Gerda Rudolf wurde von Ulrich Mansfeld als Vorsitzende des Stiftungsrates der Urschelstiftung verabschiedet. Foto: Kunert

Mansfeld und Wiedmann verlassen Vorstand turnusgemäß. Kommen Kleider-Tausch-Partys?

Nagold - Es wird ein ereignisreiches Jahr für die Urschelstiftung – wahrscheinlich auch ein erfolgreiches. Aber 2019 wird auch ein Jahr des Wandels und der Erneuerung für die Nagolder Bürgerstiftung, da im zwölften Jahr des Bestehens turnusmäßig der Vorstand neu besetzt werden muss.

 

Erstes Novum gleich zum Beginn des Jahres: Das jährliche Stifterforum als Auftaktveranstaltung der Urschelstiftung in einem jeden neuen Veranstaltungsjahr fand erstmals im neuen Bürgerzentrum statt; bisher war man dafür stets in den Räumen der Volksbank zu Gast.

Und vor vollen Rängen hieß es für Ulrich Mansfeld als Sprecher des Vorstandes gleich zu Beginn der Sitzung, Gerda Rudolf als langjährige Vorsitzende des Stiftungsrates offiziell zu verabschieden. Zum Nachfolger von Rudolf an der Spitze des Stiftungsrates wurde auf dessen jüngster Sitzung im Dezember Eckhardt Kern gewählt.

Und auch Mansfeld selbst als Vorsitzender der Stiftung und seine Vorstandskollegin und Stellvertreterin Ilselore Wiedmann werden die Führungsgremien der Urschelstiftung im Laufe dieses Jahres noch verlassen – da satzungsgemäß ihre Amtszeit nach spätestens zwölf Jahren enden muss. Das wird spätestens am 5. Oktober 2019 passieren, wie Mansfeld erläutert, wenn sich die Gründung der Urschelstiftung auf den Tag genau zum zwölften Mal jährt.

Aber anders als noch im vergangenen Jahr beim Stifterforum befürchtet, wird die "demografische Keule" bei der Urschelstiftung zu keinem Kahlschlag im Vorstand führen, so Mansfeld in seinem somit wohl letzten Rechenschaftsbericht. Ganz im Gegenteil: "Wir sind personell auf einem guten Weg." So seien bereits mit Brigitta Baumeister und Birgit Pfaff zwei neue Mitstreiterinnen "im erweiterten Vorstand" der Urschelstiftung "extrem aktiv", so dass man genug geeignete Kandidaten habe für die anstehenden Neubesetzungen im Vorstand.

Was dem scheidenden (Gründungs-)Vorstand der Urschelstiftung dabei besonders wichtig ist: Dass man neben dem extrem erfolgreichen "Leuchtturm-Projekt" Bürgerzentrum "den eigentlichen Stiftungszweck" nicht vernachlässige – nämlich "die nachhaltige Förderung und Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements" in den Bereichen Bildung und Erziehung, Jugend- und Altenhilfe, Kultur, Kunst und Denkmalpflege, Umwelt- und Naturschutz und Landschaftspflege, Integration und Völkerverständigung sowie Heimatpflege.

Premium-Projekt für das laufende Jahr soll ein von OHG und der Urschelstiftung neu initiiertes Projekt zur Leseförderung mit dem Titel "Zukunft gestalten – mit Sprache spielen und Lesen fördern" werden.

Das Projekt startet im Schuljahr 2019/2020 mit einem OHG-Seminarkurs. Das von OHG-Pädagogen konzipierte "und mit viel Schwung und Begeisterung vorangetriebene Projekt" habe Einrichtungs-übergreifend die Förderung der Sprachentwicklung und Lesekompetenz bereits beginnend in den Kindergärten zum Ziel. Ein "sehr ambitioniertes Projekt", wie Mansfeld ankündigte.

Und auch davon konnte der scheidende Stiftungs-Sprecher berichten: Eine erbenlose Nagolderin habe der Urschelstiftung Barvermögen und eine (denkmalgeschützte) Immobilie vermacht – mit der Auflage, das Erbe ausschließlich für Belange der Altenpflege zu nutzen. "Dem wir natürlich nachkommen werden."

Finanziell steht die Urschelstiftung, so der Bericht von Vorstand Werner Baumeister, trotz der aktuellen Nullzins-Phase sehr solide da. Was, so Baumeister, ausschließlich den "fleißigen Spendern" der Urschelstiftung zu verdanken sei, die die Zinsausfälle mit Spenden von über 26 000 Euro locker kompensiert hätten. Insgesamt konnten so wieder 19 Einzel-Projekte gefördert werden, wobei natürlich das Bürgerzentrum den größten Kostenblock darstelle.

Geld, das aber gut angelegt sei, wie Ilselore Wiedmann in ihrem (ebenfalls letzten) Bericht darlegte. 40 Einzelveranstaltungen konnten im vergangenem Jahr im Bürgerzentrum durchgeführt werden, 29 Gruppen und Organisationen nutzten die Räumlichkeiten laufend. "Das Bürgerzentrum ist ein Erfolgsmodell und gehört heute fest zum Stadtbild von Nagold" wie Burg und Marktstraße.

Den Abschluss des diesjährigen Stifterforums bildete ein Vortrag der bekannten "Müll-Vermeiderin" Anja Krisch aus Stuttgart zum Thema "Zero Waste", also darüber, wie man seinen Haushalt möglichst weitgehend müllfrei bekommt. Analog zum Vortrag des Vorjahres, aus dem die Idee zur Errichtung eines Biotops im Nagoldtal entstand, überlegte Noch-Stiftungsvorstand Ulrich Mansfeld im Anschluss auch hier, wie man die vielen vorgetragenen Ideen Krischs für Nagold in "konkrete Projekte" umsetzen könnte. Ein Ansatz: Organisation von Kleider-Tausch-Partys. Auch die Idee eines eigenen "Unverpackt-Ladens" für Nagold, in dem "verpackungsfreie" Produkte des täglichen Bedarfs angeboten werden, hatte es nicht nur Mansfeld angetan.

(ahk). Die Nachricht erreichte Ulrich Mansfeld, Sprecher des Vorstandes der Nagolder Urschelstiftung, unmittelbar vor Beginn des Stifterforums: Die Nagolder Bürgerstiftung (Urschelstiftung) wird in diesem Jahr – gemeinsam mit allen deutschen Bürgerstiftungen – mit dem Deutschen Stifterpreis ausgezeichnet. Der Deutsche Stifterpreis ist die höchste Auszeichnung im Stiftungswesen und wurde 1994 zum ersten Mal vom Bundesverband Deutscher Stiftungen verliehen. Und dann konnte Mansfeld noch berichten, dass die Urschelstiftung auch von der "Stiftung Aktive Bürgerschaft" für den Förderpreis "Aktive Bürgerschaft 2019" nominiert wurde, der im Mai in Berlin vergeben wird. Dieser Preis wird in den vier Kategorien "Bürgerstiftungen", "Genossenschaftsbanken", "Schulen" und "Medien" verliehen und ist mit insgesamt 40 000 Euro dotiert.