leitung von Helga Philipp: Mira Hofmann, Stefan Blau, Julia Lederer, Sebastian Möhlmann und Lena Constantin stellten dar, wie die Berufswelt aus der Sicht von Jugendlichen und Unternehmen aussieht.