Soziales: Festgottesdienst für die neue Diakoniestation Nagold / Neuer Geschäftsbereich der Tagespflege
Eine Woche nach Ende der Vesperkirche sieht die Nagolder Stadtkirche wieder wie üblich aus: akkurate Sitzreihen, ausgerichtet auf den Altar. Aber an diesem Sonntagmorgen ist irgendwie der "Spirit" der Vesperkirche hier immer noch quicklebendig. Es ist der Festgottesdienst für die Diakonie.
Nagold. "Diakonie" bedeutet im griechischen Ursprung "Dienst" oder auch "Diener" – der Kern ja auch der Vesperkirche. Und ein kleinwenig erinnern die aufgestellten Tische rechts der Sitzreihen voller Kaffeekannen, Leckereien und Dekor an die Speisung der Vielen in den vergangenen Wochen. Gar so üppig geht es heute morgen hier zwar nicht zu, aber der Anlass zum Feiern ist auch wieder ein Anlass zum Verwöhnen und Verwöhnt zu werden - später, beim Empfang. Kirche, wie sie richtig Freude macht. Spaß bringt.
Dekan Ralf Albrecht leitet den Gottesdienst, das Fest an diesem Tag. Auch er hat sichtlich gute Laune, begrüßt viele persönlich. Der Sonnenschein draußen ist hier drinnen sehr präsent. Und wärmer ist’s hier auch. Der CVJM Posaunenchor unter der Leitung von Markus Mößner versteckt sich zwar fast ein bisschen hinter Altar und Kreuz, aber klanglich ist er umso präsenter. Das vielfach vibrierende Blech sorgt für das angemessene Maß an Kontemplation. Gerade soviel, dass man die "Lebensweisheitsworte" in der Predigt von Dekan Albrecht die eigene Seele berühren lassen kann.
Herzhaftes Lachen in der Kirche
"Wir pflegen in die Vergänglichkeit hinein", sagt er an die vielen Diakonie-Mitarbeiter im Kirchenraum gewandt. Meint die Menschen, denen diese Pflege jeden Tag gilt. Vielleicht auch ein bisschen die alten Räume der Diakonie, die nun nebenan zur Stadtkirche "leer stehen", nachdem hier eben noch "quirliges Leben" herrschte. "In unserer Gemeinde verändert sich gerade viel – Umarmen wir diese Veränderung." Sagt der Dekan. Und bringt die Kirche zum Lachen mit einer lustigen Geschichte von Cowboy Jim und seinem (neuen) frommen Pferd, für den seine Veränderung gar nicht gut ausgeht.
Herzhaftes Lachen in der Kirche. Weil bei Veränderungen auch mal Fehler gemacht werden. Weil Menschen fehlbar sind. Und das Leben eben nicht immer gerecht. Lachen hilft dann. "Ganz, ganz großer Dank von uns allen" eben an die vielen Diakonie-Mitarbeiter, so Dekan Albrecht, die diese Unzulänglichkeiten des Lebens jeden Tag auszuhalten haben, wenn wieder einmal "ein guter Mensch" vor der Zeit und mit viel zu viel Leid zu gehen hat. "Dienen" und "Dienst" – es ist dem Dekan wichtig, dass diese Arbeit eine christliche Diakonie leistet, "bewusst keine Sozialstation".
Die Diakoniestation selbst – die freut sich erst mal ausgiebig über die neuen Räumen, die verbesserten Arbeitsbedingungen, den neuen Geschäftsbereich "Tagespflege", der am 5. Februar mit den ersten elf Gästen seine Arbeit aufnehmen konnte – wie Diakonie-Geschäftsführer Klaus Schmid in seiner kurzen Ansprache mitteilen konnte. "Jetzt haben wir es geschafft." Vielen gilt es zu danken, die die positive Veränderung für die Diakonie erst möglich gemacht habe.
Bürgermeister Hagen Breitling freut sich in seinem Grußwort sichtlich, greift das Wort des Dekans auf: "Umarmen wir die Veränderung."
Und dann wird mit dem Chor der Mitarbeiter der Nagolder Diakoniestation einmal sichtbar, wie viele Menschen diese Diakonie eigentlich sind – wobei noch nicht einmal alle hier sein können. Denn die Pflicht läuft ja natürlich weiter, auch wenn es einen Anlass zum Feiern gibt. Trotzdem – stimmgewaltig das "Herr, das Licht deiner Liebe leuchtet auf". Und in wunderschöner Harmonie vorgetragen. Womit das eigentliche Wesen des diakonischen Gedanken und Werks ebenfalls auf einmal sehr, sehr deutlich sichtbar wurde.