Als der Bau-Bus in Nagold Station machte nahmen ihn Vertreter der Innung der Berufsschule der Kreishandwerkerschaft und natürlich Schüler genau unter die Lupe. Foto: Bernklau

Innung, Nagolder Berufsschule und Kreishandwerkerschaft gehen für Bauberufe in Charme-Offensive.

Nagold - Gebaut wird immer. Also wird man auch immer Maurer brauchen. Ein Beruf mit dauerhafter Perspektive also. Doch das Interesse des Nachwuchses hält sich in Grenzen. Das merkt man auch an der Rolf-Benz-Schule Nagold. Deshalb ist man dort jetzt in die Maurer-Charme-Offensive gegangen.

Martin Hirschberger formuliert das Problem ganz eindringlich: "Wir brauchen Lehrlinge und wir suchen sie, um unsere Betriebe am Leben zu erhalten", sagt der Bauunternehmer aus Bad Liebenzell, der gleichzeitig Innungsobermeister der Bau-Innung Calw-Nagold ist.

Und diese Lehrlinge müssten auch wirklich etwas auf dem Kasten haben, räumt Hirschberger mit dem Klischee auf, der Maurerberuf sei einfach gestrickt und wenig anspruchsvoll: "Wir sind eine wirklich hochtechnisierte Branche geworden, die gut ausgebildete Leute braucht", so der Innungsobermeister.

Um die potenziellen Lehrlinge über die tatsächlichen Inhalte der Berufe am Bau aufzuklären und sie für die Berufe zu begeistern, hat sich die Branche im Land richtig ins Zeug gelegt und einen so genannten Bau-Bus angeschafft, in dem man modern und innovativ über die Branche und ihre Möglichkeiten informieren kann.

Der Bus kostet in den drei Jahren, in denen er durchs ganze Land fahren und an Schulen und bei Ausbildungsmessen Halt machen soll, insgesamt stolze 660 000 Euro. Geld, das sich nach Ansicht von Hirschberger auch auszahlt: "Das ist eine Investition in die Zukunft unserer Branche", ist er überzeugt.

Als es darum ging, dass der Bus auch im Kreis Calw Halt und Werbung für die Bauberufe machen sollte, war Reinhard Maier, Leiter der gewerblichen Rolf-Benz-Schule in Nagold, sofort Feuer und Flamme und ließ den Bus dieser Tage gerne auf den Schulhof. Dass er diese Werbe-Aktion unterstützt, liegt nahe, denn die Nachwuchssorgen der Branche sind ein Stück weit auch seine Sorgen. Denn die Klasse für die Maurer an seiner Schule ist mit fünf Schülern nur noch sehr klein, "klein aber fein", wie der Schulleiter betont, der aber genau weiß, dass es nicht einfach sein wird, Berufsschulangebote mit so geringen Schülerzahlen auf Dauer an der Schule zu erhalten. "Und wenn uns die Maurer wegbrechen, sind alle anderen Bauberufe wie etwa die Stuckateure auch weg", orakelt Maier, der seinerseits mit seiner Schule auch einige Argumente für die Bauberufe in petto hat.

So habe man die Beschulung der Bauberufe von Vollzeit inzwischen auf Teilzeit umgestellt, was es möglich mache, dass die Azubis schon im ersten Lehrjahr gutes Geld verdienen können – eine Maßnahme, die im Übrigen auch von den aktuellen Maurer-Lehrlingen, die den Bau-Bus bei seinem Besuch in Nagold genau unter die Lupe nahmen, sehr positiv gesehen wird.

Schule in Nagold ist technisch großzügig ausgestattet

Ein weiteres Argument für die Bauberufe ist für Maier freilich auch die moderne und großzügige technische Ausstattung der Schule, für die der Landkreis gesorgt hat. All das führe auch dazu, dass die Azubis für ihre Prüfungen nicht irgendwohin fahren müssen, sondern sie in Nagold ablegen können, wie Christin Hain, Geschäftsstellenleiterin der Kreishanderkerschaft in Calw betont, die bei der Werbe- und Informationsoffensive natürlich auch an Bord ist und als Vorzüge der Ausbildung im Bausektor nicht nur die "guten Aufstiegsmöglichkeiten" nennt, sondern auch, dass auch für Mädchen und Abiturienten eine attraktive berufliche Karriere möglich ist.

Wo man eine solche Karriere im Kreis Calw starten kann, das könne man am besten direkt bei der Kreishandwerkerschaft Calw erfahren, so Hain abschließend.