Kämpfen für ihr Konzept "Metropolexpress Plus" (von links) Rainer Kaufmann, Geschäftsführer des Interessenverbandes Gäu Neckar Bodenseebahn, Nagolds OB Jürgen Großmann, Oberndorfs Bürgermeister Hermann Acker, Nagolds Umweltbeauftragter Peter Widmann-Rau und der Tübinger Verkehrsplaner Ulrich Grosse. Foto: Kunert

Zugverkehr: Oberbürgermeister Großmann vereint Mitstreiter unter dem Etikett "Metropolexpress Plus".

Nagold - "›Interim Plus‹ ist tot. Es lebe ›Metropolexpress Plus‹!" Es sind schon richtig dicke Bretter, die die Stadt Nagold bohren muss, um irgendwann nun endlich die nahtfreie Anbindung per Schiene an die Region Stuttgart zu schaffen.

Und genau deshalb hat Oberbürgermeister Jürgen Großmann die Mitstreiter aus der im vergangenen Jahr beerdigten Interessengemeinschaft "Interim Plus" nun unter dem Etikett "Metropolexpress Plus" neu um sich geschart, um den Kampf an dieser Front gemeinsam weiterzuführen. Und es gebe mehr Grund zum Optimismus als zuvor in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten, die die Stadt Nagold diesen Kampf nun schon kämpft.

Die aktuelle Situation: Deutsche Bahn (DB) und das Land Baden-Württemberg haben unter dem Label "Interim" eine neue Fahrplan-Taktung auf der Achse Stuttgart-Zürich umgesetzt, um hier eine Beschleunigung der Verbindung zu erreichen – auf die sich die Beteiligten bereits 1996 in der sogenannten "Vereinbarung von Lugano" geeinigt hatten.

Der Pferdefuß dabei: Für einige kleinere Orte entlang dieser InterCity-Verbindung bedeutet "Interim" eine reduzierte Anzahl von Halten der IC-Züge an ihren Bahnhöfen, weshalb Bewohner dieser Orte – unter anderem Gäufelden, Sulz und Oberndorf – nun nur noch alle zwei Stunden umstiegsfrei nach Stuttgart kommen. Weshalb sich einige dieser Kommunen mit Nagold und der Gäubahn zur IG "Interim Plus" zusammenschlossen, um mit einer eigenen Konzeption die bessere Anbindung zu organisieren. Letztendlich scheiterte das an den bereits bestehenden Verträgen von Land und DB. Zur Erinnerung: Die DB wollte 1,5 Millionen Euro "Verdienstausfall" pro Jahr, wenn sie den eigenen Fahrplan "Interim" an "Interim Plus" hätte anpassen sollen. Keine Seite war bereit das zu zahlen.

Aber jetzt kommt, nach einem neuen Deal zwischen Land und DB, die neue Stuttgarter Verkehrskonzeption "Metropolexpress", mit der bis 2025 das gesamte Stuttgarter Umland im sogar Halbstundentakt an die Hauptstadt des Landes per Schiene angeschlossen werden soll.

IG soll bis Ostern eine Detailplanung vorlegen

Doch in der Ausgangskonzeption ist Nagold wieder nicht berücksichtigt – wie auch die Kommunen südlich von Horb. Besondere Problematik für Nagold: Der Anschluss ans Hauptnetz (bei Hochdorf) ist noch nicht elektrifiziert; Kosten schätzungsweise: neun bis zehn Millionen Euro. Diese ließen sich aber – gemäß einer extra in Auftrag gegebenen Studie – durch ein Passagier-Mehraufkommen von mehr als 2000 Fahrgästen pro Tag decken. Der Tübinger Verkehrsplaner Ulrich Grosse, "Vater" von "Interim Plus" und nun "Metropolexpress Plus", geht aber auch vom Mehr-Bedarf von drei Wagen für die Bahn aus, wenn der Anschluss von Nagold tatsächlich vollzogen werden würde – weitere Mehrkosten.

Trotzdem ergab jüngst ein Gespräch der nun "IG Metropolexpress Plus" genannten Beteiligten mit dem Stuttgarter Verkehrsministerium, dass man dort den Vorschlägen aus Nagold offen gegenüber eingestellt sei. Die IG soll bis Ostern eine optimierte Detailplanung vorlegen, wie genau eine Anbindung der Kommunen aussehen und wie die entstehen Kosten gedeckt werden könnten. Bis Sommer will man sich dann wieder zusammensetzen, um abzustimmen, welche Planung das Land in die Gesamtkonzeption "Metropolexpress" aufnehmen kann und wird. Nagolds OB Großmann ist optimistisch, dass auch bei einem eventuellem Regierungswechsel nach der Landtagswahl Mitte März das Thema im Sinne der "IG Metropolexpress Plus" fortgeschrieben würde. "Die Vorteile des Konzeptes sind ja regierungsunabhängig."

Zum einen müsse Stuttgart die Zahl einpendelnder Autos drastisch reduzieren, um die Feinstaubproblematik in den Griff zu kriegen. Zum anderen würde eine direkte Schienen-Anbindung in den südlichen Kreis Calw/Nordschwarzwald den Stuttgartern einen schnelleren Zugang zu den hiesigen Naherholungsgebieten bieten. "Das Konzept ist also keine Einbahnstraße." Dennoch ist auch dem OB bewusst, dass es in diesem "großen politischen Spiel" nicht nur Befürworter der erweiterten Metropolexpress-Vision gibt. "Deshalb werden wir nicht nachlassen, diese richtig dicken Bretter zu bohren und weiterhin unsere Überzeugungsarbeit zu leisten."