Die Burgruine Hohennagold ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ab Juni ist sie auch bewirtet. Foto: Fritsch

Gemeinderat stellt sich mit großer Mehrheit hinter die probeweise Wochenend-Bewirtung im Sommer. Mit Kommentar.

Nagold - Vereine sind in diesem Jahr die Wirte auf der Burgruine Hohennagold. Der Gemeinderat stellte sich mit großer Mehrheit hinter das Konzept – nicht ohne vorher jedoch erbittert diskutiert zu haben.

Alle lieben sie Nagolds Burgruine – und so ist das Ausmaß der Nutzung der schmucken Ruine auf dem naturgeschützten Schlossberg schon seit jeher für angespannte Diskussionen gut. Das war in der jüngsten Sitzung des Nagolder Gemeinderats nicht anders. Doch etwas hat sich geändert: Die Mehrheit ist nun deutlich. Nur fünf Stadträte stimmten gegen das Bewirtungskonzept. Damit ist es beschlossene Sache: Von Juni bis September sorgen Vereine an den Wochenenden für eine Bewirtung auf der Burg. Bürgermeister Hagen Breitling, Stadtförster Klaus Kälber und Kulturamtsleiterin Dorothee Must erörterten das Konzept: Die Stadt stellt zwei Weihnachtsmarkthütten im Inneren der Burg auf. Dort können Getränke und Speisen verkauft werden. Auch das Getränkeangebot wird von der Stadt bereit gestellt – ebenso die Ausstattung der Hütten mit Kühl- und Spülmöglichkeiten, wie sie der WKD verlangt. Die Bewirtung wird wochenendweise an Vereine und Institutionen vergeben. Dabei können die Vereine auch für ein Rahmenprogramm sorgen, das je nach Aufwand aber genehmigungspflichtig sein kann. Hier sieht die Stadt das Bewirtungsmodell als Versuch. Bei positivem Verlauf könnte dann im nächsten Jahr das Provisorium zu einem dauerhaften Betrieb ausgebaut werden.

Wie Dorothee Must erläuterte, stieß das Konzept bei der Vorstellung vor rund 30 Vereinen auf viel Interesse. Für acht der 18 Wochenenden habe man bereits feste Zusagen, weitere Interessenten haben sich schon gemeldet.

Wenn auch nur fünf Stadträte gegen das Konzept waren, ihre Argumente warfen sie vehement in die Waagschale. Allen voran SPD-Stadtrat Daniel Steinrode: "Das ist ein absolut sensibler Bereich." Als Problem sieht Steinrode, "dass jeder Verein versucht, da Leute auf die Burg zu bringen." Für ihn ist klar: "Das ist ein erheblicher Eingriff." Klaus Drissner (CDU) freute sich da, dass er nicht die einzige mahnende Stimme im Gremium war. Bernd Gorenflo (Grüne) plädierte dafür, die Burg unbewirtschaftet zu belassen: "Die Leute suchen an einem so schönen Ort Ruhe und Beschaulichkeit." Bedenken kamen auch von Helmut Raaf, vor allem wegen des Müllproblems. "Das können wir nicht außer acht lassen."

Wolfgang Schäfer (CDU) machte unterdessen deutlich, dass es sich hier um keine Großevents handle. "Wir sprechen hier über Wanderer, die dort oben einkehren wollen." Weil’s im Landesgartenschaujahr gut angenommen wurde, kann er sich gut eine Versorgungsstation vorstellen. Siegrid Plaschke (FWV) verwies unterdessen darauf, dass die Burg bereits an der Autobahn beworben werde – "und dann gibt’s da nicht einmal ein Eis." Rainer Schmid (SPD) zeigte sich beeindruckt, dass die jetzige Lösung aus bestehenden Mitteln gestemmt werden kann. "Wir probieren’s und verfolgen’s." Auch Helmut Blaich (FWV) verwies auf die guten Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Enttäuscht war FDP-Stadtrat Ulrich Mansfeld, dass sich der Drive der Landesgartenschau bereits nach wenigen Monaten abgeschliffen habe. "Ich warne davor, das jetzt zu stoppen. Das ist der letzte Rest vom Landesgartenschau-Engagement." Stadtplaner Ralf Fuhrländer machte geltend, dass die Vereinslösung auf der Burg auch eine gewisse soziale Kontrolle und Aufsicht sei.

Kommentar: Freuen wir uns!

Von Heiko Hofmann

"Dann lassen wir unsere Burg eben wieder zuwachsen."

Mit Ironie begegnete CDU-Stadtrat Wolfgang Schäfer den Argumenten all jener, die auf der Burgruine keine Bewirtung wollen. Letztlich war es nur eine kleine Gruppe von fünf Gemeinderäten, die sich gegen das saisonale Angebot durch Vereine aussprach. Doch die Vehemenz der Gegenwehr verwundert. Nahezu panisch warnte da SPD-Stadtrat Daniel Steinrode vor den vielen Besuchern, die die Vereine auf die Burg locken könnten.

Ungläubig kann man da nur noch den Kopf schütteln. Haben wir richtig gehört? Viele Besucher auf unserer Hohennagold? Das ist kein Schreckgespenst – das ist doch genau das, was die Burgruine verdient hat: mehr Aufmerksamkeit für ein herrliches Ausflugsziel. Die Burg wird endlich Teil dieser Stadt. Dafür sorgen nicht zuletzt diesen Sommer auch Nagolds Vereine. Freuen wir uns drauf!