"Kameldoc" wird Barbara Münchau auch genannt. In Hochdorf hat die pensionierte Tierärztin eine Tierfarm. Foto: Pieske

Die pensionierte Zootierärztin Barbara Münchau verfolgt mit der "Kameldocs Tierfarm" mehrere Ziele.

Nagold-Hochdorf - Über ein Gitter strecken fünf Lamas ihre Köpfe. Im Stall wiehert, blökt und schmatzt es. Drei Kamele lugen um die Ecke. Die "Kameldocs Tierfarm" in Hochdorf kommt einem kleinen Zoo gleich, verfolgt aber ein ganz eigenes Konzept. Seit Jahrzehnten gehören Tiere zu Barbara Münchaus Leben.

Mit 14 Jahren war ihr bereits klar: Sie möchte Tierärztin oder Verhaltensforscherin werden. Nach ihrem Tiermedizinstudium schrieb Sie ihre Doktorarbeit über die Zoohaltung von Kamelen – seither lassen die sensiblen Wiederkäuer sie nicht mehr los. Kein Wunder also, dass Freunde ihr irgendwann den Spitznamen "Kameldoc" gaben, unter dem sie heute ihre Farm führt. Ihre Dissertation öffnete ihr auch die Türe für die erste Tierarztstelle im Zoo Osnabrück – vor 34 Jahren noch ein echtes Novum in der damaligen Männerdomäne. Ihre berufliche Laufbahn endete im Naturzoo Kaiserslautern, wo sie bis vor zehn Jahren als Zoodirektorin und Tierärztin arbeitete.

Ein paar ihrer Tiere hat sie aus dem Zoo mitgenommen, andere kamen im Laufe der Jahre hinzu. Diese verbindet oft ein trauriges Schicksal. "Sie kommen aus schlechter Haltung oder sind altersbedingt von ihren Vorbesitzern abgegeben worden", erzählt Barbara Münchau. Insgesamt beherbergt sie rund 20 Tiere, neben den Kamelen und Lamas gibt es unter anderem ein Schaf, eine Ziege, ein Zwergzebu und einen Zwergesel.

Hof ist Hobby und Berufung zugleich

Für sie ist der Gnadenhof zugleich Hobby und Berufung. "Die einen haben ein Segelboot, wir haben den Gnadenhof", sagt sie. Aber dieses "Hobby" geht weit über Zeitvertreib der Familie hinaus, denn die Tiere sind auch für andere da. Da der Hof behindertengerecht ausgebaut ist, arbeitet sie eng mit den Lebenshilfe-Gruppen aus dem Umkreis zusammen. Aber auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ihr wichtig. Bei verschiedenen Ferienangeboten sollen sie den richtigen Umgang mit den Tieren und der Natur lernen. "So erfahren sie, was Verantwortung heißt", sagt sie.

Außerdem bietet sie tiergestützte Aktivitäten an, um schüchterne Kinder aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Denn sie weiß: Im Umgang mit Tieren kann man viel erreichen. Viele Jugendliche bleiben der Tierfarm treu und helfen abends aus. "Ohne sie ist das alles gar nicht zu schaffen", sagt die 64-Jährige. Da ihre Gnadenhoftiere aber eine spezielle und somit teure Versorgung benötigen, sucht sie auch Paten für die Gnadenhoftiere.

Neben ihrem Engagement vor Ort ist Barbara Münchau noch eine weitere Sache wichtig: Projekte in den Ursprungsländern ihrer Tiere zu unterstützen. "Schließlich sind sie die lebenden Vertreter ihrer Artgenossen, die oft bedroht sind". Es sei daher wichtig, eine Brücke zu schlagen. So könne der Tierschutzgedanke auch über Landesgrenzen hinaus weitergeführt werden, so Münchau.