Soziales: Die St. Elisabeth-Stiftung aus Bad Waldsee wird Bauherr und Träger der geplanten Einrichtung
So ein bisschen Erleichterung war schon spürbar – bei den Vertretern des Vereins "Stationäres Hospiz Region Nagold": Mit der "St. Elisabeth-Stiftung" (SES) aus Bad Waldsee wurden jetzt per Kooperationsvertrag "richtig breite Schultern" ins Boot geholt um das große Vereinsziel zu realisieren.
Nagold. Wahrscheinlich ist die Erleichterung bei allen Beteiligten noch sehr viel größer, als Vereinsvorsitzende Barbara Fischer, ihr zweiter Vorsitzender Peter Holzhauer und Schirmherrin Simone Großmann bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung mit der SES in den Nagolder Räumen der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg zeigen wollten.
Denn nach wie vor klafft ein "großes Delta" in der notwendigen Finanzierung des geplanten Hospiz-Neubaus: zwar hat der Hospiz-Verein bereits eindrucksvolle 700 000 Euro an Spenden und Fördergelder für sein Herzensprojekt zusammentragen können – aber das ist nur ein Viertel der insgesamt benötigten 2,8 Millionen Euro, die das Nagolder Hospiz nach heutiger Planung bis zu seiner Eröffnung einmal verschlungen haben wird. Und auch danach rechnet man fest mit einem jährlichen "Abmangel" – also einem Fehlbetrag in der Betriebsführung – von geschätzten 150 000 Euro, die irgendwie für den laufenden Betrieb aufgebracht werden müssen. Unterm Strich: einfach eine ziemlich große Menge finanzieller Risiken – vor allem für einen ausschließlich durchs Ehrenamt getragenen Verein wie dem der Hospiz-Unterstützer.
Eine "kirchliche Stiftung privaten Rechts"
Daher die Suche nach eben "richtig breiten Schultern", die mit den Lasten und Risiken künftig deutlich besser zurechtkommen könnten. Die "St. Elisabeth-Stiftung" bietet diese gesuchte, für den künftigen Nagolder Hospiz-Betrieb notwendige komfortable Größe: Die 1999 gegründete "kirchliche Stiftung privaten Rechts" beschäftigt inklusive der angegliederten, operativen Gesellschaften heute rund 2300 Menschen in ganz Baden-Württemberg. Dazu kämen "hunderte von ehrenamtlichen Helfern", die die von SES betrieben Pflegeheime, Sozialstationen, Behinderteneinrichtungen, Fachakademien, Wirtschaftsbetriebe, sogar eine eigene Therme (das Jordanbad in Biberach) und eben bereits auch zwei Hospize unterstützten, wie der seit Anfang dieses Jahres amtierende Vorstandssprecher der SES, Peter Wittmann, bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit dem Nagolder Hospiz-Verein erläuterte.
Historisch ist die SES quasi ein "Spin-off" des katholischen Kirchenordens der "Franziskanerinnen von Reute", der bereits ab 1848 von Ehingen (Donau) aus die Alten-, Behinderten- und Krankenhilfe im Gebiet der Diözese Rottenburg-Stuttgart aufgebaut hat. Zum Millennium übernahm die Stiftung die karitative Arbeit des Ordens, da sich allein aus den Mitgliedern des Ordens der wachsende Wirtschaftsbetrieb der verschiedenen, ordenseigenen Einrichtungen nicht mehr organisieren ließ. Als Stiftungs-Aufsicht fungiert neben einem paritätisch besetzten Stiftungsrat der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst – der in diesem Jahr ja auch die Nagolder Weinrede halten wird.
Womit sich ein bisschen auch wieder der Kreis schließt, denn bekanntlich gehört auch das Grundstück, auf dem das stationäre Hospiz den Planungen nach errichtet werden soll, der katholischen Kirchengemeinde Nagold – und wird dieses dem Hospiz in Erbpacht zur Verfügung stellen; wofür die (katholische) Kirche St. Michael samt Gemeindezentrum im Nagolder Quartier Kernen erst "Profaniert", also seine Weihe verliert; um dann abgerissen zu werden und dem Hospiz-Neubau zu weichen. Was allerdings bleiben wird von "St. Michael", ist der Name: Auch das künftige stationäre Hospiz soll nach den Wünschen seiner Organisatoren "St. Michael" heißen.
Das klare Signal, das von dem jetzt unterzeichneten Kooperationsvertrag von Hospiz-Verein und SES ausgehen soll: Es wird nun auch trotz der noch fehlenden finanziellen Mittel zügig an der Umsetzung der Pläne gearbeitet werden. Ziel "ist es, noch in diesem Jahr den symbolischen ersten Spatenstich" für den Neubau zu absolvieren, gibt SES-Vorstandssprecher Peter Wittmann das neue Tempo vor – was als künftiger Bauherr und Bauträger des Nagolder Hospizes auch seine Aufgabe ist. Eine weitere klare Botschaft dabei: Auch wenn Aufbau und Betrieb des Nagolder Hospizes jetzt sehr eng mit katholischen Einrichtungen verknüpft sind, wird das Haus selbst künftig komplett "konfessions-offen" sein und "Betroffenen ohne Ansicht von deren Weltanschauung" als Hort und Sterbebegleitung zur Verfügung stehen.
Viel Erfahrung im Aufbau von Hospizen
Der Hospiz-Verein selbst wird sich künftig in der neuen Konstellation auf die Arbeit eines reinen Fördervereins konzentrieren. Allerdings unterstreicht Vorsitzende Barbara Fischer, dass der Verein in einem Auswahlverfahren aus insgesamt drei Bewerbern sich sehr bewusst für die Kooperation mit der SES entschieden habe – weil diese "bereits viel Erfahrung in Aufbau und Betrieb von Hospizen" mitbringe und dem Hospiz-Verein auch künftig viel Mitspracherecht und Einflussmöglichkeiten eingeräumt habe – sozusagen das "Kleingedruckte" im Kooperationsvertrag.
Unterm Strich für den Hospiz-Verein "einfach eine ideale Konstellation", um die Aufbauarbeit für das Hospiz nun auch in eine realistische, tragfähige Zukunft zu führen. Starke Schultern eben.