Jonathan Gecsoy freut sich auf die ersten Gäste. Ab Freitag hat das "Highlight" geöffnet. Foto: Fritsch

In ehemaligen "Multikulti"-Räumen nimmt "Highlight" seinen Betrieb auf. Proteste laufen ins Leere.

Nagold - Erst gab es Proteste von Anwohnern, dann gab die Stadt grünes Licht. Jetzt eröffnet eine neue Shisha-Bar am Busbahnhof - es soll aber kein zweites "Multikulti" werden.

Eigentlich sollte schon im September Eröffnung sein, nun geht es an diesem Freitag los. "Highlight" heißt die neue Location am Busbahnhof Nagold. "Bar - Café - Lounge" heißt es vielsagend im Untertitel. "Es soll nicht eine typische Shisha-Bar werden", meint der junge Betreiber Jonathan Gecsoy. "Die Türen sollen für alle offenstehen." Ganz anders als das frühere "Multikulti" solle es werden. Ob das die Anwohner beruhigt?

Proteste der Anwohner sind ins Leere gelaufen

Noch im September hatte sich Widerstand formiert, ein halbes Dutzend Anwohner hatte einen Brandbrief an die Stadt geschrieben. Von drohender Lärmbelästigung und Geruchsbelästigung war die Rede. Es ging die Furcht um, dass sozusagen ein "Multikulti zwei" entsteht, das junge Gäste bis tief in die Nacht vor dem Lokal stehen und Lärm schlagen, dann die an- und abfahrenden Autos plus üble Abluft aus dem "Wasserpfeifen-Lokal". Man habe in 17 Jahren "Multikulti" eben manch üble Erfahrung gemacht, so der Tenor des Widerstandes.

Jetzt steht der junge Betreiber in seinem neuen Lokal. Auf den ersten Blick mutet es an wie eine Hotellobby, tiefe Sessel, Cocktail-Tische - alles schick und seriös. "Für jeden soll die Tür offenstehen", so Gecsoy, "nicht nur für junge Leute". Ganz wichtig: Das neue Lokal öffnet schon um zehn Uhr morgens. "Man kann hier auch einen Kaffee trinken", meint Gecsoy. Also kein reines Abendlokal, auch die Musik solle nicht nur türkisch sein, von "kulturellem Austausch", spricht der Betreiber. Werktags soll es bis ein Uhr nachts gehen, am Wochenende bis drei Uhr.

Tatsächlich sind die Proteste der Anwohner ins Leere gelaufen. "Die Baugenehmigung wurde mittlerweile erteilt, weil alle gesetzlichen Voraussetzungen hierzu erfüllt sind", verlautet aus dem Rathaus. "Es hat darauf niemand Widerspruch erhoben, die Entscheidung ist mittlerweile rechtskräftig."

"Ehrlich gesagt, wir haben wohl resigniert"

"Wir haben es eigentlich nicht anders erwartet", meint Jürgen Hering, der ganz in der Nähe der neuen Location wohnt und mit zu den Protestierern gehörte. "Ehrlich gesagt, wir haben wohl resigniert", fügt der über 80-Jährige hinzu. Ausziehen wolle er aber trotzdem nicht, sondern jetzt erstmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Auch bei Norbert Klemm von der gleichnamigen Hausverwaltung scheint der Widerstandsgeist erlahmt, er wolle die ganze Sache jetzt hinter sich bringen: "Ich sage nichts mehr."

Tatsächlich ist die Stadt Nagold zum Schluss gekommen, "dass vom Betrieb der Shisha-Bar keine erheblichen Belästigungen für die Nachbarschaft entstehen werden", heißt es in einem Brief an Hering. Ein Gutachten habe ergeben, dass "die geltenden Lärmgrenzwerte eingehalten werden", teilte die Stadt weiter mit. Zudem weist das Rathaus darauf hin, dass es sich bei der Gegend rund um den Vorstadtplatz um ein "Kerngebiet" handele, in dem ruhiges Wohnen nicht Vorrang habe und in dem eben auch "Vergnügungsstätten" erlaubt seien. OB Jürgen Großmann: "Hier pulsiert das Leben." Gecsoy, ein Nagolder mit türkischem Vater und deutscher Mutter, betont immer wieder, dass er an einem guten Auskommen mit den Nachbarn interessiert sei. "Wir eröffnen hier kein Lokal, um zu streiten. Sondern wir wollen etwas Besonderes auf die Beine stellen."