Elke Salamon ist Leiterin der Lebenshilfe-Geschäftsstelle. Trotz des hohen administrativen Aufwands will sie die einzelnen Menschen nicht aus den Augen verlieren. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wir im Bürgerzentrum: Elke Salamon wagt sich an den Spagat zwischen Schreib- und Stammtisch heran

Von einer großen Einrichtung hat es Elke Salamon zu einem Verein gezogen. In der Lebenshilfe verwirklicht sie über die Jahre hinweg neue Ideen, setzt Impulse – und will dabei die Details nicht aus den Augen verlieren.

Nagold. "Ich finde es ganz wichtig, dass man vermeintliche Kleinigkeiten ernst nimmt", sagt Elke Salamon. "Denn Teilhabe sieht für jede Person anders aus." Diese Erkenntnis hat die Oberschwäbin verinnerlicht. In der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal hat sie einen Ort gefunden, an dem Raum für die individuellen Bedürfnisse behinderter Menschen geschaffen wird. "Was mich begeistert hat, war, wie schnell man im Verein gemeinsam Entscheidungen umsetzen kann", erinnert sich Salamon an ihre Anfangszeit zurück. 2008 ist sie zur Lebenshilfe gekommen, "das hat einfach gleich gepasst". Davor hat sie 27 Jahre lang bei einer großen Einrichtung in Ravensburg gearbeitet.

Die 58-Jährige kümmert sich als Leiterin der Geschäftsstelle um die operativen Aufgaben der Lebenshilfe. Über die Jahre hinweg bringt sie sich mit ihren Ideen ein, entwickelt das Angebot mit ihrem Team und dem Vereinsvorstand weiter. Gleich zu Beginn ruft sie einen offenen Stammtisch ins Leben, denn "in ungezwungener Umgebung erfährt man meistens, was die Menschen bewegt".

"Ich hatte schon immer ein ganz gutes Gespür für meine Mitmenschen", sagt sie und lächelt. "Und ich habe immer Verständnis für alle Lebenslagen." Ein Schlüsselmoment sei gewesen, als sie einen Vortrag von Müttern behinderter Kinder hört. "Die haben erzählt, wie es sich angefühlt hat, als ihre behinderten Kinder zur Welt gekommen sind. Da war ich baff", erinnert sich die gelernte Sozialwirtin, die selbst Mutter von drei eigenen und drei Pflegekindern ist. "Ich habe eben schon immer gerne Leben um mich herum gehabt", lacht sie.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. "Gerade Menschen mit Behinderung sind eine große Bereicherung für unsere Gesellschaft", sagt sie und lehnt sich vor. "Wenn man sieht, wie sich unsere Menschen an kleinen Dingen freuen können, dann führt mir das immer wieder vor Augen, was wirklich wichtig ist." Einmal war sie zu einer Hochzeit von zwei behinderten Menschen eingeladen. "Ich hab noch nie so eine tolle Hochzeit erlebt", strahlt sie. "Diese Unbeschwertheit – wenn die Musik gefällt, stehen sie einfach auf und tanzen drauf los. Deshalb macht mir die Arbeit unglaublich Spaß", lacht Salamon befreit.

Anfangs setzt sie an vorderster Reihe selbst neue Ideen um, erprobt frische Konzepte. "Mein Steckenpferd ist das ambulant betreute Wohnen", erklärt die 58-Jährige. Als die Lebenshilfe das Modell einführt, packt sie selbst in der Betreuung mit an. "Bis ich gemerkt habe, dass es läuft. Dann haben wir Personal eingestellt." Heute ist nicht nur dieser Bereich stark gewachsen. So zählt der Verein aktuell 318 Mitglieder, welche die Betreuung von 180 Menschen jeden Alters unterstützen. 20 bürgerschaftlich Engagierte und rund 60 Ehrenamtliche stellen neben den hauptberuflichen Mitarbeitern ein breites Angebot auf die Beine.

Salamons ruhige Stimme nimmt an Fahrt auf, als sie sich durch das dicke Programmheft blättert. "Wir haben hier keine Schubladen-Hilfen." Im Heft finden sich generationenübergreifende, aber auch spezifische Angebote, Treffen, Beratungen, Ausflüge und vieles mehr. "Das ist Wahnsinn", freut sich Salamon.

Bei ihr laufen nicht nur die Fäden für die aktuellen Jubiläumsvorbereitungen zusammen. Sie kümmert sich auch um beide Säulen der Lebenshilfe: Entlastungsdienste und Eingliederungshilfen. Daneben steht sie behinderten Menschen, ihren Angehörigen und allen Interessierten wöchentlich im Bürgerzentrum mit Rat und Tat zur Seite.

Auch wenn die Verwaltungsarbeit stark an Umfang gewonnen hat, so legt die Geschäftsstellenleiterin doch viel Wert auf einen persönlichen Austausch. "Manche Entscheidungen kann man nicht am Schreibtisch treffen."

Deshalb ist sie nach wie vor auch gelegentlich beim Stammtisch anzutreffen.

Die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal hat es sich als gemeinnütziger Verein zur Aufgabe gemacht, behinderte Menschen und ihre Angehörigen zu entlasten und zu unterstützen. Von Freizeitangeboten über Beratung bis hin zu bedarfsgerechter Förderung und ambulant betreutem Wohnen bietet die Lebenshilfe eine breite Palette an Angeboten. Wer sich davon selbst einen Eindruck verschaffen möchte oder einen Rat sucht, kann bei den Sprechzeiten der Lebenshilfe immer mittwochs, von 14 bis 17 Uhr, im Bürgerzentrum vorbeischauen. Darüber hinaus berät der Verein in der Geschäftsstelle, Steinbeisstraße 20.