Zur Faschingszeit genießen die Bauhaus-Studenten das pralle Leben in Berlin. Foto: Hofmann Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Schüler der Rolf-Benz-Schule proben für den großen Auftritt / Projekt fördert Eigenständigkeit

Passend zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum hauchen die angehenden Abiturienten der Rolf-Benz-Schule ihrem Unterrichtsstoff Leben ein.

Nagold. Verwirrung und Ratlosigkeit machen sich breit. Die Lehrlinge des verschrobenen Design-Dozenten Johannes Itten sinnieren über das Nachzeichnen eines Bildes, das er ihnen aufgetragen hat. "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" oder "Form folgt Funktion", zitieren sie ihren Lehrmeister und fragen sich nach der Bedeutung dieser gewichtigen Worte.

So oder so ähnlich könnte es sich in einem Atelier der berühmten Kunstschule Bauhaus zugetragen haben. Passend zum 100-jährigen Jubiläum der Designakademie setzen sich Schüler der Rolf-Benz-Schule mit dem Schaffen und Wirken unterdrückter Künstler auseinander.

Von der Recherche bis zur Sponsoren-Akquise

Koryphäen wie Itten oder Walter Gropius sind den Schülern des Mediengestaltungszugs des Technischen Gymnasiums aus dem Unterricht wohl bekannt. Die Adaption der Unterrichtinhalte als Theaterstück ist jedoch eine Besonderheit. Durch die schauspielerische Umsetzung lassen sie den Unterrichtsstoff lebendig werden.

Dies geschieht in Begleitung der Lehrerin und Theaterpädagogin Helga Philipp. Seit 19 Jahren leitet sie den Seminarkurs Theater an der Nagolder Gewerbeschule. Zum dritten Mal erhält sie dabei Unterstützung von Matthias Ehmig, seines Zeichens Lehrer für Deutsch und Geschichte. Doch obwohl die beiden Lehrkräfte den Schülern der Jahrgangsstufe Eins mit fachmännischer Expertise zur Seite stehen, planen und erledigen diese den Großteil ihrer Aufgaben selbst.

Angefangen von der Materialrecherche bishin zur Sponsoren-Akquise übernehmen die Jugendlichen in selbstständiger Eigenarbeit alle anfallenden Herausforderungen.

Im Zuge ihrer Recherchen befragten die Schüler Zeitzeugen und förderten mithilfe von Oberbürgermeister Jürgen Großmann sogar die Tagebücher der Schriftstellerin Elisabeth Dünkelsbühler-Schaible zu Tage. Deren Gatte, Otto Dünkelsbühler, war einer der Künstler, die sich aufgrund des Arbeitsverbots der Nationalsozialisten bedeckt halten mussten. Um seinem Schaffen heimlich weiter nachgehen zu können, zog dieser ins ländliche Nagold. Die Tagebücher seiner Frau dienen daher in Teilen als Fundament für das Skript des Stückes.

Philipp, die das freie Arbeiten auf Augenhöhe lobt, betont außerdem, dass sogar ehemalige Schüler das Projekt in ihrer Verbundenheit tatkräftig unterstützten. Beispielsweise kümmert sich eine ehemalige Schülerin, deren Abitur bereits zehn Jahre zurückliegt, um das Stimmtraining der Jungschauspieler. Ein anderer einstmaliger Schüler, der sich inzwischen im Zuge seines Freiwilligen Sozialen Jahres in Afrika befindet, war sich nicht zu Schade, dem für die Bühnentechnik zuständigen Simeon sachdienliche Anweisungen via Skype zu geben.

"Klar ist es anstrengend und zeitaufwändig", erklärt Stefan, der abwechselnd fünf verschiedene Rollen verkörpert. "Aber es ist auch sehr persönlichkeitsbildend und von nichts kommt nichts." Seine Mitschülerin Lena pflichtet ihm bei. "Es ist auch gut für das Miteinander. Man lernt sich beim gemeinsamen Arbeiten auch besser kennen und abzustimmen", erklärt sie weiter. "Aber wenn man die erste Jahrgangsstufe mit Seminarkurs überlebt hat, ist die zweite Jahrgangsstufe kein Problem", ist sich Schauspielkollegin Julia sicher. Denn der Kurs ersetzt nicht nur die mündliche Abitursprüfung, sondern gibt den Schülern auch nützliche Methoden an die Hand, mit denen sich die Herausforderungen des Abiturs leichter meistern lassen.

Namensgebend für das Stück mit dem Titel "immer noch da" sind sowohl die Einflüsse, die das Bauhaus maßgeblich hinterlassen hat, als auch der Gegenwind, der sich in der ein oder anderen Form bis heute gehalten hat.

Am 24. und 25. Mai ab 20 Uhr feiert das junge Ensemble seinen großen Auftritt im Berufsschulzentrum Nagold. Im Kubus findet am 19. Juli eine weitere Aufführung für Schüler aller umliegenden Schulen statt. Außerdem ist das Stück am 28. Mai im Architare zu sehen und am 29. Mai bei Fleiner Möbel in Stuttgart; Beginn jeweils um 18.30 Uhr.