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Straßenbeleuchtung in Nagold soll noch sparsamer und flexibler werden. Teilsanierung von 2800 Leuchten.

Nagold - "Wir machen jetzt Tabula rasa!" Es geht um Nagolds Straßenbeleuchtung, die gemäß Oberbürgermeister Jürgen Großmann auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden soll. Der Technische Ausschuss (TA) gab dafür "grünes Licht".

Und klein ist diese Aufgabe nicht, wie Frank Lempert von der als Berater zugezogenen Firma Endura kommunal aus Freiburg den TA-Mitgliedern berichten konnte: Über 119 Kilometer beleuchtete Straßen gibt es in Nagold, 375 Straßenzüge insgesamt mit exakt 4750 öffentlichen Laternen. Wobei Nagold aber schon bisher seine Hausaufgaben in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Kommunen gut gemacht habe. Bereits jetzt seien 32 Prozent der Straßenbeleuchtung mit modernen LED-Lampen ausgerüstet. Im Bundesschnitt kämen die deutschen Kommunen hier auf einen Wert von nur 15 Prozent. Und in umliegenden, vergleichbaren Kreisstädten habe Lempert, so sein Bericht, sogar Kommunen gefunden, die nur gerade einmal acht Prozent der neuen effizienten Leuchtmittel einsetzten.

Auch deshalb sei die Energiebilanz der Stadt Nagold in Bezug auf die Straßenbeleuchtung bereits jetzt sehr positiv: über 50.000 Euro konnten hier im vergangenen Jahr im Vergleich zum Ausgangsjahr 2013 an Stromkosten eingespart werden, was aber auch aufgrund günstigerer Strompreise möglich gewesen sei. Trotzdem sei noch "Luft nach oben" da, weil in Nagold nach wie vor viel veraltete Technik vorhanden sei. Und auch "auffällig viele verschiedene Lampentypen" im Stadtgebiet zum Einsatz kämen – über 50 unterschiedliche Leuchtenmodelle hat Lempert bei seiner Bestandsaufnahme zählen können.

Defizite gebe es vor allem bei bestimmten "dekorativen Lampentypen", die zwar viel Licht auf die Gehwege – mehr als benötigt – brächten, aber wenig auf die Straßen. Und bei seinen lichttechnischen Messungen in den vergangenen Wochen habe er auch "dunkle Löcher" im Nagolder Kernstadtbereich identifiziert – etwa in der Leonhardstraße, Teilen der Bahnhofstraße und der Haiterbacher Straße. Dabei sei die Innenstadt selbst insgesamt "sehr gut ausgeleuchtet und hell". Doch Lempert fragt in seinem Bericht auch: müsse man das aber auch künftig die ganze Nacht so hell lassen?

Teilsanierung von 2800 Leuchten

Womit die TA-Mitglieder beim stets mit viel Leidenschaft diskutierten Thema "Nachtabschaltung" angekommen waren. Das aber OB Großmann mit Blick auf die jetzt eigentlich anstehenden Themen schnell "abbog". Denn erst einmal gehe es um die Anschaffung neuer Leuchtmittel selbst, für die man noch in diesem Jahr die Planung abschließen wolle, um im Herbst bei den Haushaltsberatungen die notwendigen Finanzmittel fürs kommende Jahr freischaufeln zu können. Vorgesehen sei, so Großmann, möglichst schnell eine öffentliche Ausschreibung zu initiieren, um am Markt die tatsächlich entstehenden Kosten zu eruieren. Wobei man nicht die "ganz große" Lösung – also die Totalsanierung aller Leuchten – anstrebe; hier würden Kosten zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro anstehen. Sondern, so die Empfehlung von Berater Lempert und der Stadtverwaltung, eine Teilsanierung von rund 2800 der städtischen Straßenlampen – bei denen, wo möglich, LED-Leuchtmittel mit speziellen Gewinden in vorhandene Lampen eingebaut würden. Oder, wo die erste Lösung nicht möglich sei, Lampen auf LED-Technik insgesamt umgerüstet würden. Kosten dieser Variante insgesamt: Je nach eingesetztem Leuchtmittel im unteren sechsstelligen Bereich. Allerdings gebe es verschiedene Fördermöglichkeiten. Und auch die zu erzielenden weiteren Stromeinsparungen würden zu einer Amortisation der Investition führen.

Wobei aber die TA-Mitglieder auch hier vor allem wieder an den Möglichkeiten des flächendeckenden LED-Einsatzes in der Straßenbeleuchtung für die Nachtabschaltung beziehungsweise für eine dann mögliche "Nachtabsenkung" (Dimmen auf 25 oder 50 Prozent der maximalen Lichtstärke) interessiert waren. "Technisch umsetzbar", so Experte Lempert. Weshalb OB Großmann versprach, in den kommenden Monaten einige "Prototypen" mit der neuen Lichttechnik im Stadtgebiet aufzubauen, um dann den Gemeinderäten in einer "Nachtbegehung" die künftigen Möglichkeiten der Straßenbeleuchtung vorzuführen. Danach könne man ausführlich diskutieren, wieviel Licht an welchem Ort der Stadt sinnvoll sei.