Foto: Schwarzwälder Bote

Mangels Schnee hat man mehr Zeit für Gehölzpflege. Personal verstärkt mit Aggressivität konfrontiert.

Nagold - Am Dienstag hat der Winter, wie man ihn so kennt, mal wieder in der Region angeklopft. Doch auch ohne Schnee und Glatteis hatten die eigentlich für den Winterdienst zuständigen Straßenmeistereien im Kreis Calw in den vergangenen Wochen und Monaten genug zu tun.

"Die Straßenmeistereien haben eigentlich immer Saison." Derjenige, der das sagt, der muss es wissen. Michael Götz ist schon lange Leiter der Straßenmeisterei in Nagold. An diesem Dienstag stattet er einem Team einen Besuch ab, das in der Nähe von Rohrdorf in der so genannten "Hosenbändel-Kurve" Bäume von den Ästen befreit, die in die Fahrbahn ragen.

Genau diese Gehölzpflege an den Straßen im Kreis Calw ist es auch, mit der die Straßenmeistereien in den vergangenen Wochen und Monaten ausgiebig beschäftigt waren. "Wir haben uns um die straßennahen Gehölze gekümmert, haben Sträucher entnommen und Bäume gefällt, die durch Krankheit oder andere Umstände einfach nicht mehr standfest waren und auf Straßen zu stürzen drohten", berichtet Götz. Dabei ist es gar nicht so einfach, die labilen Bäume ausfindig zu machen, selbst für ausgewiesene Experten, wie Oberstraßenmeister Manuel Stengele ergänzt. Aber im Zweifelsfall gehe man dann doch auf Nummer sicher und fälle den Baum – immerhin geht es ja um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer auf den Straßen und Radwegen.

Erste Kontrollfahrt am 8. November

Das Know-how für das Fällen der Bäume hat das Team der Straßenmeisterei Nagold. "Wir haben da ausgebildetes Personal", so Götz. Nur bei extremen Lagen, etwa in steilem Gelände, hole man die Profis vom Forst und deren Spezialgerät dazu. Zeit lassen kann man sich mit der Gehölzarbeit nicht. Denn solche Arbeiten sind von Gesetzes wegen nur bis Ende Februar erlaubt. Danach dürfen die Straßenmeistereien nur eingreifen, wenn ein Baum eine echte Gefahr für Verkehrsteilnehmer darstellt.

Auch wenn es in der jüngsten Vergangenheit im Kreis Calw so gut wie nicht geschneit hat, läuft der Winterdienst der Straßenmeisterei schon seit Anfang November. "Die erste Kontrollfahrt haben wir am 8. November absolviert", berichtet Oberstraßenmeister Stengele. Der Frühdienst, der an sechs Tagen die Woche um 3 Uhr beginnt (sonntags ab 5 Uhr), laufe seitdem ständig. Dazu gehören Kontrollfahrten und – bei Bedarf – das Abstreuen der Straßen. Am Abend stehe man in Rufbereitschaft, ergänzt Götz. Gestreut wird übrigens nicht mit "normalem" Salz. Dazu verwenden die Straßenmeistereien eine Mischung aus Festmaterial (70 Prozent) und mit Sole behandeltem Salz, so genanntes Feuchtsalz. Das habe den Vorteil, so Manuel Stengele, dass das Salz eher auf der Straße bleibe und nicht weit in den Graben geschleudert werde.

Auf den 625 Kilometern zu betreuenden Bundes-, Landes- und Kreisstraßen haben die beiden Straßenmeistereien Calw und Nagold mit ihren jeweils elf Einsatzfahrzeugen in diesem Winter bereits 950 Einsatzfahrten absolviert und dabei – im Vergleich zum vergangenen Winter – nur die Hälfte des Salzes verbraucht. Im Winter 2018/19 waren es zum gleichen Zeitpunkt im gesamten Landkreis gut 2000 Tonnen, in diesem Winter liegt man bei aktuell etwa 1000 Tonnen.

"Da werden Vögel oder Mittelfinger gezeigt"

Egal ob Gehölzpflege, Winterdienst oder andere Arbeiten – inzwischen werden auch die Leute von den Straßenmeistereien mit einer unschönen Entwicklung konfrontiert. Wie Rettungsdienste, Feuerwehr oder Polizei müssen inzwischen auch die Straßenwärter mit üblen Beschimpfungen durch Autofahrer leben. "Da werden Vögel oder Mittelfinger gezeigt. Teilweise kommt es zu lebensgefährlicher Aggressivität gegenüber dem Personal", berichtet Manuel Stengele. "Für solche Autofahrer sind wir eigentlich immer im Weg."