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Die aus Nagold stammende Jazz-Sängerin Rieke Katz hat mit "That’s me" in der Seminarturnhalle ein Heimspiel

Eine Rückkehr natürlich, nach Nagold – "immer wieder Heimat", sagt sie. Ein Heimspiel. Rieke Katz hat hier nicht nur das Singen gelernt. Mit ihrer Band stellte sich die junge Jazz-Sängerin am Freitagabend in der Alten Seminarturnhalle dem Bistro-Publikum vor. "That`s me!" – eigene Lieder in englischer und deutscher Sprache.

Nagold. Gelernt ist gelernt. Am OHG gab es viel Musik. Aber vor allem Reiner Hiby an der Nagolder Musikschule hat Rieke Katz den Gesang gelehrt und sie Feuer fangen lassen für den Jazz. Auch in der Bigband. Jazz allerdings ist eine feine, kleine Nische. Und so öffnete sich schon ihr Studium an der Nürnberger Musikhochschule dem Pop und einer etwas leichteren Variante des Jazz, die sich auch gut als elegante Begleitung für einen luftigen Sommerabend eignet. Und Sommer war ja noch.

In der Seminarturnhalle hat sie einst bedient

Am fränkischen Konservatorium hat sie versierte Jazz-Instrumentalisten kennengelernt, die ihre selbstgeschriebenen Songs routiniert und virtuos, aber auch einfühlsam ins Studio oder auf die Bühne bringen.

"That`s me!" heißt ihre CD, mit der sie gegenwärtig so um die 20 eigene Konzerte im Jahr gibt. Der Liebe wegen zog sie nach Karlsruhe, wo sie inzwischen auch unterrichtet, was sie kann und zu bieten hat. Gefragt ist ihre geschulte Stimme auch für andere Gigs und Aufnahme-Sessions. Im Semi-Förderverein ist sie großgeworden, sagt sie, hat bedient in der Alten Seminarturnhalle.

Da hat sie ihr heimisches Publikum trotz spürbaren Lampenfiebers natürlich gewonnen. Der erste Song, ein bisschen angefunkt und ein bisschen soulig wie die meisten ihrer Lieder, hat noch einen englischen Text und drückt ihren ganzen Optimismus aus: "I can make it". Die Übersetzung gibt es aber auch gleich: "Du schaffsch des scho..."

Was sie dann auch geschafft hat, sich getraut hat, wie sie sagt, ist der Schritt vom eher unverbindlichen englischen Wort zum deutschen. "Ganz bei mir" heißt ein Titel oder englisch "I’ll be there" als Treueversprechen an die Freundin. Noch ist es auch da ein wenig appellhaft poetische Lebenshilfe gegen Stress und Fremdbestimmung. "Bleib du und hör auf dein Herz", hat sie auf Taschen und T-Shirt drucken lassen.

Getextet, bevor die Metoo-Debatte losging

"Vergiss niemals, dass deine Seele Flügel hat." Aber die Geschichten, die solche Texte dann packend machen und die ganze expressive Kraft der Stimme fordern, deuten sich schon an: "Manchmal wünsch ich mir mehr über den Dingen zu stehen – und Nein zu sagen". Das hat sie schon getextet, bevor die MeToo-Debatte losging. Denn erschienen ist ihr Album, das zweite, schon Anfang des Jahres.

Die vier Musiker können alle mit Soli ihre instrumentale Klasse zeigen, lassen aber sonst ganz viel Raum für die schöne Stimme und den Ausdruck von Rieke Katz. Wie sehr sie bei aller poppigen Gefälligkeit dem klassischen Jazz verpflichtet ist, hört man an ihrer Version des Swing-Standards "Wonderful" von George und Ira Gershwin. Eine Brücke will sie da bauen, hin und wieder auch zum Rock hinüber. Die 32-Jährige animiert ein bisschen mit "Hands overhead", aber das Publikum geht da auch ganz schnell sehr bereitwillig mit und feiert sie gebührend.

Ein schöner Heimatabend nicht nur für die Sängerin.