Oberbürgermeister Jürgen Großmann (Zweiter von rechts) mit den neuen Führungskräften in der Nagolder Stadtverwaltung (von links): Christian Renz, Birgit Maier, Hagen Harwardt, Stefanie Fischer und Ulrike Baiker. Foto: Fritsch

Fünffacher Wechsel bei Führungskräften der Stadtverwaltung. Viele Bewerber.

Nagold - Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie attraktiv Jobs im Öffentlichen Dienst sind – Nagold liefert ihn: Fünf Führungsposten in der Stadtverwaltung sind neu vergeben worden. Mitbewerber gab es für diese fünf Stellen zuhauf.

All diese personellen Wechsel haben denselben Hintergrund: den Ruhestandseintritt der Vorgänger. Wie im Fall von Birgit Maier. Für die 47-Jährige, die aus Gündringen stammt und heute in Mötzingen wohnt, war das Thema Amtsleitung eigentlich "ganz weit weg", wie sie im Pressegespräch einräumt. Aber dann, als ihre Vorgängerin Lucia Gerstner im Februar dieses Jahres ihren Abschied nahm und Maier deren Aufgaben als Sachgebietsleiterin vorübergehend mit übernahm, sagte sie sich: "Du machst die Arbeit eh schon. Und: Du kannst es ja." Also bewarb sie sich, als die Stelle der Amtsleitung für Bildung und Betreuung ausgeschrieben wurde.

Seit 30 Jahren in verschiedenen Ämtern

30 Jahre zuvor war sie in die Nagolder Stadtverwaltung eingetreten und hat in den verschiedensten Ämtern – vom Einwohnermelde- übers Bürgeramt bis hin zur EDV – gearbeitet, um sich 2016 mit einem Lehrgang für den gehobenen Dienst zu qualifizieren: das Sprungbrett für den jüngsten Karriereschritt. Dass sie als Sachgebietsleiterin für die Kindergärten mit einem großen Personalstamm verantwortlich war und diese Einrichtungen, wie der OB anerkennend befindet, "sehr solide und sehr zuverlässig" durch die Corona-Krise steuerte, war die beste Empfehlung, als der Gemeinderat die Wahl hatte zwischen ihr und zwei externen Bewerbern. Birgit Maier obsiegte in diesem Auswahlverfahren und ist seit 1. September offiziell Chefin im Amt.

Während Maier es am liebsten mit Menschen zu tun hat, ist die zweite neue Amtsleiterin den Zahlen zugewandt. Stefanie Fischer (40) ist die neue Chefin im städtischen Rechnungsprüfungsamt. Die Diplomverwaltungswirtin begann nach ihrem Studium in Kehl ihren beruflichen Lebensweg beim Landratsamt in Esslingen und kam sechs Jahre später als stellvertretende Sachgebietsleiterin fürs Haushaltswesen zur Stadt Nagold. Zuständig war sie unter anderem auch fürs Controlling des Gertrud-Teufel-Seniorenzentrums – bis heute ein Politikum. Seit März dieses Jahres überwacht sie als Nebentätigkeit die Finanzen der Volkshochschule Oberes Nagoldtal. Als sich die Ära des langjährigen städtischen Rechnungsprüfers Ernst Schanz dem Ende zuneigte, "funkte" (OB Großmann) sie der Verwaltungsspitze, dass sie bereit wäre, ihren Hut für die Nachfolge in den Ring zu werfen. Sie musste sich aber noch gedulden. Die Wahl fiel damals auf Christa Riedmüller. Der OB über "Inhouse"-Karrieren: "Man darf nicht erwarten, dass der Aufzug gleich nach oben geht, wenn man den Finger hebt." Aber als auch Christa Riedmüller sich nun zur Ruhe setzte, hob Stefanie Fischer abermals den Finger – und wurde gewählt. Großmann: "Sie hatte den Willen und die Geduld." Seit 1. Juli ist Fischer offiziell Amtsleiterin. Von den acht städtischen Amtsleiterposten sind mittlerweile drei von Frauen besetzt.

Neu im Nagolder Rathaus ist Ulrike Baiker, die zuvor mehr als 25 Jahre beim Calwer Landratsamt war und fast alle Ämter durchlaufen hat – vom Veterinärwesen über den Nahverkehr bis zum Naturschutz. Die "Allrounderin" (Großmann) übernimmt bei der Stadt Nagold die stellvertretende Leitung im Bauamt. Dass sie wechselte, hat auch mit der Fahrzeit zu ihrem Heimatort zu tun. Baiker kommt aus Empfingen. Ihr beruflicher Wechsel bestätigt den Trend, den Stadtoberhaupt Großmann seit zwei, drei Jahren bemerkt haben will: Viele Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst würden statt in der Landeshauptstadt im Umland nach Jobs Ausschau halten: "Sie nehmen lieber 200 oder 300 Euro brutto weniger in Kauf, als stundenlang im Stau zu stehen."

IT-Team der Stadt soll gestärkt werden

Auch Christian Renz hat nur wenige Kilometer zur Arbeit. Er kommt aus Oberjesingen und war als IT-Spezialist zuvor in der Privatwirtschaft tätig. Nun sucht er die Herausforderungen im Öffentlichen Dienst und wird technischer Sachgebietsleiter im städtischen IT-Team, das laut OB bewusst gestärkt werden soll angesichts neuer Aufgaben im Archiv- und Onlinebereich. Die Anforderungen seien "sehr hoch", sagt Renz über seinen neuen Job: von wegen Öffentlicher Dienst als "graue Maus". Und ein gutes städtisches IT-System, sagt der 38-Jährige, diene schließlich auch der Allgemeinheit.

Hagen Harwardt ist mit 34 Jahren der jüngste im Quintett der Neuen: Der studierte Landschaftsarchitekt, der vor anderthalb Jahren von Esslingen nach Nagold zog, übernimmt die stellvertretende Amtsleitung im Hoch- und Tiefbau und hat hier vor allem das Grünmanagement unter sich. Auch Harwardt habe sich, wie der OB erklärt, in einem "guten Bewerberfeld" durchgesetzt.