Bauprojekt eines der größten der nächsten Jahre. Debatte um Höhe des Kopfbaus und seniorengerechtes Wohnen.
Nagold - Es wird eins der größten Bauprojekte der nächsten Jahre – und das auch noch im Herzen der Nagolder Innenstadt. Jetzt stellte die Stadt ihre Vorstellungen für die Zukunft des Anker-Areals vor. Wer im Vorfeld mit Konflikten und hitzigen Debatten gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Auch andere Erwartungen wurden enttäuscht.Wie bei anderen Großprojekten auch, setzt die Stadtverwaltung auch im Fall des Anker-Areals auf die intensive Einbindung der Bürger. Eine Bürgerversammlung fand bereits zu diesem Thema statt, allerdings ist seitdem einige Zeit ins Land gegangen. Jetzt wollte man die Nagolder im Kubus über erste konkrete Planungen und Vorschläge zur Zukunft dieses innerstädtischen Filetstücks informieren und hatte sowohl drei Vorschläge von Planungsbüros als auch die eigenen Vorstellungen im Gepäck. Wer angesichts der Tragweite des Projekts an diesem Abend mit einem vollen Haus gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Als Oberbürgermeister Jürgen Großmann, sein Stadtplaner Ralf Fuhrländer und Jan Currle von der Kommunalentwicklung die Ideen und Vorstellungen präsentierten, blieb im Kubus doch eine ganze Reihe Plätze leer.
Auf Initiative der Stadtverwaltung hatten drei Planungsbüros ihre Vorstellungen zu dem Areal ausgearbeitet. Es blieb Jan Currle von der Kommunalentwicklung vorbehalten, diese Konzepte den Nagoldern näher zu bringen.
Der Plan von Hähnig und Fromm sieht drei hintereinander gestaffelte, unterschiedlich hohe Gebäude vor, die wie Schollen am Rand der Waldach zu treiben scheinen und sich dem Verlauf des Flusses anpassen. Die Gebäude enden unmittelbar vor dem Areal des Hotels Adler. In Richtung Schmidgasse schlagen sie die Bebauung entlang der alten Stadtkante vor. Wie bei den anderen Büros soll das Parkplatzproblem über eine Tiefgarage gelöst werden. Das Konzept umfasst eine Nutzfläche von mehr als 4500 Quadratmetern.
Das Planerduo K9 und Krause aus Freiburg setzt auf zwei versetzte große Gebäude, die von oben wie ein auseinandergebrochenes Schiff wirken. Dieser Vorschlag legt mehr Wert auf großflächigen Einzelhandel als auf Wohnraum. Die Nutzfläche liegt auch hier bei 4500 Quadratmetern.
Schuler und Faktor Grün aus Düsseldorf beziehungsweise Freiburg sieht drei an der Waldach entlang platzierte Gebäude vor, die bis zur Klebbrücke reichen. Dieser Plan hat mit 3500 Quadratmetern die geringste Nutzfläche und legt den Schwerpunkt auf das Wohnen.
Aus diesen drei Vorschlägen hat die Stadt nun eine "Quintessenz" gebildet, die sie am Dienstag dem Gemeinderat als Vorlage für den Investoren- und Architekturwettbewerb präsentieren will. Der Rahmenplan sieht nun drei Gebäude vor, deren vorderes am Busbahnhof maximal 19 Meter hoch sein und fünf Geschosse umfassen soll. Es sollen dahinter zwei weitere Gebäude entstehen, die Richtung Longwy-Platz in der Höhe abfallen. Das erste und zweite Gebäude sollen mindestens im Erdgeschoss miteinander verbunden werden, damit großflächiger Einzelhandel – eventuell über zwei Ebenen – möglich ist. Das dritte Gebäude endet auf Hähe des Hotel Adler. Die Tiefgarageneinfahrt soll – auch weil es sich um private Stellplätze handeln wird – eher versteckt werden. In Richtung Schmiedgasse soll eine neue Stadtkante mit kleinteiliger Wohnbebauung entlang der Stadtmauer entstehen. Als Zukunftsperspektive nannte OB Großmann die Möglichkeit, dass diese Garage mit der Tiefgarage des Hotels Adler verbunden werden und eine neue Brücke den Krautbühlpark mit dem Areal verbinden könnte.
Wer angesichts der Pläne mit heißen Debatten bei den Bürgern gerechnet hatte, sah sich enttäuscht. Die blieben aus, möglicherweise auch deshalb weil die Präsentatoren schon zu Beginn klargemacht hatten, dass sie das Projekt im Einvernehmen mit den Anwohnern angehen wollten und die vorgelegten Vorschläge nicht in Stein gemeißelt sind: "Wir sind bereit zu Änderungen", betonte der Schultes. Darüber hinaus machte OB Großmann klar, dass das konfliktbeladene "Waldachufer West" – gegenüber dem Anker-Areal gelegen – derzeit kein Thema bei den Planungen sei. Und so beschränkte sich die Diskussion auf das Thema seniorengerechtes Wohnen, zu erwartende Wohnungspreise und die Höhe des Kopfbaus Richtung Busbahnhof, den einige Besucher doch lieber nicht ganz so hoch sehen würden.
Nach 90 Minuten gingen die Besucher ihrer Wege, ausgestattet mit dem Wissen, das auch der Nagolder Gemeinderat hat, der jetzt den nächsten Schritt beim Anker-Areal gehen muss.